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„Der Beste unter den Besten“

Die über viele Jahre personifizierte Torgarantie hat sich am Montag unter Tränen von Real Madrid verabschiedet. Der 33-jährige Stürmerstar Raul verließ die „Königlichen“ nach 16 Saisonen. „Das ist einer der schwierigsten Tage meiner Laufbahn“, rang Raul auf der Ehrentribüne des Bernabeu-Stadions um Fassung. „Heute fängt mein neues Leben an.“

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Als er dann über das Spielfeld zu den Real-Anhängern ging, konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Raul, Raul!“, riefen die Fans, während sie ihm Fahnen, T-Shirts und ein Stierkämpfertuch zuwarfen. „Obwohl es schwer ist, werde ich versuchen, in Zukunft so glücklich zu sein wie ich es hier war“, sagte ihr Held. „Raul ist der Beste unter den Besten“, fand Real-Boss Florentino Perez passende Worte. „Dies ist kein ‚Lebwohl‘, sondern ein ‚Auf Wiedersehen‘.“ Auch die Presse nahm Abschied. „Für immer Kapitän“, titelte die Sportzeitung „As“. „Eine Legende geht, aber ein Mythos ist geboren.“

Real-Madrid-Spieler Raul Gonzalez wischt sich Tränen aus dem Gesicht

APA/EPA/Ballesteros

Raul Gonzalez verabschiedet sich unter Tränen von Real Madrid.

„Danke für alles“

Der Abschied aus Madrid fiel dem Real-Urgestein und langjährigen Kapitän sichtlich schwer. „Danke für alles, Danke für eine wundervolle Zeit, Danke für fantastische Jahre“, sagte der schon in der vergangenen Saison langsam ausgemusterte Raul, der für das „Weiße Ballett“ 323 Tore in 741 Pflichtspielen bzw. 228 Treffer in 550 Ligapartien erzielte. „Es sind sehr starke Spieler dazugekommen. Ich hatte das Gefühl, dass es Zeit war, meine Ära hier zu beenden.“

Nun wolle er eine andere Art von Fußball und eine andere Kultur erleben. „Das ist eine wichtige Herausforderung in meinem Leben“, sagte Raul bei seinem sentimentalen Abgang.

Titel und Torrekorde am Fließband

1992 war der Rekordtorschütze der spanischen Nationalmannschaft - bei den jüngsten Triumphen bei der EM 2008 und WM 2010 war er allerdings nicht mehr im Teamkader - zu Real gekommen. Nach einem kurzen Gastspiel in der Jugend des Rivalen Atletico Madrid fand Raul bei den „Königlichen“ schnell sein Glück. Das Pflichtspieldebüt gab er im Oktober 1994 gegen Real Saragossa im Alter von 17 Jahren, der Rest ist Geschichte.

Jubel von Real-Madrid-Spieler Raul Gonzalez

GEPA/AMA Sports/Sam Bagnall

Raul schoss in 16 Jahren 323 Tore für Real.

Sechs Meisterschaften, drei Champions-League-Titel und zwei Weltpokalsiege feierte Raul gemeinsam mit Ronaldo, Roberto Carlos, Zinedine Zidane, David Beckham und unzähligen anderen Stars. In der Champions League ist er mit 66 Toren außerdem aktueller Rekordschütze des gesamten Bewerbs. Auch für Spanien erzielte Raul in 102 Länderspielen stolze 44 Tore - umso trauriger, dass er vom spanischen Verband keine Eintrittskarte für das WM-Finale in Südafrika gegen die Niederlande erhielt.

Reservistenrolle drohte

Die Zeit für eine neue Herausforderung sei nun gekommen, zeigt Raul nach wie vor Tatendrang. Wegen seiner großen Verdienste um den Club ließ Spaniens Rekordmeister seine Ikone ein Jahr vor Vertragsende ziehen - zumal ihm unter dem neuen Trainer Jose Mourinho wohl eine Reservistenrolle drohte.

Während am Montag auf der Real-Homepage unter dem Titel „Gracias, Raul!“ sein bisheriges Fußball-Lebenswerk noch einmal abgefeiert wurde, brach der Schalker Internetauftritt bereits am Montag - wohl wegen Überlastung - vorübergehend zusammen.

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