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Ex-Teamchef zeigt kein Verständnis

Die Zusammenstellung des ÖFB-Kaders für die U20-WM in Kolumbien lässt die Wogen hochgehen. Vor allem das Fehlen von Stützen wie David Alaba und Aleksandar Dragovic sorgt für Diskussion. Während der ehemalige U20-Coach Paul Gludovatz seinen Nachfolger Andreas Heraf in die Pflicht nimmt, ärgert ÖFB-Legende Herbert Prohaska das Verhalten der Clubs - vor allem des Vizemeisters Red Bull Salzburg.

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Der ehemalige A-Teamchef kritisierte im Rahmen einer Pressekonferenz zum Auftakt der Ersten Liga am Donnerstag das Verhalten einiger Vereine in Sachen Abstellung. Vor allem die Weigerung Salzburgs, Martin Hinteregger und Georg Teigl für das Turnier in Südamerika abzustellen, sorgte bei Prohaska für Kopfschütteln. Für den Schirmherr der Ersten Liga ist das Verhalten der Salzburger wörtlich „ein Witz“.

„Werden nicht abgehen“

„Die Salzburger haben einen 30-Mann-Kader, natürlich haben sie den Titel und den Europacup im Auge, aber da werden ihnen Hinteregger und Teigl nicht abgehen“, meinte Prohaska. „Weil wenn die zwei, drei oder vier Wochen fehlen und sie deswegen nicht Meister werden, können sie zusperren“, nahm sich der 55-Jährige kein Blatt vor den Mund und verwies auf die Kaderplanung des Vizemeisters im Sommer.

Georg Teigl (RBS)

GEPA/Thomas Bachun

Prohaska hätte Teigl lieber im ÖFB- als im Salzburg-Dress gesehen.

„Die Salzburger erklären, sie fahren die junge Schiene und holen dann vier Ausländer“, so Prohaska, „ich hoffe, ich irre mich, aber Hinteregger und Teigl werden nicht oft spielen.“ Genau jene Spielpraxis hätte das Duo aber bei der Weltmeisterschaft in Kolumbien sammeln können. „Vor allem Teigl braucht Spielpraxis, die er aber in Salzburg nicht bekommen wird“, so „Schneckerl“.

Prohaska, der selbst nie bei einer Nachwuchs-WM zum Einsatz kam („Meine Jahrgänge waren für die Qualifikation nie gut genug“), wunderte sich in diesem Zusammenhang auch über den Salzburger Sportdirektor Heinz Hochhauser. Schließlich habe dieser selbst jahrelang als Koordinator für die Nachwuchsarbeit beim ÖFB gearbeitet.

Forderung nach Abstellungspflicht

Der ehemalige ÖFB-Teamchef steht mit seiner Meinung nicht alleine da. Kurt Garger, seines Zeichens Trainer von TSV Hartberg, meinte: „Für mich ist Salzburg kein österreicherischer Verein.“ Der frühere Teamspieler forderte mit Hinweis auf Alaba und Dragovic die Kritiker auf, „vor der eigenen Tür zu kehren nicht auf den FC Bayern und FC Basel zu schauen“. Doch nicht nur Salzburg, auch der internationale Fußballverband FIFA bekam von Prohaska sein Fett ab.

Prohaska sieht im Fehlen einer Abstellungspflicht einen Mitgrund für die Ausfälle im ÖFB-Team. Außerdem plädierte er dafür, dass die derzeit in Mexiko stattfindende U17-WM besser später gespielt werden sollte und stattdessen die U20-Weltmeisterschaft vorgezogen hätte werden müssen. Spieler in jüngerem Alter würden nicht nur in Österreich in den Proficlubs noch nicht so oft zum Einsatz kommen wie U20-Akteure.

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