„Sie haben sich auf ‚Hicke‘ ausgeredet"
Es war bereits alles vorbereitet. Noch in dieser Woche hätte Georg Zellhofer („Ich habe mich schon so auf dieses Turnier gefreut“) als Trainer mit der Olympiaauswahl von Bahrain zum Asiencup nach China fliegen sollen. Stattdessen fliegt er zu seiner Familie nach Österreich zurück. Der Oberösterreicher war überraschend entlassen worden - Josef Hickersberger lässt grüßen.
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Nach dem für seinen Arbeitgeber brüskierenden Abgang von Hickersberger, der überraschend zu Al-Wahda Abu Dhabi in die Vereinigten Arabischen Emirate zurückkehrte, mussten neben Zellhofer auch alle weiteren ÖFB-Trainer in Bahrain ihre Koffer packen. Assistenztrainer Klaus Schmidt wurde ebenso entlassen wie Tormannbetreuer Franz Almer von der A-Auswahl. Sie alle waren auf Empfehlung des früheren ÖFB-Teamchefs nach Bahrain vermittelt worden.
Schon bei der Pressekonferenz anlässlich Hickersbergers Abschieds vor zwei Wochen hatte Scheich Ali bin Chalifa, der Vizepräsident des Bahrainischen Fußballverbandes (BFA), verkündet, dass alle entlassen würden, die mit Hickersberger oder aufgrund dessen Empfehlung engagiert worden waren. Hickersberger sagte damals: „Das tut mir sehr leid, weil ich mich für Zellhofer irgendwie verantwortlich fühle. Aber ich weiß, dass der Verband mit der Arbeit meiner Mitarbeiter sehr zufrieden war.“
Im Boot mit Hickersberger
Mit den drastischen Konsequenzen müssten sich Zellhofer, der in Bahrain erst Ende August seinen 50. Geburtstag („Ich konzentriere mich auf meine neue Aufgabe, die sehr spannend ist“) gefeiert hatte, und seine Kollegen jedenfalls abfinden. „Die Araber haben einen großen Stolz. Sie wollen im Fußball etwas ausbauen und sind durch den plötzlichen Abschied Hickersbergers enttäuscht worden“, nahm Zellhofer die bittere Nachricht zur Kenntnis.
Wobei sich Hickersberger der Tragweite seiner Trennung laut Zellhofer gar nicht bewusst gewesen sei. Für ihn kam der blaue Brief in der Folge ebenso plötzlich und unerwartet wie Hickersbergers Abschied zuvor. Dass auch er gehen muss, sei ihm vor wenigen Tagen in einem Gespräch mit dem Präsidenten des nationalen Fußballverbandes mitgeteilt worden. „Sie haben sich auf ‚Hicke‘ ausgeredet. Dabei gehörte ich gar nicht ‚Hickes‘ Mitarbeiterstab an, war eigenständig“, bedauerte Zellhofer.
Geld versüßt den Abschied
Geklärt sind freilich die Modalitäten zur Auflösung des Vertrages, der für ein Jahr plus eine weitere optionale Saison abgeschlossen war. Nach bahrainischem Recht stünden ihm zwei Monatsgehälter zu. Darauf wolle Zellhofer warten, ehe er nach Österreich zurückkehrt. Das macht den Abschied leichter. Und so sei das Königreich am Persischen Golf für ihn eine Reise wert gewesen - Rauswurf hin oder her.
„Mir hat es hier irrsinnig gut gefallen, die Arbeitsbedingungen waren einmalig und die Lebensqualität toll. Ich nehme eine Menge Erfahrung mit“, bilanzierte Zellhofer. Auch seine sportliche Bilanz kann sich sehen lassen. In rund viereinhalb Monaten hat Zellhofer aus 46 Kandidaten eine 20-Mann-Kader geformt und vier Schützlinge ins A-Team von Hickersberger gebracht. Der kaufte sich dann um angeblich 200.000 Dollar aus seinem Job, um in Abu Dhabi den bestdotierten Vertrag seiner Trainerlaufbahn zu unterschrieben.
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