Briggs landete auf der Intensivstation
Shannon Briggs hat die Niederlage im WM-Boxkampf um den WBC-Titel am Samstag gegen Witali Klitschko teuer bezahlen müssen. Der 38-jährige US-Amerikaner landete mit schweren Verletzungen auf der Intensivstation. Am Montag kritisierten Experten und deutsche Medien die Passivität des Ringrichters und Briggs’ Betreuern. Der Kampf hätte laut Ringarzt Stephan Bock „abgebrochen werden müssen“.
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Die „Bild“-Zeitung schrieb in ihrer Onlineausgabe von einem „Prügel-Spektakel“. Für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ war es ein „grausames Lehrstück“, bei dem ein kollektiver „Mangel an Verantwortungsgefühl“ den Herausforderer schließlich in die Uniklinik in Hamburg-Eppendorf brachte. Keiner habe während des Kampfes Mitleid mit Briggs gehabt, „noch nicht einmal die eigene Ecke“. Die Langzeitfolgen für den US-Boxer sind laut Ringarzt Bock „schwer abschätzbar“.

APA/DPA/Marcus Brandt
Briggs vermied ein K. o., Folgeschäden sind aber nicht auszuschließen.
Dabei hätten mehrere Anwesende den Kampf abbrechen können, angefangen von Briggs’ Trainer Herman Caceido über Ringrichter Ian John-Lewis bis hin zu Ringarzt Bock. Doch keiner wollte die Verantwortung übernehmen, und so wurde Klitschkos bereits im Vorfeld getätigte martialische Drohung „Blut und Schmerz“ zur bitteren Wahrheit für den US-Amerikaner.
Am heftigsten wurde Ringrichter John-Lewis kritisiert. „Nach diesen vielen schweren Schlägen hätte der Ringrichter abbrechen müssen“, wurde etwa der erfahrene Ringsprecher Michael Buffer in der „Süddeutschen Zeitung“ zitiert: „Das war furchtbar.“ Auch für Ex-Europameister Luan Krasniqi war es „unverantwortlich, den Kampf bei so vielen Wirkungstreffern fortzuführen.“
Ringarzt hatte „Angst um Briggs“
Bock hatte bereits nach der sechsten von zwölf Runden „Angst um Briggs“. Er habe sich gewünscht, dass der Ringrichter den Kampf abbricht. Wenn Bock von John-Lewis konsultiert worden wäre, hätte er „ja gesagt“, wurde der Ringarzt in der „FAZ“ zitiert. Allerdings hätte auch Bock einschreiten können und dem Ringrichter ein Zeichen für den Abbruch geben: „Wir können das beim Weltverband mit einer Roten oder Grünen Karte anzeigen.“
John-Lewis schob die Verantwortung an die Manager und Trainer von Briggs weiter. In der Vorbesprechung hätten sie laut „FAZ“ „noch ausdrücklich darum gebeten, ihren Kämpfer nicht zu früh zu stoppen, weil er auch in schwerer bis aussichtsloser Lage eine K.-o.-Chance habe. Schließlich hatte Briggs seinen WM-Kampf gegen den Russen Ljachowitsch in der vorletzten Sekunde durch K. o. gewonnen.“
Auch Coach schob die Verantwortung weiter
Laut „Bild“ hatte der Ringrichter Briggs „genau beobachtet“. Der US-Amerikaner sei bis zur Schlussrunde gefährlich gewesen, John-Lewis wollte ihm den „Lucky Punch“ ermöglichen. Auch Briggs’ Trainer Caceido schob die Verantwortung weiter. Sein Schützling habe ihm verboten aufzugeben: „Nur ich gebe das Zeichen zum Abbruch“, habe der Boxer zu seinem Coach gesagt.
Klitschkos Trainer Fritz Sdunek lässt diese Ausrede allerdings nicht gelten. „Ich hätte meinen Schützling in solch einer Situation spätestens nach der zehnten Runde herausgenommen“, wird Sdunek in der „SZ“ zitiert.
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