Die Zeit drängt
Bis zum 16. Juli dauert die Sommerpause in der Bundesliga noch, Langeweile kommt bei den Clubs aber nicht auf. Bei den Titelanwärtern wird kräftig am Kader gebastelt, auch die schweißtreibende Vorbereitung hat mittlerweile für alle Spieler begonnen. Sturm Graz ist in der kommende Saison der große Gejagte, der Titelverteidiger hat knapp drei Wochen vor Anpfiff aber noch einige Baustellen offen.
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Vizemeister und Budgetkrösus Red Bull Salzburg ist auch heuer wieder der logische Favorit auf den begehrten „Teller“, mit der Austria und Rapid melden aber zwei weitere „Große“ Ansprüche auf den Titel an. Die Fans haben bis zur ersten Runde noch etwas Zeit, ORF.at liefert schon jetzt einen vorläufigen Überblick des regen Treibens auf der Transferbörse. So gibt es für alle vier Titelkandidaten noch einiges zu tun.
Stress bei Meister Sturm Graz
Franco Foda kann sich derzeit nicht über Langeweile beklagen. Der 45-jährige Meistertrainer übt in der arbeitsintensiven Vorbereitungs- und Transferzeit auch das seit dem Abgang von Oliver Kreuzer vakante Amt des Sportdirektors aus. Bei der Suche nach einem Nachfolger für Kreuzer tendiert Präsident Gerald Stockenhuber zum Engagement von Hans Lang. Der 57-Jährige arbeitete 17 Jahre lang für Sturm, zuletzt aber neben Trainer Peter Stöger als Sportchef beim Lokalrivalen GAK.

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Gordon Schildenfeld als Objekt der internationalen Begierde.
Vorläufig muss sich Foda aber noch als alleiniger sportlicher Verantwortlicher gegen den Ausverkauf der Meistermannschaft wehren. Am kroatischen Abwehrchef Gordon Schildenfeld soll mittlerweile halb Europa interessiert sein. Vom 1. FC Köln über Girondins Bordeaux bis Celtic Glasgow, alle wollen den Defensivmann von den Grazern loseisen. Auch Schildenfeld selbst tendiert ins Ausland, will den nächsten Schritt in seiner Karriere wagen. Die Schotten dürften bisher das beste Angebot gelegt haben.
Der Weg von Torjäger Roman Kienast, der mit Knöchelproblemen zu kämpfen hat, könnte nach Italien führen. Chievo Verona und Bologna erkundigten sich nach dem ÖFB-Teamstürmer. Auch ÖFB-Teamtorhüter Christian Gratzei soll von einigen Clubs umworben werden und wäre ein herber sportlicher Verlust für den Titelverteidiger. Getestet wurden und gefallen haben immerhin der 26-jährige Kroate Lovre Vulin (Verteidiger/ zuletzt bei Slovan Liberec) und sein 22-jähriger Landsmann Darko Bodul (Stürmer/Nacional Funchal), der außerdem einen österreichischen Pass hat. Boduls Bruder Dragan spielte in Österreich schon für Admira und Sportklub.
„Samba Brasil“ in Salzburg
Vizemeister Red Bull Salzburg rüstet für die Jagd auf Sturm kräftig auf und versucht dabei, den Spagat zwischen internationalen Neuzugängen und der Förderung österreichischer Talente. Zwar haben die Mozartstädter die höchste rot-weiß-rote Quote seit Kurt Jara im Großkader, gleich zehn Österreicher stehen im Aufgebot. Den sechs nicht mehr benötigten Legionären - Torhüter Gerhard Tremmel soll bei Celtic Glasgow anheuern - stehen aber auch für heimische Verhältnisse hochkarätige Verstärkungen aus dem Ausland gegenüber.
So setzt man in Salzburg in der kommenden Saison gleich auf fünf Brasilianer. Ex-„Wunderkind“ Leonardo (kam aus Breda), Rafael (von Red Bull Brasil) und der im Saisonfinish aufgeblühte Alan sollen im Sturm die gegnerischen Abwehrreihen durcheinanderwirbeln. Defensivmann Douglas bleibt ebenfalls bei Red Bull, dazu kam mit Jefferson noch eine Verstärkung aus der brasilianischen Filiale. Und der 30-jährige Innenverteidiger Petri Parsanen aus Finnland (zuletzt Werder Bremen) verspricht ebenso eine Qualitätssteigerung wie der 26-jährige Mittelfeldmann Rasmus Lindgren aus Schweden (von Ajax Amsterdam).
Stürmer Joaquin Boghossian und Nikola Pokrivac hat Sportdirektor Heinz Hochhauser nicht mehr auf dem Zettel, dafür verlängerte der noch rekonvaleszente ÖFB-Teamverteidiger Franz Schiemer seinen Vertrag bei den „Bullen“ bis 2015. Mit Headcoach Ricardo Moniz und Assistent Niko Kovac hat man jedenfalls eine stark besetzte Trainerbank und ein anscheinend gut harmonierendes Duo. Kompetenzen und Hierarchie sind klar abgesteckt, Moniz und Kovac wollen weiter auf offene Diskussionen über Taktik und Aufstellung setzen.
Austria rechnet noch mit Junuzovic
24 Violette schwitzen nach dem Wechsel von Julian Baumgartlinger am Dienstag nach Mainz noch im Trainingslager in Flachau, seit Freitag auch die Teamspieler nach ihrem verlängerten Urlaub. Nur Fabian Koch muss nach einer Blinddarm-OP noch etwas zurückstecken, sonst kann Trainer Karl Daxbacher alle uneingeschränkt „quälen“. Dabei ist natürlich auch Mittelfeld-Leistungsträger Zlatko Junuzovic, den es so wie Baumgartlinger ins Ausland gezogen hatte. Die diesbezüglichen Verhandlungen mit Austria-Wirtschaftsvorstand Thomas Parits laufen noch.

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Zlatko Junuzovic bekennt sich zu Violett, vom Tisch ist sein Abgang aber nicht.
Der 23-jährige Teamspieler Junuzovic, der bei einigen deutschen Bundesligisten im Gespräch war und ist, kann sich gut vorstellen, noch ein Jahr bei der Austria anzuhängen. „Ich gehe davon aus, dass ich bleibe, aber im Fußball kann es schnell gehen“, sagte Junuzovic, der mit Alexander Grünwald einen neuen Partner in der Kreativabteilung hätte. Und mit Daniel Royer könnte aus Ried noch ein junger Wilder dazustoßen. Der 19-jährige Flügelspieler, an dem die Austria intensiv dran ist, soll bei seinem Wechsel von Pasching nach Ried die Zusage erhalten haben, bei einem Angebot heimischer Spitzenclubs wechseln zu dürfen.
Jetzt will Ried den jungen Rohdiamanten offenbar doch nicht ziehen lassen und hat das große Feilschen mit Spielerberater Jürgen Werner und Parits eröffnet. „Ich weiß nicht, warum Ried so ein Theater macht“, wurde der Austria-Sportdirektor zuletzt zitiert. Bei Cupsieger Ried steht neben dem Ringen um Royer aktuell die Verpflichtung von Verteidiger Bienvenue Basala-Mazana auf der Tagesordnung. Der 19-Jährige hat schon einige Einsätze für deutsche Nachwuchs-Auswahlen aufzuweisen, zuletzt war er bei den Köln-Amateuren tätig.
Konkurrenzkampf total im Rapid-Kader
Der neue Rapid-Trainer Peter Schöttel hat den Kampf ums „Leiberl“ gleich einmal ordentlich angeheizt. Für die erst am Montag in die Vorbereitung eingestiegenen Teamspieler Hamdi Salihi, Christopher Drazan und Markus Heikkinen gibt es ebenso wenig eine Stammplatzgarantie wie für den langjährigen Torhüter Helge Payer. Der neue Spartentrainer Raimund Hedl, bisher die Nummer zwei hinter Payer, soll dem langjährigen „Einser“ im Training Gas geben.

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Goalgetter Salihi blickt möglicherweise in eine Zukunft ohne Rapid.
Schöttel will das noch mit einem routinierten Konkurrenten tun, der durchaus Ansprüche erheben darf. Ried schaltet bei Thomas Gebauer auf stur, Kapfenberg verhandelt mit Rapid wegen Raphael Wolf, der in der Steiermark einen Vertrag bis 2013 hat. Seine Ablöse ist nach oben hin offen, das heißt, nicht vertraglich in einer Ausstiegsklausel fixiert.
Hamdi Salihi, der in der vergangenen Saison 18 Ligatore für Rapid erzielte, wird indes heftig umworben. Angeblich angeln die griechischen Topclubs AEK Athen und Aris Saloniki nach dem Albaner, auch Maccabi Haifa, Sochaux und Freiburg sollen am 27-Jährigen dran sein. Als Ersatz würde Schöttel den jungen LASK-Stürmer Lukas Kragl holen. Mit dem Angreifer Deni Alar ging schon ein Profi von Kapfenberg zu Rapid und traf in diversen Tests auch schon. Den Schock nach der Verletzung von Neuzugang Guido Burgstaller muss man aber erst verdauen.
Harald Hofstetter, ORF.at
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