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Auf die Versöhnung folgt der Wettkampf

Entwarnung wenige Tage vor dem Start in die alpine Weltcup-Saison: Lindsey Vonn und Maria Höfl-Riesch, die sich am Ende der vergangenen Saison in die Haare geraten waren, reden wieder miteinander, der Streit wurde beigelegt. In sportlicher Hinsicht geben sich beide zurückhaltend. Das erste Kräftemessen gibt es am Samstag (9.45 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) beim Riesentorlauf in Sölden.

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In Neuseeland sei es zu einer Aussprache gekommen, in der sämtliche Missverständnisse der vergangenen Monate bereinigt wurden, erklärte Vonn. Sie seien nun wieder Freundinnen, hätten aber vereinbart, über ihre Freundschaft gegenüber Medien nichts mehr zu verraten. „Wir werden diesbezüglich vorsichtiger sein. Es passt wieder alles“, sagte die US-Amerikanerin, die den Gesamtweltcup im Finale der vergangenen Saison um drei Punkte ihrer Erzrivalin überlassen musste. „Zumindest können wir jetzt wieder normal miteinander umgehen“, relativierte Höfl-Riesch.

Maria Höfl-Riesch und Lindsey Vonn mit eiserner Miene bei der Siegerehrung

APA/EPA/Keystone/Arno Balzarini

Höfl-Riesch und Vonn (r.) im Finale der vergangenen Saison

Die eigentliche Frage vor dem Saisonauftakt auf dem Rettenbachferner lautet nämlich: Gelingt der Deutschen die erfolgreiche Titelverteidigung oder erobert Vonn ihre Vormachtstellung zurück? Diesbezüglich bleiben beide zurückhaltend. Höfl-Riesch will sich ob der mit dem großen Kristall gewonnenen Gelassenheit nicht unter Druck setzen. Auch Vonn, die am Dienstag ihren 27. Geburtstag feierte, stapelte vor dem Startschuss tief und nannte den neuerlichen Gewinn der kleinen Kugeln in Abfahrt, Super-G und Super-Kombination als Ziel.

Match auf höchstem Niveau

In der vergangenen WM-Saison matchten sich die beiden auf höchstem Niveau, gemeinsam brachten sie es auf 3.453 Punkte und damit beinahe so viele wie die im Klassement folgenden vier Rennläuferinnen. Vonn hatte erst beim Weltcup-Finale am 16. März in Lenzerheide die am 28. Dezember 2010 mit dem Semmering-Riesentorlauf an Höfl-Riesch verlorene Weltcup-Führung zurückerobert. Ein scheinbar perfekter Zeitpunkt, standen danach in der Schweiz doch nur noch drei Rennen auf dem Programm.

Doch aus 27 Punkten Vorsprung wurden letztlich drei Punkte Rückstand für die erfolgsverwöhnte Amerikanerin. Denn nach der Absage des Super-G punktete Höfl-Riesch im Slalom als Vierte kräftig, während sich Vonn mit Platz 13 bescheiden musste. Höfl-Riesch war damit im Rennen um den Gesamt-Weltcup wieder in Führung gegangen und beendete in der Folge - nach Absage des Riesentorlaufs - die dreijährige Dominanz ihrer großen Kontrahentin.

Abendkleid statt Rennanzug

Der Gesamtsieg brachte ihr erhöhte Aufmerksamkeit - und nicht nur in der Sportwelt. „Es ist schon eine Auszeichnung, dass man außerhalb der Sportberichterstattung eine Präsenz hat. Das ist im Skisport noch nicht so vielen gelungen und macht mich schon stolz. Und es ist nicht von Nachteil, sich in der Gesellschaft einen gewissen Stellenwert erarbeitet zu haben. Ich denke, dass man dadurch nach seiner Karriere gewisse Möglichkeiten hat.“ Auf dem gesellschaftlichen Parkett ist auch Vonn erprobt, die ihr Renndress im Sommer gerne gegen Abendkleider tauscht und ihre Popularität genießt.

Herausforderung Riesenslalom

Sportlich gilt es für beide, eine Scharte auszumerzen. Beiden fehlt ein Sieg im Riesentorlauf, um in allen fünf Disziplinen gewonnen zu haben - am besten gleich in Sölden. „Es wäre schön, einen guten Start zu erwischen. Die Top Fünf wären super. Aber egal wie es in Sölden läuft, dieses Rennen ist nicht entscheidend“, so Höfl-Riesch, die über den noch fehlenden Sieg meinte: „Das wäre eine große Ehre, ein toller Erfolg. Für die Saison ist es auf jeden Fall ein Ziel. Ich weiß, dass ich das kann. Es muss halt alles zusammenpassen. Ich war ja schon zweimal Zweite.“

Die Saison auf so einem schwierigen Hang zu eröffnen, macht Sölden auch für Vonn speziell: „Sölden zählt zu den härtesten Riesentorlauf-Hängen, definitiv der steilste Hang und ziemlich einschüchternd. Da bin ich am Start immer ein bisschen nervös“, sagte die 27-Jährige, die im Sommer in Neuseeland ihren Trainingsschwerpunkt auf Riesentorlauf und Slalom gelegt hatte. In Spindlermühle war sie in der Vorsaison als Dritte erstmals aufs RTL-Podium gesprungen. „Das war ein Durchbruch für mich, ein großer Schritt. Ich habe nun mehr Selbstvertrauen und weiß, dass ich unter die besten Drei kommen kann.“

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