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Mourinhos Kartentricks

Die UEFA hat am Mittwoch eine Untersuchung der Roten Karten von Xabi Alonso und Sergio Ramos im Champions-League-Gruppenspiel gegen Ajax Amsterdam angekündigt. Die UEFA wird den Schiedsrichterbericht überprüfen, um herauszufinden, ob die beiden Spieler beim Stand von 4:0 für Real vielleicht durch absichtliche Zeitverzögerung die Platzverweise provozierten.

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Alonso (86. Minute) und Ramos (90.) sahen in der Schlussphase durch den schottischen Referee Craig Thomson jeweils ihre zweite Gelbe Karte. Damit droht ihnen eine Sperre von einem Spiel, die sie im bedeutungslosen letzten Gruppenspiel gegen Auxerre absitzen könnten, womit sie im Februar ohne Vorbelastung in die Play-off-Phase gingen.

Botschaften an die Spieler?

Der niederländische TV-Sender NOS zeigte Bilder, auf denen zu erkennen war, wie Real-Trainer Jose Mourinho an der Seitenlinie mit Alonso sprach, kurz bevor sich dieser seine zweite Gelbe Karte „abholte“. Mourinho sprach auf der Spielbank außerdem auch mit Ersatztorhüter Jerzy Dudek, der dann anscheinend eine „Nachricht“ an Tormann Iker Casillas übermittelte. Kurz darauf musste Ramos vom Platz.

Schiedsrichter Craig Thomson zeigt Real-Spieler Sergio Ramos die rote Karte

Reuters/Toussaint Kluiters/United Photos

Unrunder Abgang: Craig Thomson verweist Sergio Ramos des Feldes.

Keiner der beiden Spieler protestierte gegen die Schiedsrichterentscheidung, und Ramos schüttelte Thomson sogar noch die Hand, bevor er den Platz verließ. Real-Coach Mourinho wies nach dem Spiel sämtliche Verdächtigungen in Richtung provozierte Ausschlüsse zurück. „Ich spreche während eines Spieles mit vielen Spielern, nicht nur mit Ramos und Alonso“, erklärte der Portugiese. „Aber natürlich, solche Geschichten verkaufen sich gut. Für mich ist wichtig, dass wir 4:0 gewonnen haben und dabei ein fantastisches Spiel gemacht haben.“

„Das ist die ultimative Unsportlichkeit“

Für andere Beobachter war die Angelegenheit jedoch viel eindeutiger und sehr wohl ein Grund, darüber zu sprechen. „Ganz ehrlich, das ist die ultimative Unsportlichkeit“, war etwa der ehemalige niederländische Teamtorhüter Roland Waterreus überzeugt, der das Spiel für das niederländische TV analysierte. Im Falle einer groben Unsportlichkeit droht den Spielern laut UEFA-Reglement (Artikel 10) eine schwerere Strafe als die Sperre für ein Spiel.

„Alles nur Show“, waren sich die spanischen Medien am Mittwoch einig. Die Sportzeitung „Marca“ lieferte auf ihrer Website auch gleich Fotobeweise für das unsportliche Vorgehen.

Ramos sieht Schuld bei Schiedsrichter

„Wir haben sicher nicht die Karten provoziert“, stellte der unter Verdacht geratene Ramos fest. Er sah Schiedsrichter Thomson in der Pflicht. „Bei diesem Stand hätte sich der Schiedsrichter die Karten auch sparen können, aber das hat er nicht getan, sondern mich vom Platz geschickt. Also, was soll man da machen?“, so der Real-Verteidiger.

Auch Casillas hatte eine Erklärung für die Kommunikation zwischen ihm und der Spielerbank. „Dudek hat sich nur nach meinen Magenproblemen erkundigt, und ich habe Ramos auf einen Ajax-Stürmer aufmerksam gemacht, der ständig gefährlich in unseren Strafraum kam“, so Spaniens Weltmeisterkapitän.

Beckham wusste von Verletzung

Immer wieder kommt es im Fußball zu Fällen von provozierten Verwarnungen und Ausschlüssen. Bekannt wurde besonders der Fall von David Beckham, der 2004 in einem WM-Qualifikationsspiel gegen Wales ein absichtliches Foul beging und so Gelb-Rot sah. Englands Ex-Teamkapitän erklärte daraufhin, er habe bereits von einer Rippenverletzung gewusst, die ihn zu einer Pause im nächsten Spiel gezwungen hätte.

Also konnte er seine Sperre während eines Spieles absitzen, indem er sowieso nicht aktiv gewesen wäre. FIFA-Präsident Joseph Blatter zeigte sich damals besonders „enttäuscht“ von der Aktion Beckhams, weil so eine Vorgehensweise „nicht zum Verhalten eines Botschafters des Fußballs und des Fair Play passt“.

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