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„Skifahren ist ein Traumberuf“

Mit 37 Jahren ist Schluss - Didier Cuche tritt mit Saisonende vom aktiven Rennsport zurück. Das gab der Schweizer am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Kitzbühel bekannt. Während die Österreicher damit einen großen Konkurrenten verlieren, bedauert die Schweiz den Verlust eines ihrer über Jahre hinweg beliebtesten Sportlers, der es 2011 sogar zum Schweizer des Jahres brachte.

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Zweimal Sportler des Jahres, Schweizer des Jahres, Ex-Weltmeister im Super-G, Silber bei Olympischen und Weltmeisterschaften und bisher 18 Weltcup-Siege - Cuche, der im Dezember 1993 in Bormio sein Debüt im Weltcup gegeben hatte, blickt auf eine lange Erfolgsliste zurück. Viermal konnte er allein die Abfahrt in Kitzbühel für sich entscheiden, 2010 schaffte er als dritter Fahrer nach Stephan Eberharter und Hermann Maier sogar das Double mit Super-G und Abfahrt. Seinen Weltcup-Premierensieg hatte er 1998 in der Abfahrt gefeiert - in Kitzbühel.

„Ein weiterer Meilenstein“

Kitzbühel war für Cuche demnach die perfekte Bühne, um - zwei Tage vor der Abfahrt - das Ende seiner erfolgreichen Laufbahn zu verkünden. Fünfmal verließ er diese Bühne als Sieger, diesmal wird er sie zum letzten Mal betreten. „Ich habe mich entschieden, hier in Kitzbühel einen weiteren Meilenstein zu setzen, ich werde mit Saisonende vom aktiven Rennsport zurücktreten. Hier in Kitzbühel hat alles angefangen“, sagte Cuche. Hier läutete er auch das Ende sein.

Cuche ist überzeugt, den richtigen Schritt zu machen, wiewohl ihm die Entscheidung nicht leichtgefallen sei. „Aber noch bin ich fit und gesund und kann vorne mitfahren. Auf diesem Niveau wollte ich immer Abschied nehmen. Ich durfte im Sport viel Schönes erleben, dafür bin ich dankbar, das werde ich nie vergessen“, erklärte Cuche, der sich im Schweizer Skiverband in den nächsten Jahren in der Nachwuchsarbeit einbringen wird. „Skifahren ist einfach ein Traumberuf“, sagte Cuche, „und ich werde meinen Beitrag dazu leisten, dass dieser Traum in Zukunft auch für junge Athleten erreichbar sein wird.“

In privilegierter Position

Seine Rücktrittsentscheidung sei jedoch nicht von gestern auf heute gefallen, sie habe ihn schon seit längerer Zeit beschäftigt, seit dem vergangenen Frühjahr. Letztlich habe er nur auf sein Bauchgefühl gehört. Und so kam Kitzbühel gerade recht. „Ich hatte viele Höhepunkte in meiner Karriere, aber Kitzbühel und die Streif stechen heraus. Dass ich ausgerechnet hier mehrmals gewinnen konnte, ist für mich eine große Genugtuung.“

Für ihn gelte es nun, die Zeit nach der Karriere zu planen. Konkretes verriet er nicht, nur: „Vieles ist klar und stimmt mich zuversichtlich, mit viel Freude und Motivation werde ich auf der Basis des Erreichten eine berufliche Basis aufbauen.“ Dass das gelingen wird, davon geht er aus. Als Profisportler befinde er sich dafür in privilegierter Position, wofür er sich besonders bei seiner Familie und seinen Betreuern bedankte, „ohne deren umermüdlichen Einsatz all meine Erfolge nicht möglich gewesen wären“.

Streif-Abschied im Triumph?

Cuche gewann in diesem Winter im kanadischen Lake Louise als ältester Sieger ein Weltcup-Rennen, sicherte sich in drei Jahrzehnten Edelmetall bei Großveranstaltungen und holte gleich viermal die kleine Abfahrtskugel. Persönlich Abschied von der Streif kann er am Freitag (Super-G) und am Samstag (Abfahrt) nehmen.

In beiden Rennen zählt er nach Bestzeit im zweiten Training zum absoluten Favoritenkreis. In der Abfahrt könnte der „Bursche aus dem Jura“ mit seinem fünften Sieg auf der Streif sogar alleiniger Kitzbühel-Rekordhalter werden. „Ich werde befreit von anderen Gedanken Vollgas geben. Bis zum Frühjahr will ich noch das eine oder andere Zeichen setzen“, sagte er.

Michael Fruhmann, ORF.at aus Kitzbühel