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Evolution statt Revolution

Von 2008 bis 2012 dominierte Spaniens Fußballnationalmannschaft das internationale Geschehen beinahe nach Belieben. Andres Iniesta und Co. holten in dieser Zeit zwei EM- sowie dazwischen 2010 auch den WM-Titel. Doch diese Erfolgsära endete vor vier Jahren abrupt.

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Für den Titelverteidiger begann die WM in Brasilien mit einem 1:5-Debakel gegen die Niederlande. Und nach einem 0:2 im zweiten Gruppenspiel gegen Chile stand das vorzeitige Ausscheiden bereits fest.

Auch die EM 2016 verlief mit der 0:2-Niederlage im Achtelfinale gegen Italien enttäuschend. Danach trat Vicente del Bosque als Teamchef ab, sein Nachfolger wurde der Baske Julen Lopetegui. Der große Umbruch blieb unter dem ehemaligen Ersatztormann von Real Madrid und dem FC Barcelona aber aus. „Es wird keine Revolution geben, sondern eine Evolution, bei der einige junge Spieler ihre Chance bekommen“, kündigte der ehemalige Torhüter Lopetegui bei seiner Präsentation im Sommer vor zwei Jahren an.

In WM-Qualifikation ungeschlagen

Diese Mischung aus Erfahrung und Frischblut brachte in der WM-Qualifikation den gewünschten Erfolg: Spanien blieb in sämtlichen zehn Partien der Gruppe G ungeschlagen, feierte neun Siege, glänzte mit einem Torverhältnis von 36:3 und setzte sich klar mit fünf Punkten Vorsprung vor den in Russland abwesenden Italienern durch. Bei der WM trifft der Titelkandidat nun in der Gruppe B auf Europameister Portugal sowie die Außenseiter Iran und Marokko.

Andres Iniesta

Reuters/Jon Nazca

Seit über zwölf Jahren zählt Iniesta zu den Stützen der spanischen Nationalmannschaft

Die wichtigsten Stützen von „La Roja“ sind noch immer Mittelfeldstratege Iniesta, Kapitän Sergio Ramos, David Silva und Gerard Pique. Auch der „Tiki-Taka“-Stil (Kurzpassspiel) mit viel Ballbesitz und hohem Pressing ist weiterhin en vogue, hat doch Lopetegui die Ära von Barcelona-Erfolgscoach Johan Cruyff Mitte der 1990er Jahre als Aktiver noch selbst miterleben dürfen und sich dessen Spielphilosophie zum Vorbild genommen. Der 51-Jährige wurde deshalb schon öfter mit Startrainer Josep Guardiola verglichen.

Steckbrief Spanien

Hauptstadt: Madrid
Einwohner: 46,4 Mio.

  • Teamchef: Julen Lopetegui
  • FIFA-Weltrangliste: 10. (7. Juni)
  • WM-Teilnahmen (inkl. 2018): 15
  • Größte Erfolge: Weltmeister 2010, dreifacher Europameister (1964, 2008, 2012)

Seine bisher größten Erfolge als Betreuer feierte Lopetegui mit spanischen Nachwuchsauswahlen. 2012 führte er das U19-Team zum EM-Titel, den er ein Jahr später auch mit der U21-Auswahl holte. Deshalb war Lopetegui der geeignete Mann für die sanfte Frischzellenkur der Nationalmannschaft, kennt er doch Spieler wie Tormann David de Gea, Flügelflitzer Isco, Zentrumsspieler Thiago Alcantara oder Mittelstürmer Alvaro Morata schon lange und besonders gut.

„Wir glauben an uns“

In Russland sollen sie nun gemeinsam mit den Routiniers auf der großen WM-Bühne reüssieren. „Wir glauben an uns. Wir haben die WM schon gewonnen und wollen sie wieder gewinnen“, ließ Abwehrchef Ramos zuletzt keinen Zweifel daran, dass die unter Lopetegui in 18 Spielen (13 Siege, 5 Remis) noch ungeschlagenen Spanier nach dem Höchstem streben.

Kader Spanien

Tor: David de Gea (Manchester United/ENG), Kepa Arrizabalaga (Athletic Bilbao), Pepe Reina (SSC Napoli/ITA)

Abwehr: Dani Carvajal (Real Madrid), Gerard Pique (FC Barcelona), Nacho (Real Madrid), Alvaro Odriozola (Real Sociedad), Cesar Azpilicueta (Chelsea/ENG), Sergio Ramos (Real Madrid), Nacho Monreal (Arsenal/ENG), Jordi Alba (FC Barcelona)

Mittelfeld: Sergio Busquets (FC Barcelona), Andres Iniesta (FC Barcelona), Saul Niguez (Atletico Madrid), Koke (Atletico Madrid), Thiago Alcantara (Bayern München/GER), Marco Asensio (Real Madrid), Isco (Real Madrid)

Angriff: Rodrigo (Valencia), Lucas Vazquez (Real Madrid), Iago Aspas (Celta Vigo), Diego Costa (Atletico Madrid), David Silva (Manchester City/ENG)

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