WM-Rennen wieder offen
Mit einer perfekten Teamleistung ist Ferrari am Sonntag beim Großen Preis von Italien zurück ins Titelrennen gefahren. Nach dem ersten Heimsieg seit 2006 durch Fernando Alsonso wurde die „Scuderia“ von den Medien überschwänglich gefeiert. „Monza versinkt im Delirium“, jubelte die „La Gazzetta dello Sport“. „Alonso macht das Titelrennen wieder offen mit seinen Zauberern an der Box.“
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Während Teamkollege Felipe Massa als Dritter fünf Tage nach dem Freispruch in der Teamorderaffäre das Tifosi-Glück perfekt machte, herrschte im Land des gestürzten WM-Leaders Lewis Hamilton Entsetzen. „Alleine mit seinem Gedanken in seinem Privatraum, nachdem er aus dem italienischen Grand Prix herausgeflogen ist und die Führung der Weltmeisterschaft verloren hat“, schrieb die britische „Daily Mail“, nachdem sich der McLaren-Pilot nach einem missglückten Überholversuch bereits in Runde eins verabschiedet hatte.

Reuters/Alessandro Garofalo
Fernando Alonso regierte im königlichen Park von Monza.
Dank des Missgeschicks dürfen sich zumindest die Fans auf ein spannendes Saisonfinale freuen. Das WM-Spitzenfeld ist fünf Rennen vor Schluss um einiges enger zusammengerückt, die Top fünf liegen nur noch 24 Punkte auseinander, die Führung übernahm mit Rang sechs Mark Webber im Red Bull (187) vor Hamilton (182), Monza-Sieger Alonso (166), Jenson Button (165) im zweiten McLaren und Webber-Teamkollege Sebastian Vettel (163).
„Weiter das Maximum leisten“
„Das ist eine Riesenmotivation für das ganze Team“, sagte Alonso, dessen Mechaniker in der 37. Runde um 0,8 Sekunden schneller waren als die Truppe des bis dahin führenden Button. „Jetzt müssen wir weiter das Maximum leisten.“ Auch Teamchef Stefano Domenicali jubelte: „Der Sieg kam zur rechten Zeit am rechten Ort. Wir haben immer klargestellt, dass wir nicht das Handtuch werfen. Jetzt ist die WM wieder offen.“
Selbst die „Times“ musste die handwerkliche Überlegenheit des Gegners anerkennen. „Button musste sich mit dem zweiten Platz zufriedengeben, aber er sollte mit großem Stolz auf sein Rennen zurückblicken - auf das Können und die Entschlossenheit, die er gezeigt hat und die sogar Alonso als ‚stattlich‘ würdigte.“
Auch im Land des Siegers wurde die taktische Meisterleistung der Ferraristi gelobt. „Trotz des schlechten Starts gelang ihm im Mekka der Formel 1 mit einer großartigen Strategie ein glorreicher Sieg“, schrieb die spanische „Marca“. Und die spanische „As“ schwärmte: „Fernando Alonso bringt die WM in Monza zum Glühen.“ „El Mundo“ meinte: „Dieser 24-Karat-Sieg auf der Zielgeraden der WM lässt Alonso wieder um den Titel fahren.“
Schachzug von Red Bull geht auf
Aber auch für Vettel und Webber sieht es wieder gut aus, vor allem Vettels Reifentaktik in Monza zahlte sich aus, auch wenn es nach einigen seltsamen Begebenheiten auf Kosten von Webber ging. Zunächst musste Vettel seine später bis zum Schluss tadellosen Reifen schonen, dann sorgten „Motorenprobleme“ - angeblich durch blockierende Bremsen bzw. ein kleines Feuer in der Air Box - dafür, dass ihn Webber leicht überholen konnte. Gleich danach war der Deutsche aber wieder superschnell, und am Ende setzte er sich erst recht wieder vor den Teamkollegen.
Erklärung gab es dafür keine. „Unsere Taktik war ein Risiko“, räumte Vettel nach dem Reifenwechsel in der vorletzten Runde ein. „Wenn es aufgeht, bist du der König, wenn nicht, kannst du der Idiot sein.“ Als „Depp“ oder „Crash-Kid“ wie zuletzt in Belgien nach seinem unüberlegten Rammstoß gegen Jenson Button muss sich Vettel nach dem Großen Preis von Italien nicht beschimpfen lassen. Der Taktikfuchs zeigte es seinen Kritikern und kostete das genüsslich aus. „Man lernt im Leben dazu“, sagte er. „Ich halte mich an die Leute, die an mich glauben und die zu mir halten.“
Webber war „etwas enttäuscht“
Der neue WM-Leader Webber war „etwas enttäuscht“, dass er als Sechster nicht mehr Punkte holen konnte und zudem auf Vettel etwas von seinem Vorsprung einbüßte. Der Australier haderte vor allem mit dem Deutschen Nico Hülkenberg, der ihn im Williams rundenlang blockierte und so auch Vettel zum vierten Platz verhalf.
Christian Horner hat indes mehr das große Ganze im Blick. „Unser Hauptziel war, an diesem Wochenende den Schaden so gering wie möglich zu halten“, sagte der Red-Bull-Teamchef. „Jetzt durch Mark die Fahrer-WM anzuführen und den Vorsprung in der Konstrukteurswertung leicht ausgebaut zu haben, ist mehr als erwartet.“
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