Zwischen Angst und Hoffnung
Bangen um Hans Grugger: Der im Abfahrtsstraining auf der Kitzbühler Streif schwer verunglückte Salzburger wird in der Uniklinik Innsbruck am Donnerstagnachmittag notoperiert. Die Erstdiagnose von Universitätsprofessor Michael Blauth war beunruhigend: Grugger habe schwere Kopfverletzungen erlitten, so der Leiter der Unfallchirurgie. Ob Lebensgefahr besteht, war vorerst unklar.
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Grugger war beim Sprung in die Mausefalle mit der Startnummer fünf nach einem weiten Flug gestürzt und mit dem Kopf auf die pickelharte Piste geprallt. Er blieb bewusstlos auf der Strecke liegen. Die Rettungskräfte waren sofort zur Stelle. Nach der Erstversorgung auf der Piste mit Intubation wurde der 29-Jährige per Helikopter geborgen und nach Innsbruck gebracht.

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Die Ärztliche Direktorin des LKH Innsbruck, Alexandra Kofler
Traurige Ungewissheit
In einer ersten Mitteilung hatte der Österreichische Skiverband (ÖSV) noch verlautbart, Grugger habe ein Schädel-Hirn-Trauma und eine Brustkorbverletzung erlitten und sei nicht ansprechbar gewesen. Wenige Minuten später wurde die Diagnose revidiert: schwere Kopfverletzungen, notfallsmäßige Operation. Auch die schlimmste Befürchtung, dass Grugger in Lebensgefahr schwebt, könnte sich bewahrheiten.
Eine genauere Prognose über die Zukunft Gruggers wird erst nach der Operation möglich sein. „Und wie lange der Eingriff dauern wird, ist nicht absehbar“, teilte die Ärztliche Direktorin und Neurochirurgin Alexandra Kofler mit. Danach werde auch der ÖSV nähere Informationen weitergeben und dazu Stellung nehmen - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
Gruggers Unfall erinnerte frappant an die tragischen Ereignisse um den Schweizer Daniel Albrecht, der sich vor zwei Jahren auf der Streif bei einem Trainingssturz im Zielsprung ein Schädel-Hirn-Trauma und eine Lungenquetschung zuzog und drei Wochen im künstlichen Koma lag. Für die Streif fühlte sich Albrecht, der in dieser Saison sein Weltcup-Comeback gegeben hatte, nach wie vor nicht bereit.
Schock für ÖSV-Team
Der Stachel bei Gruggers ÖSV-Teamkollegen saß jedenfalls tief. Trainingsergebnisse waren unwichtig geworden. Auch für den fünftplatzierten Klaus Kröll, der vom Leid seines Zimmerkollegen schockiert war. Den Sturz selbst habe er nicht gesehen, während seiner Fahrt aber nie ein gutes Gefühl entwickeln können. Mario Scheiber sagte: „Ich habe richtig Angst gehabt. Das ist mir noch nie passiert.“
Auch Michael Walchhofer war geknickt, sagte aber: „Wir müssen diese Gedanken sofort auf die Seite schieben, sonst müssten wir das Rennfahren sofort lassen.“ Für Grugger könnte das im Alter von nur 29 Jahren der traurige Fall sein, dieser Sturz könnte unter Umständen seine Karriere beenden. Dabei war Grugger schon in den vergangenen Jahren von mehreren Verletzungen gepeinigt worden und doch immer wieder in den Weltcup zurückgekehrt.

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Grugger wurde nach seinem Sturz sofort auf der Strecke erstversorgt.
Gruggers Leidensweg
Der Sturz in Kitzbühel wird zumindest eine weitere verletzungsbedingte Pause nach sich ziehen. 1998 erlitt er im Training für seine erste Europacup-Abfahrt in Zauchensee den ersten Kreuzbandriss. 2000 erlitt er eine schwere Schnittwunde im Nacken durch einen Ski, 2005 musste er die Saison im Dezember wegen einer Beckenverletzung vorzeitig beenden, im April 2007 erlitt der Salzburger bei Skitests einen Kreuzbandriss im linken Knie, der im Dezember eine weitere Operation nach sich zog.
Das geplante Comeback verzögerte sich später durch eine bakterielle Entzündung im verletzten Knie, ehe er sich unmittelbar vor der Rückkehr in den Weltcup-Zirkus im Jänner 2009 das Kreuzband im rechten Knie riss und die zweite komplette Saison in Folge pausieren musste. Seither konnte der vierfache Weltcup-Sieger (je zwei in Abfahrten und Super-Gs) an seine früheren Erfolge nicht mehr anschließen. Nun droht sogar das Karriereende.
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