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Bayern verlieren weiße Weste

Trotz einer fahrlässigen 2:3 (2:0)-Pleite bei AS Roma hat Bayern München den Gruppensieg in der Champions League geschafft. Der schon zuvor für das Achtelfinale qualifizierte deutsche Meister gab Dienstagabend im Stadio Olympico eine souveräne 2:0-Führung aus der Hand und verpasste damit nach zuvor vier Siegen einen neuen Startrekord.

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DFB-Teamstürmer Mario Gomez brachte die Bayern mit seinen Toren fünf und sechs im laufenden Bewerb (33., 39.) in Führung, doch nach zahlreichen Abwehrpatzern der Münchner drehte der Tabellenfünfte der Serie A die Partie noch. Nach dem Anschlusstreffer von Marco Borriello (49.) sorgten Daniele de Rossi (81.) und der eingewechselte Francesco Totti (84.) mit einem verwandelten Elfmeter für die Wende.

Thomas Kraft (Bayern) und Francesco Totti (Roma)

Tony Gentile

Roma-Ikone Totti bezwingt Bayern-Ersatzgoalie Kraft per Elfer zum 3:2-Sieg.

Van Gaal: „Das ist unglaublich“

Durch das 2:0 im Hinspiel ist den Bayern der Sieg in der Gruppe E aber nicht mehr zu nehmen. ÖFB-Talent David Alaba saß bei Bayern auf der Ersatzbank. „Nach dem Gegentor gerieten wir unter Druck“, gab Bayern-Kapitän Philipp Lahm zu, „aber wir sind Erster, und das war unser Ziel. Nach der 2:0-Führung muss man natürlich auch hier punkten.“

Trainer Louis van Gaal wirkte zunächst ernüchtert und fassungslos nach der verschenkten Führung. „Nach dem 2:0 haben wir die Partie wieder weggegeben wie in Gladbach und Leverkusen. Das ist unglaublich, weil wir so dominant gespielt haben“, analysierte der Niederländer, „in der zweiten Halbzeit war vielleicht die Konzentration weg. Eine Niederlage ist nicht gut fürs Selbstvertrauen.“

Bayern beherrschen das Spiel

Franck Riberys Flehen nach mehr Spielpraxis wurde von Van Gaal erhört, und der Franzose durfte nach einer Aussprache mit dem Coach erstmals seit dem 21. September wieder von Beginn an ran. Wesentlich überraschender kam das Pflichtspieldebüt von Ersatzkeeper Thomas Kraft, der bisher nur beim Supercup-Triumph der Münchner gegen Schalke sein Talent andeuten durfte.

Bereits in der dritten Minute konnte sich der 22-jährige Torhüter bei einem Schuss von Borriello auszeichnen, in der 23. Minute zwang Leandro Greco mit einem Distanzschuss Kraft zur nächsten Glanztat. In der Folge erarbeiteten sich die Bayern mit sicherem Passspiel Vorteile. Gomez nutzte dann die erste bessere Chance für die Bayern zum Führungstreffer. Toni Kroos setzte Ribery ein, der Franzose legte perfekt für Gomez auf, der im Fallen traf.

Beim 2:0 profitierte Thomas Müller von einem schlampigen Pass von Jeremy Menez. Müllers Vorlage verwertete Gomez zu seinem 14. Treffer in den vergangenen zehn Pflichtspielen. „Ich bin hochzufrieden. Wie die Mannschaft sich hier präsentiert, macht sehr großen Spaß“, sagte Bayern-Manager Christian Nerlinger. Den Gomez-Auftritt nannte er sogar „absolute Weltklasse“.

Roma wehrt sich

Doch so wehrlos wollten sich die Römer - in der Liga zuletzt immerhin siebenmal in Serie ungeschlagen - aber nicht aus dem eigenen Stadion schießen lassen. Mit wesentlich mehr Intensität und Dynamik kam die Elf von Trainer Claudio Ranieri aus der Kabine. Die Münchner hingegen agierten nachlässig und bauten so die Gastgeber wieder auf. Nach einem Bayern-Eckball wurde der Tabellenachte der deutschen Bundesliga blitzschnell ausgekontert. Menez überlief auf dem rechten Flügel zuerst Anatoli Timoschtschuk, dann Martin Demichelis und seine Hereingabe beförderte Borriello zum 1:2 ins Netz.

Marco Borriello (Roma)

APA/EPA/ANSA/Maurizio Brambatti

Borriellos Tor zum 1:2 war der Startschuss für die Aufholjagd der Römer.

Die Konzentration in der Bayern-Abwehr ließ weiter nach, im Spiel nach vorn gab es kaum noch Entlastung. Einzig Kraft bewahrte die Bayern in dieser Phase vor weiteren Treffern. In der 61. Minute rettete er gleich zweimal brillant gegen den eingewechselten Brasilianer Fabio Simplicio und Matteo Brighi. Sechs Minuten später entschärfte er einen Fernschuss von Simplicio.

Erst in der 75. Minute durfte Weltmeister Totti aufs Feld. Und die Präsenz des Publikumslieblings verlieh Roma neue Flügel. Ein Traumpass von Mirko Vucinic wurde von John Arne Riise verlängert, und De Rossi traf zum 2:2. Totti sorgte dann nur drei Minuten später per Elfmeter für die Entscheidung. Kraft hatte Borriello gefoult.

Basel hält sich im Rennen

Weil aber auch der FC Basel gegen das neue Schlusslicht CFR Cluj einen 1:0-Heimsieg feierte, ist Roma noch nicht fix weiter. Dank des Dreipunktevorsprungs auf die Schweizer haben die Italiener den Aufstieg aber in eigener Hand. Schon ein Remis in Cluj reicht Roma am 8. Dezember selbst bei einem Basel-Sieg in München. Bei Punktegleichheit nach der Schlussrunde wären allerdings die Schweizer aufgrund des besseren direkten Vergleichs weiter.

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