Aufstieg noch möglich
17.500 Fans waren am Donnerstagabend im Play-off-Hinspiel der Europa League ins Hanappi-Stadion gekommen, um Rapid zu sehen, das wie bereits 2009 gegen Aston Villa um den Einzug in die Gruppenphase kämpfte. Damals erzielte Nikica Jelavic nach wenigen Sekunden den Siegestreffer für Rapid. 2010 war einiges anders, nicht nur das Ergebnis von 1:1, das beiden Teams im Rückspiel alle Chancen lässt.
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Vor allem der Umstand, dass Jelavic nicht mehr im Rapid-Dress stand, sorgte für Emotionen. Eine Tatsache, mit der sich Fans, Trainer Peter Pacult und die Spieler plötzlich wenige Stunden vor Anpfiff abfinden mussten. Der 24-jährige Kroate erzwang seinen Abgang zu den Glasgow Rangers mit der Weigerung, gegen Aston Villa zu spielen. Hätte er es getan, wäre Jelavic für die Rangers heuer nicht mehr im Europacup einsatzberechtigt gewesen. Also zog Rapid-Präsident Rudolf Edlinger die Konsequenzen und erklärte den Verzicht auf Jelavic.
Ein Schlag ins Gesicht
Jelavic’ Aktion sei ein „Schlag ins Gesicht“ gewesen, so Edlinger. „Das war für alle nicht einfach“, erklärte Pacult nach dem Spiel, aber Rapid machte in keiner Phase den Eindruck, als würde ohne den Kroaten der Sturm zum Lüfterl verkommen. „Es hat dann auch keine Rolle gespielt“, so Pacult. Jelavic-Ersatz Adthe Nuhiu war erstmals über 90 Minuten für Grün-Weiß im Einsatz. Er habe sich dabei als Sturm-Prellbock regelrecht „aufgerieben“, befand Pacult.
Einen knallharten Nuhiu-Schuss konnte Villa-Tormann Brad Guzan in der 15. Minute gerade noch abwehren. Bei Rapids Ausgleich zum 1:1 durch eine weite Flanke von Steffen Hofmann, die an allen vorbei ins Tor segelte, hatte der 1,96 m große Ex-Kärntner dann nach eigenen Angaben auch zumindest seine Haarspitzen im Spiel. Aber nicht nur bei Rapid sorgte ein Debütant für gute Szenen.
Aston Villas „B-Team“ zeigt auf
Aston-Villa-Interimscoach Kevin MacDonald schonte die verletzten John Carew und Gabriel Agbonlahor, gönnte Ashley Young und Kapitän Stilijan Petrow eine Pause, ließ dafür Eric Lichaj und Jonathon Hogg debütieren. Lediglich drei Spieler waren vom 3:0-Auftakterfolg über West Ham letzten Samstag in der Premier League dabei. Mit von der Partie und besonders auffällig in der Anfangsphase waren die 20-jährigen Marc Albrighton und Barry Bannan. Beide waren in das 1:0 (12.) involviert: Albrighton als er rechts Markus Katzer versetzte, und Bannan, als er den Stanglpass von Albrighton sicher verwertete.
Dass es sich bei dieser Mannschaft um ein „B-Team“ handelte, war in der ersten halben Stunde nicht zu bemerken. Angeführt von Nigel Reo-Croker, der sein erstes Spiel seit 2. Jänner für Villa machte, ließ der Premier-League-Club Ball und Gegner schnell laufen. Dem zollte auch Pacult Respekt: „Villa war körperlich viel besser drauf als letztes Jahr, sie waren auch besser eingestellt.“

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Marc Albrighton im Duell mit Mark Katzer
Lehrspiel für alle
Der Rapid-Trainer war angetan von der Spielweise der jungen Villa-Kicker. „Die spielen ein, zweimal berühren, da wird jeder Ball scharf gespielt, egal ob flach oder hoch. Die gehen auch ganz anders in die Zweikämpfe, so was kann man nicht lernen. Daran können wir nur arbeiten, aber so was ist bei uns schwer umzusetzen. In England haben sie halt jede Woche solche Spiele.“
Ein Lob, das auch an Villa-Coach MacDonald gerichtet war. Der war froh, dass seine unerfahrene Mannschaft so gut abgeschnitten hatte, dass sein Poker aufgegangen war. „Mit 19, 20 Jahren müssen sich die Jungen beweisen. So eine aufgeheizte Stimmung wie hier ist gut, da können sie sich an die Auswärtsspiele in der Premier League gewöhnen.“
„Wir freuen uns, dass wir hier überhaupt ein Tor geschossen haben. Es ist ein gutes Resultat, aber richtig gut wird es erst, wenn wir nächste Woche damit auch aufsteigen“, meinte MacDonald, der gerne Cheftrainer beim Traditionsclub aus Birmingham bleiben würde. Mit dem Auftritt seiner jungen Elf in Wien hat er sich jedenfalls bei Clubbesitzer Randy Lerner empfohlen.
Aufstieg „nach wie vor möglich“
Das Remis festgehalten hat aber Ersatz-Keeper Guzan, der in der zweiten Hälfte bei einem Kavlak-Schuss eine herrliche Parade zeigte und sich auch nicht von einem Gartler-Heber (70.) überraschen ließ. Diesen Chancen könnte Rapid noch nachtrauern, wenn es nächste Woche um den Aufstieg geht. „Der Tormann hat auch unglaublich gehalten“, befand Pacult, „aber die Chance weiterzukommen lebt. An diesen Strohhalm klammern wir uns.“
Rapids Raimund Hedl musste nicht so oft eingreifen: „Unser Plan, zu null zu spielen, war bald dahin, aber wir haben den Rückstand gut weggesteckt und immer noch die Chance, aufzusteigen. Das ist nach wie vor möglich.“ Ähnlich optimistisch dachte auch Rapid-Kapitän Hofmann: „Wir hatten heute viele Chancen, die wir nicht nutzten. In Birmingham haben wir vielleicht nur eine, aber die werden wir nutzen.“
Messi fragen kostet nichts
Pech hatte Andreas Weimann. Der ÖFB-U19-Stürmer wurde bei Aston Villa in der 79. Minute eingewechselt, musste jedoch in der 86. Minute nach Kavlak-Foul wieder vom Feld. „Wir hoffen, es ist nur eine Knochenprellung und kein Bruch“, meinte MacDonald, „denn Andreas ist eines unserer größten Talente.“
Einen Stürmer braucht jetzt auch Rapid, bis Ende der Transferzeit am 31. August wäre Zeit einen Ersatz für Jelavic, der den Rangers kolportierte fünf Millionen Euro wert gewesen sein soll, zu holen. Ex-Sturm-Angreifer Klemen Lavric sei kein Thema, so Pacult ausdrücklich über diesbezügliche Spekulationen der letzten Tage.
Der 50-jährige Wiener hat da ganz andere Kaliber im Visier. „Wenn ich mir wirklich einen Stürmer wünschen dürfte, dann wäre das der spanische Torschützenkönig“, so Pacult im Scherz. Das wäre dann Lionel Messi. Rapid kann fragen, das kostet bekanntlich ja nichts.
Martin Wagner, ORF.at
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