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Tief in den roten Zahlen

Der FC Barcelona hat offenbar ein gröberes Finanzierungsproblem als vermutet. Wie eine Überprüfung unter dem neuen Präsidenten Sandro Rosell ergab, hat Spaniens Meister in der Saison 2009/10 einen Verlust von 77,1 Mio. Euro eingefahren. Das gab der Club am Dienstag auf seiner Website bekannt.

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Eine Buchprüfung habe ergeben, dass sich die Nettoschulden auf rund 442 Millionen Euro belaufen, teilte der für Finanzen zuständige Vizepräsident Javier Faus am Dienstag mit. Die vorige Vereinsführung unter Präsident Joan Laporta hatte für die abgelaufene Saison einen Nettogewinn von 11,1 Millionen Euro in der Bilanz ausgewiesen. In Wirklichkeit habe es jedoch einen Verlust von 77,1 Millionen Euro gegeben.

Javier Faus

APA/EPA/Toni Garriga

Javier Faus präsentiert die Ergebnisse der Buchprüfung.

Höchste Schulden der Geschichte

Die Zahlen der Vereinsspitze unter Laporta „spiegeln nicht das tatsächliche Bild des Clubs wider“, sagte Faus. Er schloss aber aus, dass die Bilanz geschönt wurde, und vermied auch jede Kritik an den Vorgängern. Fest stehe aber, dass „Barca“ die höchsten Schulden ihrer Geschichte aufweise.

„Es gibt ein strukturelles Problem. Die sportlichen Glanztaten der vergangenen Jahre sind nicht einhergegangen mit denen des Managements“, meinte Faus. Wie Faus mitteilte, sei die Nettoverschuldung der Katalanen in der betreffenden Saison von 329 Mio. auf 442 Mio. Euro angestiegen. Als Hauptgrund wird gesehen, dass bei Barcelona zuletzt die Gagen für ihre enorm erfolgreichen Stars explodiert waren.

Millionen für die Stars

Unter Laporta hatte der Club in der vorigen Saison rund 100 Millionen Euro für Neuzugänge ausgegeben. Fast 70 Millionen Euro verschlang die Verpflichtung des Schweden Zlatan Ibrahimovic. Im Mai 2010 wurde für 40 Millionen Euro Starstürmer David Villa von Valencia geholt. Dafür wurden Yaya Toure an Manchester City (24 Millionen Euro) und Dimitri Tschigrinski an Schachtjor Donezk (15 Millionen Euro) verkauft.

Luft verschaffte sich Barca auch mit einem 155 Millionen Euro schweren Kredit. Erst vor zwei Wochen hatte Faus eingeräumt, dass der Club von Weltfußballer Lionel Messi wirtschaftlich angeschlagen sei. „Die Situation ist weitaus ernster, als wir uns das vorgestellt hatten“, sagte er. Dennoch will der Club Medienberichten zufolge bis zu 45 Millionen Euro für Teamspieler Francesc Fabregas von Arsenal ausgeben.

Vom Clubfußball in die Politik

Ex-Präsident Laporta, dessen Amtszeit Ende Juni abgelaufen war, ist inzwischen in die Politik gegangen. Als Kandidat bei den Regionalwahlen tritt er für die Unabhängigkeit Kataloniens ein. Sein Nachfolger bei Barca wurde der Unternehmer Sandro Rosell.

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