„Es war wirklich erschreckend“
Tamira Pasek ist die Nummer 26 der Welt gewesen und zweimal im Wimbledon-Viertelfinale gestanden. Sie hat einen Sieg gegen die damalige Nummer eins, Ana Ivanovic, zu Buche stehen und durfte sich über drei Titel auf der WTA-Tour freuen. Doch die Vorarlbergerin wurde durch Verletzungen und Erkrankungen immer wieder zurückgeworfen. Nun kehrt sie bei einem kleinen Turnier in Wiesbaden in den WTA-Zirkus zurück.
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Die 27-Jährige, die endlich wieder schmerzfrei und voller Hoffnungen ist, hat ein Martyrium hinter sich. Nach einer kombinierten Mandel-, Nebenhöhlen- und Kieferhöhlenoperation Ende Oktober 2016 glaubte sie, die chronischen Probleme behoben zu haben.
Doch erst danach begann der Leidensweg so richtig: Möglicherweise mit ausgelöst durch die Operation erkrankte Paszek an einer Trigeminusneuralgie, einer schmerzhaften Nervenerkrankung im Gesicht. „Ich habe wahrscheinlich ein bisschen zu früh wieder angefangen, bei der OP ist alles gut verlaufen und auch nichts kaputt gemacht worden. Es kann sein, dass alles noch nicht ganz verheilt war“, erinnerte sich Paszek im Gespräch mit der APA.
„Da war mir die Gesundheit wichtiger“
Bei zwei Turnieren versuchte sie Anfang des Vorjahres ein Comeback, musste aber jeweils schon in der ersten Partie aufgeben. Danach zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück. „Es war wirklich extrem schmerzhaft, drum ist mir die Entscheidung auch relativ leicht gefallen, das Jahr zu beenden. Ich habe gewusst, dass die Krankheit chronisch bleiben kann, und das wollte ich natürlich nicht, ein Leben lang mit den Schmerzen, da war mir die Gesundheit wichtiger“, erklärte die Dornbirnerin.
„Ich bin auf Empfehlung des Arztes viel unterwegs gewesen, viel in der Wärme und in der Sonne.“ Sie musste in dieser Zeit starke Medikamente nehmen. „Es war ganz gefährlich, ich durfte vier Monate gar keinen Sport machen. Ich hatte Herzrasen wegen der Medikamente schon beim Stiegengehen. Es war wirklich erschreckend und nicht lustig. Ich bin froh, dass ich das jetzt relativ schnell in den Griff gekriegt habe in einigen Monaten“, sagte Paszek im Rückblick auf diese schwierige Phase.
Ein anderer Blickwinkel
Vom Tennis habe sie rund neun Monate nichts hören wollen. „Ich habe weder Ergebnisse geschaut noch Nachrichten, ich habe den Abstand auch gebraucht. Ich habe die Krankheit auch als Chance gesehen, mein Leben anders zu gestalten.“ Sie wollte herausfinden, was ihr sonst noch Spaß macht, immerhin war sie seit dem zwölften Lebensjahr in Sachen Tennis unterwegs gewesen. „Das war ganz in Ordnung, es hat mir auch viel geholfen, die Freude wiederzuentdecken und einfach das Ganze aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.“
GEPA/Alan Grieves
In Eastbourne feierte Paszek 2012 ihren dritten und bisher letzten Titel auf der WTA-Tour
Eigentlich wollte Paszek schon im Herbst wieder mit dem Training beginnen, dann wurde aber ein Nervengeschwulst zwischen den Zehen am rechten Fuß via MRI entdeckt, das im November entfernt werden musste. Der Plan, schon im Jänner in Australien auf die Tour zurückzukehren, musste verworfen werden.
„Habe mich immer besser gefühlt“
In den vergangenen dreieinhalb Monaten hat sich Paszek intensiv in Bukarest auf ihren Neustart vorbereitet. „Ich habe mich von Woche zu Woche immer besser gefühlt und wirklich auch Spaß beim Training gehabt. Der Körper hat mitgemacht. Jetzt habe ich gesagt, ich nehme die Wildcard in Wiesbaden für das Einzel und Doppel an“, sagte Paszek in Vorfreude auf ihre Rückkehr an jenen Schauplatz, an dem sie vor vier Jahren das Endspiel erreicht hatte.
Bis zum April 2019 hat sie noch ein „geschütztes Ranking“ von 199 für acht Turniere. Es gilt also, diesen kleinen Startvorteil klug einzusetzen. Doch Paszek setzt sich vorerst kleine Ziele. „Ich bin selbst gespannt, wo ich stehe und wie es läuft. Ich sehe das Ganze relativ entspannt“, sagt sie.
„Ich starte von null“
Im WTA-Ranking ist sie schon länger nicht mehr gelistet, es ist also eine zweite Karriere. „Ich starte von null. Das ist ein extra Ansporn, so eine lange Pause hatte ich noch nie.“ Mit 27 ist sie vom Alter her in bester körperlicher Verfassung und möchte noch einige Jahre spielen. „Ich habe Ziele und Träume, die ich gerne verwirklichen würde, und will nicht einfach aufhören, weil der Körper nicht mehr mitspielt.“ Zunächst zählt aber nur eines: „Einfach wieder auf dem Platz zu stehen, ohne die ganze Zeit an den Körper denken zu müssen. Einfach auf Match und Gegner konzentrieren und kämpfen.“
Den weiteren Turnierplan will sie erst nach den ersten Erfahrungen erstellen und auch nicht gleich jede Woche spielen. „Ich will Kopf und Körper Zeit geben, sich wieder einzufinden.“ Sollte es wie erhofft aufwärtsgehen, sind ihre guten Erinnerungen auch Motivation für mehr. „Den einen oder anderen Titel dazuzuholen, einfach noch einmal nach oben kommen, wäre ein Traum“, so Paszek.
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