Cole und Lampard als Rädelsführer
Vor wenigen Jahren noch hatte England den internationalen Clubfußball dominiert. 2008 gewann Manchester United ein rein englisches Champions-League-Finale gegen Chelsea. Keine vier Jahre später stehen Englands Clubs vor der schwächsten Europacup-Saison seit 16 Jahren.
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Mit Arsenal und Chelsea stehen die letzten verbliebenen Vertreter in der Königsklasse im Achtelfinale vor dem Aus. Zuletzt hatte 1995/96 kein Club von der Insel das Viertelfinale der Champions League erreicht. Für Chelsea-Trainer Andre Villas-Boas wird die Luft nach der 1:3-Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel am Dienstag beim SSC Napoli immer dünner. Die Londoner liegen auch in der englischen Liga nur auf Platz fünf.
Umstrittene Personalentscheidungen
Zudem sorgt der junge Portugiese, der im Vorsommer vom FC Porto gekommen ist, mit seinen Personalentscheidungen für Diskussionen. In Neapel ließ er neben Fernando Torres und Michael Essien etwa auch Ashley Cole und Frank Lampard auf der Bank. Die englischen Teamspieler nahmen das nicht kommentarlos hin. „Krieg auf der Bank“, titelte die englische Boulevardzeitung „The Sun“ am Mittwoch. Villas-Boas soll längst nicht mehr den Rückhalt aller Chelsea-Spieler besitzen.

AP/Salvatore Laporta
„Für mich war es das bestmögliche Team“, meinte Villas-Boas über seine Startelf
Vor allem die arrivierten Kräfte sollen die Methoden des 34-Jährigen immer wieder hinterfragen. Cole und Lampard dürften Rädelsführer der Aufständischen sein. Cole kam bereits in der zwölften Minute für den verletzten Jose Bosingwa aufs Feld, Lampard wie Essien erst beim Stand von 1:3 in der Schlussphase. Villas-Boas verteidigte seine Entscheidungen. „Für mich war es das bestmögliche Team“, betonte der Portugiese. „Wir werden analysieren, was falsch gelaufen ist. Einige Dinge müssen wir besser machen, aber es ist nicht unmöglich, ein 1:3 aufzuholen.“
Abramowitsch zuletzt öfter im Trainingszentrum
Das Rückspiel findet am 14. März statt. Offen ist, ob Villas-Boas dann überhaupt noch im Amt ist. Bisher durfte sich der Jungtrainer, ein Schüler des ehemaligen Chelsea-Meistermachers Jose Mourinho, der Unterstützung von Chelsea-Eigentümer Roman Abramowitsch sicher sein. Der russische Multimilliardär war zuletzt immer öfter im Trainingszentrum der Londoner anzutreffen gewesen.
Napoli-Trainer Walter Mazzarri muss sich keine Sorgen um seinen Job machen, dafür trauerte er sogar einem möglichen 4:1 nach. Cristian Maggio ließ eine Topchance aus. „Das hätte uns einen noch viel größeren Vorteil gegeben“, meinte Mazzarri. „Jetzt müssen wir wahrscheinlich auch in London treffen.“ Gefährliche Offensivspieler hat Napoli genug: Edinson Cavani hält bei fünf CL-Saisontoren, Ezequiel Lavezzi traf im Hinspiel im Doppelpack.
Real-Trainer Mourinho „ein wenig frustriert“
Alles andere als durch ist auch Real Madrid. Die Madrilenen mussten sich nach einem Gegentreffer in der Nachspielzeit im winterlichen Moskau gegen ZSKA mit einem 1:1 begnügen. „Ich bin ein wenig frustriert“, gestand Startrainer Mourinho. „Aber ein 1:1 ist kein Drama, wir können zu Hause gewinnen.“ Vor dem Gegentor durch den Schweden Pontus Wernbloom wollte der Coach aber ein klares Foul an Real-Superstar Cristiano Ronaldo gesehen haben.
Ronaldo hatte die Madrilenen auch planmäßig in Führung gebracht. Der Portugiese hält nun bereits bei 36 Saisontoren in 35 Pflichtspielen, vier davon in der Champions League. Ronaldo soll die „Königlichen“ zu ihrem ersten Champions-League-Triumph seit zehn Jahren führen. 2002 hatte sich Rekordsieger Real noch mit den „Galaktischen“ Zinedine Zidane und Luis Figo seinen neunten Titel im wichtigsten europäischen Clubbewerb geholt.
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