Business geht vor Kameradschaft
Andreas Nödl stand in der vergangenen Saison tormäßig zwar im Schatten von Thomas Vanek und Michael Grabner, der 24-jährige Wiener hat sich aber so wie seine beiden Landsleute einen Stammplatz in der National Hockey League (NHL) erarbeitet. Bei den Philadelphia Flyers genießt Nödl die glamouröse NHL-Welt, denkt aber auch gerne an seine Anfänge in Wien zurück.
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In der vergangenen Saison erzielte der Stürmer im Vergleich mit Vanek und Grabner zwar „nur“ elf Tore und leistete elf Assists, seine Defensivstärke veranlasste die Flyers jedoch, ihn mit einem neuen Zweijahresvertrag auszustatten. 845.000 Dollar im Jahr sind die Dienste des Wieners dem Team aus Philadelphia wert. Nödl hat dabei finanziell sogar einen ganz kleinen Schritt zurückgemacht.
Abschalten vom Stress
Wichtiger war ihm, dass er einen One-Way-Vertrag für zwei Jahre bekommen hat, er also nichts verliert, wenn ihn der Club ins Farmteam schicken sollte. Zudem hat er bei den Flyers, die stets bis an die Gehaltsobergrenze gehen, als billiger Spieler auch bessere Karten für Einsätze. „Ich wollte hierbleiben. Ich habe mir keine Sorgen gemacht, aber es ist beruhigend, dass ich für zwei Jahre ein fixes Gehalt bekomme“, sagt er im Gespräch mit der APA.

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Nödl, Freundin Jena und Hund Stella ziehen die Ruhe in New Jersey vor
Von der Hektik im Zentrum der fünftgrößten Stadt der USA bekommt der Österreicher nichts mit. Der 24-Jährige hat mit Freundin Jena und Hund Stella ein Appartement jenseits des Delaware-Flusses im Staat New Jersey bezogen. Im beschaulichen Voorhees hat er nur wenige Minuten zum Trainingsgelände der Philadelphia Flyers, der Flyers Skate Zone, und viel Ruhe.
„Du musst abschalten können, sonst packst du die lange Saison nicht. Wenn ich nach Hause komme, will ich vom Eishockey gar nichts wissen. Dann schaue ich im Fernsehen Football oder Baseball, spiele Videospiele, koche mit meiner Freundin, gehe mit ihr Shoppen oder mit dem Hund Gassi“, beschreibt der Weinliebhaber seine unspektakuläre Freizeitgestaltung.
„Kalte“ Welt NHL
Trotz des guten Vertrags und des Aufstiegs, der ihn von der österreichischen Nationalliga bis zu einem Spitzenclub in der stärksten Liga der Welt geführt hat, ist der Wiener bescheiden geblieben. Er denkt noch gern an die Zeit beim WEV zurück, als er mit 15 Jahren bei den Erwachsenen Fuß fasste. „Das hat mir am meisten geholfen, das war eine gute Zeit. Da hast du viele Freunde. Das ist schon, was ich hier vermisse“, so Nödl, „es war eine Kameradschaft, wir hatten gemeinsam Training, dann sind wir gemeinsam ins Kino oder weggegangen.“

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Besonderes Erinnerungsstück: Der Puck vom ersten NHL-Tor
Im knallharten Profigeschäft NHL stellt sich die Situation deutlich „kälter“ dar. „Hier ist es nur Business. Du gehst hin, fünf Stunden Training und Meetings. Du bist gut Freund mit ihnen, sie respektieren dich, aber es geht jeder seinen eigenen Weg“, so Nödl. Etwa einmal im Monat gibt es aber auch in Philadelphia einen Spielerabend mit Frauen und Freundinnen.
Dass er schon früh den Sprung nach Amerika gewagt hat, bereut er aber keineswegs. „Ich wäre sicher nicht in der NHL, wenn ich nicht mit 17 schon herübergegangen wäre“, ist er überzeugt. So wie das auch Pöck, Vanek und Grabner mit Erfolg getan haben. „In letzter Zeit gibt es aber nicht viele junge Österreicher, die nach Amerika kommen. Weil es doch ein großer Sprung ist. Was ich so höre, gehen viele nach Schweden oder Finnland“, weiß Nödl.
Golf zum Ausgleich
Privat versucht der Wiener so viel wie möglich Abstand zu seiner Arbeit zu gewinnen. In der Wohnung findet man nur wenige Eishockey-Erinnerungsstücke. Die Aufstellung seiner ersten NHL-Partie hängt eingerahmt an der Wand, genauso eine Plakette mit dem Puck, mit dem er sein erstes NHL-Tor geschossen hat. Mit seinem Outfit erinnert er vielmehr an zwei große US-Stars aus anderen Sportarten. Das Kapperl ist eines von Tiger Woods, ein Armband von Lance Armstrong.
„Ich golfe sehr gerne, und Woods ist mein Lieblingsgolfer. Das ist mein Lieblingssport im Fernsehen neben Football. Und die Tour de France habe ich mir immer gerne angeschaut, als Armstrong siebenmal gewonnen hat“, sagt Nödl, der entspannt und locker wirkt, obwohl in Philadelphia stets viel Wirbel um die Flyers herrscht. Der Stürmer hat sich heuer häuslicher eingerichtet. Nicht nur in Voorhees, sondern auch in Minneapolis, wo er sich ein Appartement gekauft hat.
Denn dort hat er seine Eishockey-Ausbildung und das College absolviert, von dort kommt auch Jena, die Tochter eines Managers der Flyers. Und dort kann sich Nödl vorstellen, einmal sesshaft zu werden. „Im Sommer ist es dort Weltklasse. Es gibt viele Seen, man kann viel Golf spielen, meine besten Freunde sind dort. Und es gibt gute Trainingsmöglichkeiten“, sagt der Wiener.

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Egal ob real oder virtuell: Golf ist Nödls liebste Freizeitbeschäftigung
Mama Nödl als Informantin
Nödl ist über das österreichische Eishockey noch gut informiert. Capitals-Stürmer Rafael Rotter ist einer seiner besten Freunde, „und meine Mutter geht auch zu den Capitals und erzählt mir dann“. Auch über das Nationalteam erkundigt er sich, auch wenn er nur bei einer Weltmeisterschaft (2009 in der Schweiz) mit dabei war. Gern würde er wieder kommen, allerdings wird er nur dann freigestellt, wenn die Flyers das Play-off verpassen oder frühzeitig ausscheiden. Das ist eher unwahrscheinlich. „So ist das halt, wenn du bei einer guten Mannschaft spielst.“ Er hätte es schlimmer erwischen können.
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