Vom Boxring auf die Intensivstation
Shannon Briggs hat die Niederlage gegen WBC-Boxweltmeister Witali Klitschko gesundheitlich offenbar doch nicht so relativ komplikationslos überstanden wie ursprünglich angenommen. Nach Informationen des TV-Senders RTL vom Sonntag musste der US-Amerikaner auf in die Intensivstation der Uniklinik in Hamburg-Eppendorf.
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Dem Sender zufolge haben die Untersuchungen ergeben, dass Briggs unter anderem Frakturen an beiden Augen erlitten hat. Der 38-Jährige hatte in dem Kampf Samstagnacht in Hamburg schwere Kopftreffer hinnehmen müssen und war danach vom Ringarzt zu einer Computertomografie in die Klinik geschickt worden.
Ringarzt hätte gerne abgebrochen
Warum Briggs’ Betreuer und der Ringrichter den Kampf angesichts von Klitschkos Prügel nicht abgebrochen hatten, war unverständlich. Die Eisenfäuste Klitschkos - Kampfname „Dr. Eisenfaust“ - trafen wie gewohnt das Ziel. Der Eisenschädel des Herausforderers steckte die hammerharten Schläge aber bis zum letzten Gong mit unglaublicher Nehmerqualität weg.

APA/EPA/DPA/Marcus Brandt
Briggs musste viele harte Schläge Klitschkos einstecken.
Ringarzt Stephan Bock räumte ein, er habe ab der sechsten Runde Angst um den Herausforderer gehabt. „Ich hätte mir gewünscht, dass der Ringrichter nach der zehnten Runde abgebrochen hätte. Hätte er mich konsultiert, hätte ich geantwortet: Mach Schluss.“ Nach dem Fight stellte Bock bei Briggs neurologische Auffälligkeiten und einen schläfrigen Zustand fest, weshalb eine Einweisung ins Spital notwendig war.
Klitschko hat zu lange gewartet
Klitschko hätte nach dem souveränen Sieg eigentlich rundum zufrieden sein können, war es aber nicht. „Ich bin ein bisschen enttäuscht. Ich wollte durch K. o. gewinnen, das ist mir leider nicht gelungen“, sagte der ältere der beiden Klitschko-Brüder. „Ich habe geschlagen, ich habe getroffen. Doch er fiel nicht. Dann sagte ich mir: Keine Hektik. Das wird schon. Aber ich habe wohl zu lange gewartet“, haderte der einstimmige Punktesieger (120:107, 120:107, 120:105) nach seiner siebenten erfolgreichen Titelverteidigung als WBC-Schwergewichtschampion.
Die 14.500 Zuschauer in der ausverkauften O2-Arena waren trotz des verpassten K.-o.-Sieges zufrieden und dürfen sich auf Fortsetzungen freuen. Der fast 40-Jährige wirkt im Kreise seiner Boxkollegen noch immer wie ein Jungbrunnen. Das findet auch seine Ehefrau Natali. „Witali ist wie Wein, er wird mit den Jahren immer besser“, befand sie. „Ich habe noch genug trockenes Pulver. Wenn mein Körper mitspielt, kann mich keiner schlagen“, tönte der Ukrainer.
Kampfansage an „Großmaul“ Haye
Angst habe er nur vor seinem Bruder Wladimir, falls der WBO-, IBF- und IBO-Champion gegen ihn antreten wollte. Aber den Bruderkampf wird es nie geben, möglicherweise aber den gegen David Haye. Witali Klitschko erneuerte seinen sehnlichsten Wunsch, dem WBA-Weltmeister dessen großes Maul stopfen zu wollen. „Ich möchte ihn ausknocken, um auch den letzten Gürtel in die Familie zu holen“, sagte der „K.-o.-König“, dessen bemerkenswerte Bilanz als Profiboxer 38 K.-o.-Siege in 43 Kämpfen (41 Siege) ausweist.
Die Chancen auf ein Zustandekommen der Titelvereinigung mit dem Briten sind unverändert. Dessen Klagen über die angeblichen Knebelverträge, die ihm seitens der Klitschkos angeboten worden seien, würden jeder Grundlage entbehren, sagte KMG-Geschäftsführer Bernd Bönte. „Das ist ein ganz einfacher, simpler Vertrag: 50:50 weltweit“, betonte er Samstagnacht.
Sollte es eine Einigung mit Haye geben, könnte der Kampf noch vor Witalis nächster Pflichtverteidigung ausgetragen werden. Der Pflichtherausforderer wird im Dezember zwischen dem Kubaner Odlanier Solis und dem US-Amerikaner Ray Austin ermittelt. Angst flößen die beiden den Klitschkos nicht ein, allenfalls Respekt. „Es gibt momentan keine richtig großen Gegner. Die junge Generation ist noch nicht so weit, die alten sind schon in Pension“, bedauerte Witali.
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