„Happy End“ in turbulenter Partie
Österreich wahrt die Chance auf die Qualifikation zur Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. Die ÖFB-Elf trennte sich am Dienstag in einer turbulenten Partie von Belgien mit 4:4 (2:1) und entführt damit einen wichtigen Auswärtspunkt. Vor allem die Schlussphase mit drei Toren in fünf Minuten hatte es in sich.
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Die ersten Minuten im bei weitem nicht ausverkauften König-Baudouin-Stadion gehörten aber den Gastgebern. Bereits nach zwölf Sekunden versuchte sich Vossen aus der Distanz - sein Schuss ging jedoch weit daneben. Die Belgier bestimmten auch in der Folge das Spielgeschehen. In der siebenten Minute vergab Fellaini aus kurzer Distanz die Führung für die Hausherren. Das ÖFB-Team konnte in den ersten Minuten keine offensiven Akzente setzen.
Erst eine schöne Aktion über Arnautovic bei der nur der entscheidende Pass nicht ankam, weckte die Österreicher auf. Doch mitten in die gute Phase der Constantini-Elf sorgte Vossen in der elften Minute aus einem Konter für die Führung der Belgier. Ein weiter Pass auf Ogunjimi öffnete die Abwehr der Österreicher, beim folgenden Querpass kam Franz Schiemer gegen Vossen einen Schritt zu spät. Torhüter Macho war chancenlos.
ÖFB-Team zeigt Kampfgeist
Die Österreicher ließen sich aber vom Gegentreffer nicht beirren. Bereits drei Minuten nach dem 0:1 aus heimischer Sicht bügelte Schiemer sein Unvermögen beim Tor der Belgier aus. Der Salzburg-Verteidiger sprang bei einem Junuzovic-Eckball am höchsten und beförderte den Ball per Kopf wuchtig in die Maschen (14.). In der Folge entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, bei dem die Österreicher zwar gefällig kombinierten, aber den Belgiern vor allem über rechts viel Raum für Konter boten.

GEPA/ Christian Ort
Die ÖFB-Kicker erlebten in Brüssel ein Wechselbad der Gefühle.
In der 29. Minute durfte die mitgereiste österreichische Delegation über die Führung in Rot-Weiß-Rot jubeln - und das dank Traumkombination. Ein Zusammenspiel zwischen Marko Arnautovic und Zlatko Junuzovic, bei dem Stefan Maierhofer am Strafraum den Ball mit der Ferse verlängerte, schloss Erstgenannter mit einem satten Schuss zum aufgrund des Spielverlaufs nicht unverdienten 2:1 ab. Für den Bremen-Legionär war es der dritte Länderspieltreffer seiner Karriere.
Macho und Metall halten Führung
In der 33. Minute brachte sich die ÖFB-Truppe beinahe selbst um die Früchte der Aufholjagd. Nach einem schnellen Konter über die rechte Seite kam Vossen völlig frei vor Macho zum Schuss, scheiterte jedoch bei zwei Versuchen am österreichischen Schlussmann. Zum Drüberstreuen setzte Witsel den dritten Versuch an die Querlatte. Die Erleichterung über den Ausgang der brenzligen Situation war nicht nur Teamchef Constantini ins Gesicht geschrieben.
Die Belgier setzten in der Folge nach. Nach einem katastrophalen Stellungsfehler der österreichischen Abwehr kam Legear in der 39. Minute aus halbrechter Position völlig frei zum Schuss, doch der Mann vom RSC Anderlecht setzte den Ball neben das Tor. Dank eines überragenden Torhüters Macho brachten die vor allem in der Defensive fehleranfälligen Österreicher das 2:1 in die Pause.
Kalte Dusche bei Wiederbeginn
Die zweite Hälfte begann mit einer kalten Dusche für Rot-Weiß-Rot. In der 48. Minute gelang Fellaini per Kopf und unter kräftiger Mithilfe der heimischen Hintermannschaft der Ausgleich für Belgien. Baumgartlinger behinderte Macho nach einer Flanke, der gleichzeitig hochspringende Fellaini beförderte den Ball ins verwaiste österreichische Tor.
Bitter: Dem Treffer war eine weitere Glanztat Machos vorangegangen, einen Schuss des völlig freien Witsel konnte der Teamtorhüter per Fuß abwehren. Der Schock über den schnellen Ausgleich saß dem ÖFB-Team in den folgenden Minuten sichtbar in den Knochen. Die Hausherren setzten druckvoll nach, die Österreicher fabrizierten im Spielaufbau vor allem Fehlpässe. Teamchef Constantini reagierte und brachte mit Erwin Hoffer für Veli Kavlak eine zweite Spitze.
Schiemer-Doppelpack, Scharner-Blackout
Während die ÖFB-Hintermannschaft bei Angriffen der Belgier weiter wenig sattelfest agierte, schlug Verteidiger Schiemer in der Offensive zum zweiten Mal zu. Nach einem weiteren Junuzovic-Eckball bugsierte der Salzburger den Ball im Nachsetzen über die Linie und erzielte seinen ersten Doppelpack im Nationalteam. Im Gegenzug war jedoch wieder Feuer am Dach im Strafraum der Österreicher, doch Ogunjimi setzte den Ball neben das Tor.
Ein Blackout von Paul Scharner brachte Österreich aus dem Konzept. Der West-Bromwich-Legionär ließ sich nach einem Foul zu einem Bodycheck gegen Vertonghen hinreißen - und das direkt vor Schiedsrichter Dean. Der Engländer zögerte keine Minute und schickte den Österreicher in die Kabine. Aber auch in Unterzahl blieb das ÖFB-Team in der Offensive gefährlich. Arnautovic (79.) und Hoffer (81.) vergaben nur knapp die Vorentscheidung.

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Scharner hatte zwar Legear, aber nicht sich selbst im Griff.
Harnik rettet Remis
Und das sollte sich rächen: Die Belgier versuchten es in den letzten Minuten der Partie mit der Brechstange und wurden in der 87. Minute doch noch mit dem Ausgleich belohnt: Nach einem hohen Ball zur Mitte legte Legear ideal zurück und der völlig allein gelassene Ogunjimi schob den Ball locker über die Linie. Nur zwei Minuten später sorgte Lombaerts für den vermeintlichen Siegestreffer der Belgier.
Doch die „Roten Teufel“ hatten ihre Rechnung ohne Martin Harnik gemacht. Der kurz zuvor eingewechselte Stuttgart-Legionär entwischte in der Nachspielzeit (93.) der belgischen Abwehr und schob Torhüter Bailly den Ball zum Ausgleich durch die Beine. Österreich bleibt damit auch im dritten Qualifikationsspiel ungeschlagen und hinter Deutschland Zweiter.
Karl Huber, ORF.at
EM-Qualifikation, Gruppe A
Dienstag:
Belgien - Österreich 4:4 (1:2)
Brüssel, König-Baudouin-Stadion, 25.000 Zuschauer, SR Dean (ENG)
Torfolge:
1:0 Vossen (11.)
1:1 Schiemer (14.)
1:2 Arnautovic (29.)
2:2 Fellaini (47.)
2:3 Schiemer (62.)
3:3 Ogunjimi (87.)
4:3 Lombaerts (90.)
4:4 Harnik (93.)
Belgien: Bailly - Alderweireld (46./Boyata), Lombaerts, Kompany, Vertonghen - Legear, Simons (73./Lukaku), Fellaini (81./Hazard), Witsel - Vossen, Ogunjimi
Österreich: Macho - Klein, Prödl, Schiemer, Fuchs - Scharner, Baumgartlinger - Kavlak (56./Hoffer), Junuzovic (72./Pehlivan),
Arnautovic (88./Harnik) - Maierhofer
Rote Karte: Scharner (68., Tätlichkeit)
Gelbe Karten: Kompany, Simons bzw. Maierhofer, Schiemer, Klein
Die besten Spieler: Legear, Fellaini, Vossen bzw. Junuzovic, Arnautovic, Macho, Schiemer
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