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In Planica auf 253,5 Meter gesegelt

Bei der Qualifikation für das Skifliegen beim Weltcup-Finale in Planica hätte es am Donnerstag beinahe eine Egalisierung des Weltrekordes von Stefan Kraft gegeben. Für den Paukenschlag sorgte ein ÖSV-Teamkollege. Gregor Schlierenzauer segelte sensationell auf 253,5 Meter. Der 28-jährige Tiroler konnte seinen Flug auf der Letalnica aber nicht stehen und kam ins „Rodeln“.

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Während Kraft bei seinem Rekord im letzten Jahr in Vikersund regulär landete, musste Schlierenzauer mit beiden Händen in den Schnee greifen. Der Weltrekord konnte deshalb nicht gewertet werden. Aber auch ohne Bestmarke war der Tiroler glücklich. „Ich bin irgendwie noch gar nicht ganz unten. Das war ein unglaublicher Flug. Ich war sehr hoch, dann ist es sehr weit gegangen. Einfach nur geil“, sagte Schlierenzauer im ORF-Interview.

Der Flug von Gregor Schlierenzauer

Bei der Qualifikation in Planica egalisiert Gregor Schlierenzauer mit 253,5 Metern die Weltrekordweite. Er konnte seinen Sprung aber nicht stehen und griff bei der Landung in den Schnee.

Die persönliche Bestmarke des fünffachen Einzel-Siegers in Planica lag bisher bei 243,5 Metern - aufgestellt im Jahr 2011 in Vikersund. Angst, dass sein Knie nach der im März 2016 erlittenen Kreuzbandverletzung nicht halten könnte, hatte Schlierenzauer nicht. Viel eher bewies der Tiroler, dass sein schon oft gepriesenes Fluggefühl noch immer vorhanden ist. „Immer wenn ich zum Skifliegen gehe, habe ich das im Kopf. Wenn es dahingeht, muss man das durchziehen. Das ist weit weniger gefährlich als aufgeben. Das Knie hat gehalten, alles ist tipptopp“, sagte der Tiroler.

„Die Latten um die Ohren geschlagen“

Von seinem Flug, der zwei Meter weiter ging als der Schanzenrekord, zeigte sich Schlierenzauer jedenfalls begeistert. „Sicher hatte ich auch das nötige Glück mit dem Wind, aber der Sprung war sehr konsequent vom Tisch. Ich bin dann auch gleich auf der Welle draufgeblieben. Dann habe ich schon gemerkt, dass es mir in der Luft die Latten so um die Ohren schlägt. Ich bin dann bis zum Schluss voll draufgeblieben. Unten war es dann schon echt flach, aber es war geil“, schilderte Schlierenzauer seinen Flug.

Für den 28-Jährigen waren die 253,5 Meter am Ende einer durchwachsenen Saison auch ein persönliches Erfolgserlebnis. Bisher konnte der 53-fache Weltcup-Sieger noch keine Top-Ten-Platzierung erreichen. Für das Weltcup-Finale mit den zwei Einzel-Springen am Freitag und Sonntag sowie dem Team-Bewerb am Samstag tankte Schlierenzauer jedenfalls Selbstvertrauen. „Ich kann das noch gar nicht ganz glauben, aber so ein Adrenalinkick tut auf jeden Fall einmal gut“, sagte der ÖSV-Adler.

Kraft lobt Schlierenzauers Mut

Aufgrund der Punkteabzüge beendete Schlierenzauer die Quali nur auf dem zehnten Rang. Sieger wurde der Norweger Johann Andre Forfang mit einem Flug auf 241 Meter und 243,4 Punkten vor dem Slowenen Anze Semenic (234/235,3) und dem Polen Dawid Kubacki (224,5/227,7). Zweitbester Österreicher wurde Manuel Fettner mit 212 Metern auf Rang 20. Stefan Kraft (213 m) und Daniel Huber (221,5) schafften als 22. bzw. 26. ebenfalls die Qualifikation für den Bewerb am Freitag (15.00 Uhr, live in ORF eins und im Livestream).

Kraft, der mit seinem Flug nicht unzufrieden war, aber noch Luft nach oben sah, freute sich mit Schlierenzauer. „Ich habe seinen Flug im Fernsehen gesehen. Da habe ich mir gedacht: ‚Bist du narrisch.‘ Ich muss ihn noch fragen, ob es nicht irgendwie möglich war, die Hände vorne zu lassen. Er war schon brutal hoch und unten ist es schon sehr flach. Aber Hut ab vor ihm, dass er so vorne geblieben ist“, sagte der Salzburger und lobte den Mut von Schlierenzauer.

Rückenwind bei Top Ten im Skiflug-Weltcup

Von den ÖSV-Adlern nicht dabei sind Philipp Aschenwald (46./213 m) und Clemens Aigner (49./180,5). Auch Daniel-Andre Tande blieb auf der Strecke. Der norwegische Skiflug-Weltmeister von Oberstdorf kam nur auf 199,5 Meter und verpasste als 41. die Qualifikation der Top 40 knapp. Nach Schlierenzauer hatten sich aber auch die Windbedingungen geändert. Bei den Top Ten des Skiflug-Weltcups herrschte sogar Rückenwind. „Ich habe um jeden Meter gekämpft, aber es war kein Genuss“, sagte Kraft. „Aber ich bin froh, dass ich dabei bin, denn anderen ist es nicht so gut gegangen.“

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