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Entscheidung nach Einspruch des ÖSV

Das Verbot der neuen Skibindung von Vizeweltmeister Tino Edelmann durch die FIS hat für Frust und Empörung im Lager der deutschen Nordischen Kombinierer gesorgt. 24 Stunden vor der dritten Entscheidung bei den Weltmeisterschaften in Oslo im Einzel auf der Großschanze teilte die FIS mit, dass die Bindung nicht zugelassen sei.

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Nach dem Springen des ersten Teambewerbs am Montag hatte der Österreichische Skiverband (ÖSV) noch erfolglos dagegen Einspruch erhoben. „Was die (FIS) mit uns veranstaltet haben, ist eine Farce und sehr, sehr ärgerlich“, schimpfte der deutsche Bundestrainer Hermann Weinbuch. Schon im Einzel- und im Teamwettbewerb auf der Normalschanze war Edelmann mit der Bindung gesprungen. Einen Protest des späteren Weltmeisters Österreich hatte die FIS am Montag abgelehnt. Dennoch sollte Edelmann sein Material Dienstagfrüh erneut prüfen lassen.

Nachteil für Edelmann

„Wir sind an die Schanze bestellt worden, doch vom technischen Komitee der FIS ist niemand erschienen“, berichtete Weinbuch empört. „Stattdessen haben sie uns eine SMS geschickt. Für Tino ist das ein großer Nachteil, weil jetzt die Feinabstimmung fehlt“, fluchte der 50-Jährige. Der Chefcoach hatte Edelmanns Bindung, bei der eine bisher starre Platte unter dem vorderen Backen durch eine variable ersetzt wurde, im Sommer gemeinsam mit einem befreundeten Feinmechaniker entwickelt. Das sorge für mehr Sicherheit, so Weinbuch.

„Es geht um die Beweglichkeit des Vorderbackens in der Bindung. Letztlich ist der Protest das einzige Instrument, damit man einmal Klarheit kriegt. Drum haben wir das auch gemacht“, erklärte Ernst Vettori, der nordische Direktor des ÖSV. Dass es auch vor einem Jahr wegen der revolutionären Bindung von Simon Ammann bei den Olympischen Spielen laute Kritik des ÖSV gegeben habe, wollte Vettori nicht als „Bindungskomplex“ der Österreicher abgehandelt wissen. „Das hat nichts mit einem Komplex zu tun, wir haben nur dieses Instrument, um eine Entscheidung zu bewirken. Jetzt ist es erledigt.“

Kritik von Skispringer Loitzl

Unterstützung erhielt Vettori übrigens von Skispringer Wolfgang Loitzl, der sich darüber ärgerte, dass Edelmann mit der nun verbotenen Bindung überhaupt antreten durfte. Loitzl selbst war mit neuer Bindung nach Oslo angereist, die von FIS-Materialkontrollor Sepp Gratzer aber sofort für den Bewerb abgelehnt wurde. Bei Edelmann kam eine sehr ähnliche, neue Bindung trotz zweier erfolgter Proteste zweimal zum Einsatz und wurde für die weiteren Bewerbe dann doch verboten.

Ob hier mit zwei verschiedenen Maßen gemessen wurde? „Genau so sehe ich es. Ich habe mich in den letzten Tagen einige Male gewundert, was da für Sachen in einem Verband ablaufen, der eigentlich alles unter einem Hut hat, ob Skispringen oder Kombinierer, und wo das gleiche Reglement verwendet wird. Es ist bedenklich, dass da nicht die gleiche Linie verfolgt wird“, kritisierte Loitzl die FIS.

Schwer nachvollziehbar

Nach Ansicht des Deutschen Skiverbandes (DSV) handelt es sich bei Edelmanns Bindung jedoch um eine Weiter- und keine Neuentwicklung, die im Regelwerk untersagt ist. Die FIS sah das am Ende anders. „Diese Entscheidung ist für uns unglücklich und schwer nachvollziehbar. Sie hat für uns einen faden Beigeschmack“, kritisierte der Sportliche Leiter der DSV-Kombinierer, Horst Hüttel. „Wir sehen aber keine Chance, sie noch einmal zu kippen.“

Auch Weinbuch will die Sache in Oslo auf sich beruhen lassen, um die Konzentration bei der Jagd nach weiterem Edelmetall nicht noch mehr zu stören. „Ich muss auf Tino schauen. Es beschäftigt ihn schon und tut ihm auch weh, denn er hat seit Sommer viel Zeit in die Tests investiert. Aber er ist in so guter Form, dass wir das hinkriegen. Wir wollen hier noch die eine oder andere Medaille holen“, sagte der Bundestrainer.

„Es ist keine Katastrophe“

Edelmann zeigte sich im Training am Dienstag unbeeindruckt. „Salopp ausgedrückt war er etwas angepisst. Er hat die alte Bindung draufgeschraubt und ist zweimal super gesprungen. Da haben einige auf dem Turm nicht schlecht geguckt“, berichtete Sprungtrainer Andreas Bauer und meinte damit möglicherweise die ÖSV-Betreuer. Mit Weiten von 127,5 und 129,5 Meter kam Edelmann auf die Ränge sechs und drei. „Ich bin im Endeffekt der Betroffene, aber was soll ich mich in die Diskussionen einmischen. Es wäre Blödsinn, wenn ich mich da aufreibe“, sagte er.

Nachvollziehen konnte er die Entscheidung allerdings nicht. „Es widerspricht keinem Regelwerk, das sind wohl eher interne Querelen in der FIS. Die sind sich da uneins“, erklärte Edelmann. Für den Einzelwettkampf mit dem Springen von der Großschanze am Mittwoch (11.00 und 16.00 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) sieht er sich dennoch gut gerüstet. „Es ist keine Katastrophe“, sagte Edelmann und fügte schelmisch hinzu: „Ich gehe mit dem an den Start, was auf meinen Ski draufgeschraubt ist.“

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