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Gold als Belohnung für „große Leistung“

Die österreichischen Kombinierer haben den ÖSV-Erfolgslauf bei der nordischen WM am Montag mit Gold im Teambewerb fortgesetzt. Dem voran ging in Oslo ein harter Kampf mit Deutschland, den Staffel-Schlussläufer Mario Stecher erst auf den letzten Metern für sich und seine Teamkameraden David Kreiner, Bernhard Gruber und Felix Gottwald entschied.

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Die Situation nach dem Springen von der Normalschanze war prekär. 49 Sekunden trennten Österreich von den später chancenlosen Franzosen, 36 vom deutschen Quartett und 15 von Gastgeber Norwegen, der mit Bronze letztlich zufrieden sein musste. Die folgende Aufholjagd des ÖSV-Teams war ebenso sehenswert wie spannend. Kreiner und Gruber machten wertvollen Boden gut, Gottwald schloss zu den Widersachern auf, und Stecher, der sich nur noch mit Edelmann um den Weltmeistertitel matchte, machte im packenden Schlusssprint alles klar.

Deutschland war wieder geschlagen und musste sich zum fünften Mal in Folge mit Silber begnügen. Österreichs Kombinierer, 2010 Olympiasieger und in derselben Besetzung nun Weltmeister, zerstörten dem deutschen Team die Hoffnung auf den großen Wurf. Der war ihm zuletzt vor 24 Jahren gelungen. 1987 durfte sich die DSV-Mannschaft ausgerechnet bei der Heim-WM in Oberstdorf als Weltmeister feiern lassen. In Oslo war von Trauer wegen der verpassten Goldmedaille dennoch nichts zu merken.

Außer Plan gelaufen

„Wenn man mit Silber nicht zufrieden ist, wäre man fehl am Platz. Es war ein großer Kampf meiner Jungs, aber die Österreicher waren einen Tick stärker“, sagte der deutsche Bundestrainer Hermann Weinbuch. „Es passte alles, nur Gruber ist außer Plan gelaufen“, bemerkte der Coach. Gruber, als Nummer zwei ins Rennen geschickt, verringerte den Rückstand auf Deutschland auf unter 20 Sekunden. Das war am Ende womöglich entscheidend.

Schlussläufer Edelmann musste sich Stecher dann erneut im Spurt geschlagen geben. „Wenn man so knapp dran ist an Gold, ist es schon ein bisschen ärgerlich. Ich hatte das Gefühl, dass ich es gegen Mario schaffen kann. Aber er ist unheimlich zäh“, sagte Edelmann, der bereits bei der WM vor zwei Jahren in Liberec auf der Ziellinie gescheitert war - an Japan. Österreichs Quartett wurde damals mit mehr als einer Minute Rückstand nur Fünfter.

„Ein perfektes Rennen“

Nach dem Triumph in Oslo, Österreichs vierter Goldmedaille im Verlauf der 48. Weltmeisterschaft, herrschte übermütige Freude. „Das war perfekt. Ein perfektes Rennen, besser kann man es nicht machen“, jubelte ÖSV-Cheftrainer Baard Jörgen Elden. „Alle waren in gutem physischem und mentalem Zustand. Ich war ein bisschen unruhig, beim letzten Stieg habe ich gesehen: okay, passt. Ich war 45 Minuten lang sehr nervös. Aber schon nach dem Springen wusste ich, dass alles noch möglich ist.“ 0,4 Sekunden machten letztlich den Unterschied.

Über die spannenden Schlussszenen sagte DSV-Coach Weinbuch: „Tino hat der letzte Punch gefehlt. Auf dem Weg ins Stadion hat er zu wenig Druck entwickelt. Beim Spurt hat Stecher geschickt zugemacht. Das war am Limit, aber nicht unfair.“ Auch Teamkollege Kreiner zollte Stecher, der im Alter von 33 Jahren seine erste WM-Goldmedaille entgegennehmen durfte, Respekt: „Das war phänomenal." Stecher sagte dazu: Ich bin stolz auf mein erstes WM-Gold. Am Ende war ich der Glücklichere.“

Mario Stecher und David Kreiner

APA/EPA/dpa/Patrick Seeger

Schlussmann Stecher (li.) und Startläufer Kreiner jubeln über WM-Gold.

„Das ist ein geiler Sport“

Vor allem der Rennverlauf sei beeindruckend gewesen, sagte ÖSV-Coach Günther Chromecek, der seinen Schützlingen zu einer „großen Leistung“ gratulierte. „Sie haben sich die Rennen alle gut eingeteilt. Besonders beim Mario am Schluss war es sensationell. Wir haben schon gewusst, dass wir um Gold kämpfen werden. Dass es dann aber so knapp wird ...“, atmete Chromecek erleichtert durch, dem der Nervenkitzel den Puls in die Höhe hatte schnellen lassen, „das ist gut für die Zuschauer, für uns eher nicht.“

„Ich bin noch immer so aufgeregt, weil mir die Buben so taugen“, sagte Ernst Vettori, der sportliche Leiter der ÖSV-Nordischen. „Wenn man Gold gewinnt, hat man alles richtig gemacht.“ Und auch ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel stimmte in den Jubelchor ein: „Wir waren unglaublich nervös, weil das Rennen so spannend war. Das ist ein geiler Sport. Gratulation an die Betreuer und vor allem an die Sportler.“ Das deutsche Quartett brennt allerdings auf Revanche im Teambewerb von der Großschanze am Freitag. „Dort versuchen wir es wieder“, so DSV-Coach Weinbuch.

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