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Kein Grund zur Sorge

Beste Österreicherin? Damit konnte Marlies Schild nur wenig anfangen. Als solche war die Salzburgerin im Riesentorlauf am Donnerstag Achte geworden. Womit die ÖSV-Damen im vierten Bewerb der alpinen WM 2011 in Garmisch nicht nur erstmals ohne Goldmedaille blieben, sondern erstmals auch ohne Medaille. Den Gesamteindruck konnte die Nullnummer freilich nicht trüben.

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Nach den Goldmedaillen von Elisabeth Görgl in Abfahrt und Super-G sowie Anna Fenninger in der Super-Kombination war der Leerlauf zum Auftakt der technischen WM-Bewerbe kein Anlass zu Besorgnis, auch keiner für Ärger. Obwohl damit der Grand Slam der Schweizer Damen unangetastet blieb, die 1987 in Crans Montana als bisher einzige Nation alle Bewerbe einer WM gewinnen konnten. Dabei lag die österreichische Doppelweltmeisterin Görgl als Dritte nach dem ersten Lauf erneut gut im Rennen, um ihren eigenen Ansprüchen erst in der Entscheidung nicht mehr gerecht zu werden.

Kontinuierlich besser

Umso mehr überraschte im Riesentorlauf Schild, die am Vortag nach dem bitteren WM-Aus ihres Lebensgefährten Benjamin Raich entnervt im Teambewerb erst gar nicht angetreten war. Am Donnerstag gab sie wieder ihr Bestes, sie ging an die Reserven. 0,72 Sekunden trennten Schild letztlich von der Französin Tessa Worley und Bronze. Im Slalom am Samstag wiederum wird Schild mit der Empfehlung von fünf Saisonsiegen als absolute Favoritin auf die Goldmedaille antreten.

Marlies Schild, enttäuscht nach dem zweiten Durchgang im Damen-RTL in Garmisch-Partenkirchen

APA/Roland Schlager

Nach dem RTL gilt die volle Konzentration von Marlies Schild dem WM-Slalom.

Schon nach dem Riesentorlauf bilanzierte Schild gar nicht unzufrieden. „Natürlich weiß ich, dass bei einer WM nur Medaillen zählen, aber ich gab mein Bestes und versuchte einfach, gut Ski zu fahren“, sagte die 29-Jährige nach ihrem besten Saisonresultat im Riesentorlauf. In St. Moritz war Schild im Dezember immerhin Zwölfte geworden. „Und ich arbeite mich langsam wieder nach vorne. Von daher passt Rang acht auch bei einer WM ganz gut“, freute sich Schild. „Ich weiß aber, dass ich sicher noch schneller fahren kann. Mir fehlt nur mehr das richtige Gefühl, dann passt alles.“

„Ziel war eine Medaille“

Das WM-Ergebnis bestätigte ihre starken Leistungen im Training, wo sie schon bisher oft zu den besten ÖSV-Läuferinnen zählte, die Leistungen im Rennen aber nicht umsetzen konnte. „Das Rennfahren fällt mir im Riesen eben noch ein wenig schwer.“ Und nun beendete sie diesen bei der WM sogar als beste Österreicherin. „Darum bin ich nicht hier, es war auch nicht mein Ziel, als beste Österreicherin im Ziel zu stehen. Unser Ziel war eine Medaille, und die hätte jede Einzelne von uns draufgehabt, aber leider niemand von uns geschafft.“

Schild hatte ein noch besseres Ergebnis im ersten Durchgang vergeben, als sie über Platz 18 nicht hinausgekommen war. Mit viertbester Zeit in der Entscheidung katapultierte sich die Slalom-Vizeweltmeisterin 2003 und 2007 noch in die Top Ten. Dabei geriet angesichts des weichen Frühlingsschnees nicht nur die niedrige Startnummer zum Vorteil. „Der ganze Kurs hat mir mehr getaugt als der erste“, bilanzierte Schild, die im unteren Teil trotzdem und wieder „brutal viel Zeit“ verlor, „weil die Piste mit jeder Läuferin schlechter geworden ist.“ Wovon die Salzburgerin bei den ihr folgenden Läuferinnen freilich auch ein bisschen profitierte.

Rennfahren macht locker

Die Verletzung ihres Lebensgefährten hätte sie übrigens gut weggesteckt. Im Teambewerb war das noch ein Problem, im Riesentorlauf war davon aber nichts mehr zu bemerken. „Glücklich war er darüber nicht, aber es geht ihm gut. Und ich weiß aus eigener Erfahrung nur zu gut, dass solche Sachen einfach passieren können. Was nicht heißen soll, dass ich mit Angst am Start gestanden wäre. Ich musste gegen den Gedanken aber ankämpfen. Denn Glück und Pech liegen eng beisammen“, sagte Schild, die 2009 erst nach einjähriger Verletzungspause ihr Comeback gegeben hatte.

Der WM-Riesentorlauf sei unheimlich wichtig für sie gewesen. Rennfahren sei die beste Ablenkung. Dabei komme sie auf andere Gedanken, was auch für den Slalom hoffen lässt: „Gefühl und Spannung verändern sich durch das Rennfahren, es geht einem wieder besser.“ Einen Startverzicht habe Schild ohnehin nie in Erwägung gezogen, daran nicht einmal gedacht, wie sie betonte. „Es stimmt schon, dass ich deprimiert war, das ist normal. Genauso klar war für mich, dass ich am nächsten Tag ein Rennen bestreiten werde. Ich bin Rennläuferin. Außerdem geht es Benni dabei besser. Ihm helfe ich nämlich am meisten damit, wenn ich so weitermache wie bisher.“

Michael Fruhmann, ORF.at aus Garmisch

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