Blutige Erinnerungen
Stephanie Grafs Trainer Helmut Stechemesser selbst soll Graf zur Plasmapheresestation Humanplasma vermittelt haben. Das gab die frühere Leichtathletin, die wegen versuchten Eigenblutdopings nachträglich gesperrt wurde, gegenüber der Sonderkommission (SoKo) Doping an. So steht es in den Polizeiprotokollen, die der APA nun vorliegen.
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Die Olympiazweite über 800 m von Sydney 2000 war im Herbst vor zwei Jahren vernommen worden. Graf habe sich, wie sie zugab, bei Humanplasma auch Eigenblut abnehmen, laut eigenen Angaben aber nie rückführen lassen. Laut Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) genügt das, um für zwei Jahre gesperrt zu werden. Die Sperre endet am 20. Juni 2012. Graf juckt das nicht mehr, sie beendete ihre Karriere schon im Jänner 2004 überraschend. Protokolliert sind auch die Namen von Jolanda Ceplak und Susanne Pumper.

GEPA/Hans F. Punz
Parallelen zwischen Graf und Ceplak
Über die damaligen Vorgänge, den Dopingversuch, sagte die mittlerweile 38-jährige Graf gegenüber der SoKo: „Konkret war es so, dass mich mein ehemaliger Trainer, Helmut Stechemesser, dorthin vermittelt hat. Stechemesser hat für mich bei Humanplasma einen Termin vereinbart“, gab Graf am 24. September 2009 zu Protokoll. Der Sportmediziner aus der ehemaligen DDR ist seit dem Olympia-Bronzemedaillengewinn der Oberösterreicherin Theresia Kiesl 1996 in Atlanta über 1.500 m als Leichtathletik-Trainer bekannt.
Pumpers schlechte Venen
Doch Graf ist nicht die Einzige von Stechemesser betreute Athletin, deren Name im Zuge des Wiener Blutdopingskandals mehrmals aufgetaucht ist. Hämatologe Paul Höcker, der als Mediziner für Dopingzwecke bestimmte Blutabnahmen in den Räumlichkeiten von Humanplasma laut eigenen Angaben „an 25 bis 30 verschiedenen Sportlern“ durchführte, blieb neben Graf vor allem von Pumper in Erinnerung.
„Bezüglich Pumper kann ich mich daran erinnern, dass diese sehr schlechte Venen hatte und ich mir deswegen nicht sicher bin, ob wir tatsächlich eine Ery(throzyten)-Abnahme durchführen konnten“, soll Höcker in seiner Beschuldigtenvernehmung wenige Tage nach Graf ausgesagt haben. Auch Krankenschwester Andrea W., die gemeinsam mit Höcker diese Blutabnahmen vornahm, konnte sich neben Graf konkret an Pumper erinnern.
Kohl gibt Ceplak preis
Hingegen wurde 800-m-Hallen-Weltrekordlerin Ceplak, die wie Graf - lange Zeit - vom Oberösterreicher Robert Wagner gemanagt worden war, vom geständigen Dopingsünder Bernhard Kohl, der seine Karriere im Herbst 2008 beendete, bei seiner Zeugenvernehmung am 30. März 2009 identifiziert. Kohl hatte angegeben, dass Ceplak am 20. November 2005 gemeinsam mit ihm, dem ehemaligen Mountainbiker und nunmehrigen Spitzentriathleten Michael Weiss sowie einer anderen ausländischen Athletin zur Blutabnahme bei Humanplasma gewesen sei.
Ceplak wurde am 18. Juni 2007 positiv auf Erythropoietin (EPO) getestet und für zwei Jahre gesperrt. Auch Pumper wurde EPO zum Verhängnis. Die Langstreckenläuferin aus Wien ging den Dopingfahndern im Frühjahr 2008 gleich zweimal mit einem positiven Befund auf das im Spitzensport zu Blutdopingzwecken missbrauchte Hormon ins Netz. Die Folge war eine zweijährige Sperre bis 9. März 2010.
Stechemesser sagt nichts
Daneben wurde mit der Slowenin Helena Javornik, die 1995 den Wien-Marathon gewonnen hatte, noch eine weitere ehemalige Stechemesser- und LCC-Wien-Athletin wegen EPO-Dopings im März 2008 für zwei Jahre bis 11. Juni 2010 suspendiert. Wen wunderte es, dass selbst der - wegen versuchten Blutdopings und der Weitergabe von illegalen Dopingmitteln - zu 15 Monaten teilbedingt verurteilte Ex-Sportmanager Stefan Matschiner als Mittelstreckenläufer ein Schützling des Leipziger Sportarztes war?
Ceplak und Javornik gaben später - nachdem slowenische Medien im Frühjahr 2009 von deren möglicher Verstrickung in den österreichischen Skandal berichtet hatten - zu, Kontakt mit Matschiner gehabt zu haben, bestritten aber bisher so wie die mittlerweile national wieder erfolgreiche Pumper sämtliche Dopingvorwürfe gegen ihre Personen. Matschiner machte daraus kein Hehl. Und wie er dopte, wiewohl es nicht fruchtete. Stechemesser, der schon bisher jede Involvierung dementierte, wollte auch zu den neuen Vorwürfen nicht Stellung nehmen. „Dazu sage ich gar nichts“, so der 57-Jährige.
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