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„Gold ist eine wunderschöne Farbe“

„Schon wieder so knapp an Gold vorbei“ war noch vor wenigen Tagen die Reaktion von Tina Maze auf ihre Silbermedaille in der Super-Kombination. 0,09 Sekunden fehlten der Slowenin zum ersehnten ersten Gold. Im Riesentorlauf hatte Tina nun das Masel endlich auf ihrer Seite und gewann mit demselben Vorsprung auf Federica Brignone, wie sie zuvor gegen Anna Fenninger noch verloren hatte.

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Auf jenem Berg, wo sie im Vorjahr beim Saisonfinale 2010 in Garmisch ihren insgesamt achten Weltcup-Sieg im RTL geholt hatte, gelang der 27-Jährigen nun endlich der große Wurf. Die Warterei nach viermal Silber hatte ein Ende: erstes Gold für Maze, erstes Gold überhaupt im alpinen Skisport für Slowenien. „Endlich. Diesmal waren die Hundertstel auf meiner Seite. Ich glaube, ich habe schon genug Silber, und Gold ist wirklich eine wunderschöne Farbe“, freute sich Maze über ihren ersten großen Titel.

„Jetzt reicht es“

Und das völlig zu Recht, denn die Slowenin war diesbezüglich wirklich leidgeprüft - nur 0,22 Sekunden schneller und sie hätte jetzt insgesamt vier Goldmedaillen. Bei Olympia 2010 verlor Maze in Vancouver um 0,04 Sekunden gegen die Deutsche Viktoria Rebensburg. Bei der WM 2009 in Val d’Isere musste sie um 0,09 Sekunden Kathrin Hölzl den Vortritt lassen und in Garmisch-Partenkirchen wie erwähnt Fenninger. Einzig der Rückstand von 0,49 Sekunden auf Andrea Fischbacher im Olympia-Super-G war wohl nicht zum Ärgern.

„Ich habe mir einfach gedacht: ‚Jetzt reicht es.‘ Das ist wirklich ein spezieller Tag für Slowenien, mein Team und mich“, erklärte Maze, für die das Rennen ein harter Arbeitstag war. „Durch die Verschiebung war es schwer, sich zu konzentrieren. Beim Start habe ich mich wie ein Bulle im Stall gefühlt. Ich wollte einfach raus und mein Bestes zeigen. Das habe ich geschafft“, bilanzierte Maze, die von ihrem Vorsprung im ersten Durchgang doch etwas überrascht war.

Viel riskiert, alles gewonnen

Dafür, dass sie jetzt endlich auf dem obersten Podest stehen durfte, hat Maze auch einiges riskiert. Nachdem es mit dem Verband immer wieder Konflikte gab, setzte sie nach einer sieglosen Zeit von drei Jahren alles auf eine Karte und finanziert seit 2008 ihr eigenes Betreuerteam. Der Verband unterstützt sie lediglich bei den Reisekosten, den Rest muss sie über Sponsoren hereinbekommen.

„Das war damals eine sehr schwere Entscheidung, aber am Ende hat es sich doch gelohnt. Wir sind gekommen, um eine Medaille zu holen. Es war viel Arbeit, aber durch mein Team konnte ich mich aufs Skifahren konzentrieren“, sagte Maze, die insgesamt drei italienische Trainer hat und auf einer Schweizer Skimarke fährt. „Heute werden sich wohl mehrerer Länder und nicht nur Slowenien über meine Medaille freuen“, scherzte Maze.

Görgl als Inspiration

Einen Dank richtete Maze, die bereits 1999 als 15-Jährige im Weltcup debütierte, auch in Richtung Doppelweltmeisterin Elisabeth Görgl. „Sie und ich, wir haben viel gemeinsam. Wir sind beide sehr sensible Läuferinnen, haben aber auch ein großes Kämpferherz. Sie war meine Inspiration bei dieser WM“, erklärte Maze, die ihr Land mit dem Gold auf Platz drei in der Medaillenwertung brachte.

Christian Wagner, ORF.at aus Garmisch

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