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Ex-Teamchef glaubt an Achtelfinale

Kein David Alaba, kein Aleksandar Dragovic: U20-Teamchef Andreas Heraf steht bei der kommenden Weltmeisterschaft in Kolumbien vor einer schweren Aufgabe. Die Vorgabe mit Platz vier bei den Titelkämpfen 2007 ist anspruchsvoll. Herafs Vorgänger Paul Gludovatz glaubt an das Team, auch wenn laut ihm an den Ausfällen sein Nachfolger eine gewisse Mitschuld trägt.

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Der 65-jährige Burgenländer, der vergangene Saison mit der SV Ried den österreichischen Cup gewann und Platz vier in der Bundesliga belegte, kritisierte in einem Gespräch mit der Austria Presse Agentur fehlenden Kampfgeist Herafs in Sachen Freistellung von Alaba und Dragovic. „Da muss man eben mehr Zeit opfern, so etwas kann man nicht vom Büro aus erledigen“, so Gludovatz.

Kein Vergleich mit 2007

Der Ried-Trainer erinnert sich an unzählige Kilometer im Auto, um bei den Vereinsverantwortlichen ein gutes Wort für eine Abstellung der Spieler einzulegen. Etwas, das Gludovatz zumindest bei Heraf nicht aufgefallen sei. „Ich war vor der WM in Kanada immer vor Ort und habe bei jedem Trainer mit Demut regelmäßig um die Spieler gebeten“, so der 65-Jährige. „Ich habe Zigtausende Kilometer abgespult, da war viel Mühsal dabei.“

Handschlag zwischen David Alaba und Andreas Heraf

GEPA/Andreas Pranter

Kein Handschlag in Kolumbien: Alaba (l.) steht Heraf nicht zur Verfügung.

Allerdings startete der Burgenländer seine Mission WM-Kader nicht mit Terminen bei Clubs wie Bayern München. 2007 setzte sich das U20-Team mehrheitlich aus Spielern von Zweitligisten oder Amateurabteilungen von Bundesliga-Clubs zusammen. Ein Umstand, den auch Gludovatz nicht verheimlicht: „Jetzt spielen mehr in Kampfmannschaften und auch im Ausland, als das 2007 der Fall war.“

„Kontakte sind Alibi“

Die mangelnde Zusammenarbeit zwischen ÖFB-Coachs und diversen Clubtrainern stößt Gludovatz generell sauer auf. „Die Kontakte zwischen ÖFB und Bundesliga-Trainern sind Alibi. Anrufe allein genügen nicht“, nimmt der langjährige Nachwuchstrainer auch A-Teamchef Dietmar Constantini in die Pflicht. Für Gludovatz gehört das „Feld mehr beackert“, auch um Interessenkonflikte wie im Fall Alaba oder Dragovic zwischen Club und Team zu vermeiden.

„Sie müssen mehr Trainings besuchen, ihre Teamspieler auch im Training anschauen, mit den Vereinstrainern reden“, so der Ried-Trainer, „die A-Team-Betreuer schauen sich die Spieler an und nehmen sie fürs Nationalteam, aber sie reden nicht über die Struktur.“ Ein Problem, das nicht nur Constantini betrifft. Gludovatz: „Das betrifft nicht nur den jetzigen Teamchef, sondern auch seine Vorgänger.“

Achtelfinale möglich

Trotz der Ausfälle von Alaba und Dragovic, die auch beim A-Team zum Stamm gehören, traut der Architekt des „Sommermärchens“ von 2007 der aktuellen Mannschaft eine erfolgreiche Weltmeisterschaft in Kolumbien zu. „Ich gehe davon aus, dass wir uns für das Achtelfinale qualifizieren, und dann ist alles möglich“, so Gludovatz, der einen Großteil des Aufgebots aus eigener Erfahrung kennt.

Trotz aller Kritik will sich der Burgenländer in die direkte Arbeit von Heraf nicht einmischen - weder aktiv, noch medial. „Jeder geht seinen eigenen Weg. Ich werde niemandem Ratschläge erteilen“, so Gludovatz. Von einer Sache ist der 65-Jährige jedoch überzeugt: „Mit meiner Erfahrung und mit dieser Mannschaft hätte ich es sicher auch bis nach Kolumbien geschafft und würde dort für Furore sorgen.“

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