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Wetterchaos zwingt Kitzbühel in die Knie

Schneechaos in Kitzbühel, Stillstand auf der Streif. Das Wetter hat die Veranstalter der 72. Hahnenkammrennen vor eine schwierige Prüfung gestellt. Der für Freitag geplante Super-G musste abgesagt werden, die Abfahrt am Samstag steht auf wackeligen Beinen. Denn die Prognosen versprechen kaum Besserung: „Es wird weiter Neuschnee geben“, bestätigte Meteorologe Georg Erlacher.

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Über die Absage des Super-G gab es keine Diskussion. Bereits um 7.00 Uhr fiel die Entscheidung der Rennleitung, die schon am Donnerstag mit dem Schlimmsten gerechnet hatte. Starker Regen war in der Nacht in Schnee übergegangen, der bis Freitagvormittag anhielt. Erst in der Nacht auf Samstag sei laut Erlacher mit Wetterbesserung bzw. mit einem schneefreien Fenster von ein paar Stunden zu rechnen, in dem die Piste von den Schneemassen befreit werden könnte.

Einsatz rund um die Uhr

„Viel Arbeit, wenig Freude“, so Kitzbühel-Rennleiter Peter Obernauer, der mit 500 Mann im Dauereinsatz ist, um die Abfahrt - den traditionellen Höhepunkt des Hahnenkamm-Wochenendes - doch noch möglich zu machen. „Punkto Arbeitseinsatz und Vorbereitungen sind wir total fit. Wir hoffen für Samstag auf ein Wetterfenster ohne Regen und Schneefall.“

Helfer auf der Piste

GEPA/Hans Simonlehner

Auf der Streif wird alles versucht, um die Abfahrt zu retten

Der Regen habe die Piste schon am Donnerstag weicher gemacht. Teilweise sei sie gebrochen, berichteten die Bundesheer-Pistenhelfer. Obernauer gab sich dem Wetter aber nicht geschlagen. „Wir arbeiten Tag und Nacht, um die Piste zu stabilisieren und zu reparieren“, sagte Obernauer, der auf Minusgrade in der Nacht hofft. „Wir hatten in Kitzbühel schon oft schwierige Bedingungen und haben die Probleme meistens auch bewältigt.“

„Chancen bei 50 Prozent“

„Es wird alles getan, um einen ordentlichen Rennverlauf in der Abfahrt garantieren zu können.“ Ob sie dann tatsächlich über die Bühne gehen kann, darüber kann derzeit nur spekuliert werden. Obernauer gab sich betont zuversichtlich: „Die Chancen auf die Durchführung sind schon relativ groß, etwas mehr als 50 Prozent, würde ich sagen.“ Auch weil die Wetterprognosen für Samstag besser seien.

Meteorologe Erlacher klärte auf: Bis Samstag soll laut Erlacher eine neue Warmwetterfront die Region erreicht haben und die Schneefallgrenze wieder auf 1.100 Meter steigen. Der Start der Kitz-Abfahrt befindet sich auf 1.665, das Ziel auf 805 Meter Seehöhe. Die Niederschläge sollen am Samstag nicht mehr so ergiebig sein, allerdings könnten Nebelbänke die Sicht beeinträchtigen.

Spazieren statt Rennfahren

Derzeit müsse die Piste jedenfalls mit Samthandschuhen angegriffen werden. „Der Regen ist nicht so tragisch“, sagte Obernauer, „wir haben 50 Zentimeter grundsätzlich gut stabilisierte Piste, die bei Minusgraden sofort wieder anziehen wird. Wir hoffen auf einen ordentlichen, guten und fairen Abfahrtslauf.“ ÖSV-Ass Hannes Reichelt dazu: „Bei so viel Neuschnee wird die Piste wahrscheinlich nicht halten. Dann wird die Abfahrt wohl ein Startnummernrennen, die höheren Nummern sind dann kein Vorteil.“

Die Stimmung im Österreicher-Lager ist ob der Witterungsbedingungen getrübt. Kaum jemand glaubt derzeit daran, dass die Abfahrt stattfinden wird. „Die Vorzeichen sind nicht so prickelnd“, teilte der Österreichische Skiverband (ÖSV) auf Anfrage mit. Das Ersatzprogramm für die Athleten nach der Absage sah einen Spaziergang und Koordinationstraining vor. Dass der Super-G am Montag nachgeholt werden könnte, schloss auch FIS-Renndirektor Günter Hujara aus: „Das ist keine Option.“ Zuletzt war der Super-G vor fünf Jahren abgesagt worden.

Michael Fruhmann, ORF.at aus Kitzbühel

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