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Ersatzspieler brennen auf Einsatz

Das Gastspiel der österreichischen Nationalmannschaft am Dienstag in Luxemburg (20.30 Uhr live in ORF eins) ist für jene Spieler, die beim 3:0 gegen Slowenien zuschauen mussten, eine Art Castingshow. Gegen den Außenseiter, gegen den Österreich noch kein Duell verloren hat, bietet sich für einige Akteure die Chance, sich nachhaltig für höhere Aufgaben zu empfehlen.

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Die Österreicher gelten im ersten Auswärtsspiel unter dem neuen Teamchef in Luxemburg als klare Favoriten. Foda wird aber nicht müde, vor den Luxemburgern zu warnen. „Es gibt keine Zwerge mehr, die Zeiten sind vorbei“, betonte der Deutsche. Der Test soll auf jeden Fall als solcher genutzt werden. Mehr als die Hälfte der Startformation dürfte gegenüber dem Sieg gegen Slowenien neu sein, darunter mit Torhüter Jörg Siebenhandl möglicherweise ein Debütant.

Völlig offen ist die taktische Grundaufstellung. Sowohl eine Dreier- als auch eine Viererkette in der Abwehr sind möglich. Der Teamchef will beide Optionen im Repertoire haben. Mit dem dritten Sieg seiner Amtszeit würde Foda für den besten Start eines ÖFB-Teamchefs seit Erich Hof 1982 sorgen. Fünf Siege in Folge sind dem ÖFB-Team in den vergangenen 20 Jahren auch nur einmal gelungen - 2015, als unter Marcel Koller die EM-Teilnahme fixiert wurde.

Koller zeichnete vor seinem Abschied im Herbst auch noch für die ersten beiden Erfolge der laufenden Serie verantwortlich. Ausgemacht ist der perfekte Start in seine Amtszeit jedoch nicht, so Foda: „Letztendlich sind das immer die schwierigen Spiele. Jeder erwartet, dass man gewinnt“, meinte Foda. „Ich glaube, damit muss man dann auch umgehen können.“

Kainz ist Flexibilität gewohnt

Einer, der gute Chancen hat, am Dienstag von Beginn an einen Teil zum sechsten Sieg en suite beizutragen, ist Flügelspieler Florian Kainz. Der Legionär von Werder Bremen kam gegen Slowenien erst in der zweiten Hälfte für Valentino Lazaro zum Einsatz und baute seine beeindruckende Statistik aus. Mit Kainz auf dem Platz hat das ÖFB-Team sechs Spiele in Folge nicht verloren. Bei der Premiere von Foda im November gegen Uruguay (2:1) war er von Beginn an aufgeboten worden. „Ich werde versuchen, mich aufzudrängen und zu empfehlen für die nächsten Spiele“, sagte Kainz.

Rajko Rotman (SLO) und Florian Kainz

GEPA/Daniel Goetzhaber

Kainz (Mi.) durfte auch in der zweiten Hälfte gegen Slowenien bei Foda vorspielen

Unter Foda war er 2011 als 19-Jähriger mit Sturm Graz Meister geworden. „Franco kennt mich schon sehr lang“, sagte Kainz, „er weiß, welche Dinge er als Trainer machen will, und die zieht er durch.“ Unter anderem etablierte Foda im Team in kurzer Zeit das 3-4-3-System. Die taktische Alternative funktionierte gegen Slowenien trotz der kurzen Vorbereitungszeit bereits sehr gut. „Jeder Spieler ist bereit, alles aufzunehmen“, so Kainz.

Der 25-Jährige ist Flexibiliät aus dem Club gewohnt. Kainz selbst hat in Bremen bereits auf vielen verschiedenen Positionen gespielt - auch als rechter Außenspieler in einer Fünferkette. Flexibilität ist im modernen Fußball wichtig, besonders wohl fühlt sich der 25-Jährige aber links in der Offensive. „Das habe ich mein ganzes Leben gespielt. Da kenne ich die Abläufe am Besten“, sagte Kainz.

Bauer gefällt Konkurrenzkampf

Auf den Seiten werden nach den regenerationsbedingten Freistellungen von Stefan Lainer und David Alaba in Luxemburg wohl auch Moritz Bauer und Andreas Ulmer zum Einsatz kommen. Erstgenannter mauserte sich im Herbst noch unter Koller zum Stammspieler und begann auch Fodas erste Partie gegen Uruguay. Dass er gegen Slowenien nur auf der Bank saß, störte den 26-Jährigen nicht. „Ein bisschen Konkurrenzkampf ist ganz gut, das belebt das Geschäft“, meinte der Stoke-Legionär. Lainer spiele eine „herausragende“ Saison: „Ich versuche jetzt nachzulegen. Testspiele sind wichtig, damit sich alle zeigen können.“

Mögliche Aufstellung von Österreich

Grafik: ORF.at

Mögliche Aufstellung Österreich

Die beiden Systeme - das neue 3-4-3 und das unter Koller hauptsächlich praktizierte 4-2-3-1 - machen das Team laut Bauer „unberechenbarer“. Während sich der gebürtige Schweizer nach seinem Wintertransfer bei Stoke City gut eingefunden hat, stand Kevin Wimmer dort zuletzt nicht einmal im Kader. Der Innenverteidiger, seit seinem 18-Millionen-Euro-Transfer im Sommer der zweitteuerste heimische Kicker, ist daher auch im ÖFB-Team nur auf Abruf nominiert.

Düdelingen als warnendes Beispiel

Auf dieser Liste fand sich bei Fodas Vorgänger Koller zumeist auch Ulmer wieder. Unter Foda erhält der Salzburg-Routinier eine neue Chance. Sollte Alaba in Zukunft wieder einmal ins Zentrum rücken, gilt es, die Linksverteidigerposition zu besetzen. Als Vertreter in der Rolle des Bayern-Stars sieht sich Ulmer in Luxemburg nicht. „Ich möchte mein Spiel machen und wie beim Club meine Leistung bringen“, so der gebürtige Oberösterreicher.

Der Gegner sei nicht zu unterschätzen, betonte Ulmer. Eine unliebsame Überraschung hat der 32-Jährige in Luxemburg bereits erlebt: 2012 war er einer von vier aktuellen Teamspielern, die mit Salzburg in der Champions-League-Qualifikation an Düdelingen scheiterten (0:1/a, 4:3/h). „Das möchte ich nicht wiederholen“, sagte der Routinier. Auch Martin Hinteregger, Stefan Ilsanker und Stefan Hierländer waren damals mit dabei. Die Blamage sei aber kein Thema mehr. „Das ist schon so lange zurück. Es geht im Fußball so schnell“, sagte Ulmer. „Wir schauen nach vorne.“

Luxemburg zu Hause stark

Die Luxemburger haben zu Hause seit fast einem Jahr (0:2 gegen Kap Verde) nicht verloren. „Ich gehe davon aus, dass Luxemburg sehr kompakt in der eigenen Hälfte verteidigt“, meinte Foda. Gegen einen tief stehenden Gegner sei es das Wichtigste, bei Ballgewinn schnell und zügig nach vorne zu spielen. „Entscheidend ist, wie wir auftreten. Wir sind in der Lage, auswärts zu bestehen und zu gewinnen.“

Bei allen anderen positiven Serien: Auswärts haben die Österreicher nur eine ihrer vergangenen vier Partien für sich entschieden - im Oktober in Moldawien (1:0). In den jüngsten zehn Länderspielen gab es allerdings auch nur eine Niederlage. Fünf Partien ist das ÖFB-Team ungeschlagen. Gegen Slowenien habe man ein gutes Spiel gemacht, meinte Foda. „Teilweise war es sogar sehr gut. Jetzt gilt es, das zu bestätigen.“

Viel hänge in Duellen mit sehr defensiv eingestellten Gegnern vom Spielverlauf ab. Ein frühes erstes Tor wie gegen die Slowenen würde den Österreichern in die Karten spielen. „Wenn sie sich öffnen müssen, wird es für sie schwierig“, sagte Foda über die Gastgeber. „Sonst sind sie immer kompakt.“ Der Teamchef will den Schwung aus dem Slowenien-Spiel mitnehmen: „Wir wollen wieder versuchen, etwas zu entwickeln. Wir wollen wieder druckvoll sein, aggressiv spielen.“

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