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„Haben uns ein bisschen mehr erhofft“

Die Vormachtstellung von Red Bull in der Formel 1 könnte schon zu Saisonbeginn gebrochen werden. Der österreichisch-englische Formel-1-Rennstall muss sich beim Auftakt am Sonntag in Melbourne (7.00 Uhr MEZ, live in ORF eins) mit der für ihn ungewohnten Rolle des Jägers abfinden.

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Das Weltmeisterteam brachte beim Qualifying am Samstag erstmals seit eineinhalb Jahren kein Auto in die erste Startreihe. Zuletzt war das am 11. September 2010 in Monza der Fall gewesen. Lokalmatador Mark Webber und Weltmeister Sebastian Vettel nehmen den Grand Prix von Australien von den Plätzen fünf und sechs aus in Angriff. Davor gehen nicht ganz unerwartet die beiden McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Buton sowie Überraschungsmann Romain Grosjean im Lotus und Michael Schumacher im Mercedes ins Rennen.

Sebastian Vettel neben einem Red-Bull-Logo

Reuters/Albert Gea

Sebastian Vettel lässt sich vom Qualifying noch nicht aus der Ruhe bringen

Das Qualiergebnis spiegelt die neue Hackordnung in der Formel 1 aber wohl noch nicht ganz wider. Das liegt nicht nur an der speziellen Charakteristik des Straßenkurses im Albert Park: Bei Webber war das Energierückgewinnungssystem KERS defekt, das auf dieser Strecke bis zu drei Zehntel pro Runde bringen soll. Bei Vettels Auto passte die Abstimmung auf die weichen Reifen nicht ,weil er durch einen Abflug ins Kiesbett am Vormittag wertvolle Zeit verloren hatte.

„Sind noch nicht am Limit“

„Im Renntrimm sollte unser Auto um einiges besser sein“, beruhigte daher auch Vettel. „Wir haben uns ein bisschen mehr erhofft. Ich war nicht ganz zufrieden mit mir heute. Auf der letzten Runde hätte ich noch etwas mehr herausquetschen können. Die Balance ist noch nicht ganz da“, so der Weltmeister. „Es gibt eine Menge, was wir tun und verstehen müssen. Ich denke aber nicht, dass irgendwas falsch ist an dem Auto. Wir wissen, dass wir noch nicht an unserem Limit sind.“

Es wäre auch überraschend, würde der große Vorsprung der Vorsaison - mit 18 Polepositions und zwölf Siegen in 19 Rennen - mit einem Schlag in einen ebenso großen Rückstand umschlagen. Das Reglement hat sich nämlich nur unwesentlich geändert. Der RB8, den Vettel „Abbey“ nennt, ist eine Weiterentwicklung des überragenden RB7, allerdings muss sein Verhalten nach Zeitverlust bei den Tests erst restlos verstanden werden.

Das soll schon beim nächsten Grand Prix in einer Woche in Malaysia oder spätestens beim dritten Saisonrennen Mitte April in China der Fall sein. „Ich hoffe, dass wir zumindest bis Schanghai alle Probleme ausgeräumt haben“, erklärte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko. „Einiges sollten wir auch schon bis Malaysia verbessert haben.“

„McLaren ist hier sehr stark“

Für Australien sei aber Pole-Mann Hamilton Favorit. „McLaren ist hier sehr stark“, betonte Marko im Hinblick auch auf den im Qualifying zweitplatztierten Button. Der Grazer hat außerdem Mercedes mit Rekordweltmeister Schumacher (4. Startplatz) und Nico Rosberg (7.) auf der Rechnung. Allerdings stößt man sich nicht nur bei Red Bull an der Bauweise des neuen Mercedes. Der W03 soll über zwei Luftschächte verfügen, von denen sich einer beim Aktivieren der Überholhilfe DRS öffnet und für mehr Topspeed sorgt.

Der Automobil-Weltverband (FIA) hat diese Bauweise in Melbourne genehmigt, die anderen Rennställe könnten zum Nachrüsten gezwungen werden. „Die Aerodynamik von Mercedes ist zumindest diskussionswürdig“, sagte Marko. Einen Einspruch von Red Bull, wie er am Samstag durch das Fahrerlager gegeistert ist, wird es aber nicht geben. Marko: „Wir protestieren nicht.“

Grand Prix von Australien

Startaufstellung:
1. Lewis Hamilton GBR McLaren
2. Jenson Button GBR McLaren
3. Romain Grosjean FRA Lotus
4. Michael Schumacher GER Mercedes
5. Mark Webber AUS Red Bull
6. Sebastian Vettel GER Red Bull
7. Nico Rosberg GER Mercedes
8. Pastor Maldonado VEN Williams
9. Nico Hülkenberg GER Force India
10. Daniel Ricciardo AUS Torro Rosso
11. Jean Eric Vergne FRA Torro Rosso
12. Fernando Alonso ESP Ferrari
13. Kamui Kobayashi JPN Sauber
14. Bruno Senna BRA Williams
15. Paul di Resta GBR Force India
16. Felipe Massa BRA Ferrari
17. Kimi Räikkönen FIN Lotus
18. Heikki Kovalainen FIN Caterham
19. Witali Petrow RUS Caterham
20. Timo Glock GER Marussia
21. Charles Pic FRA Marussia
22. Sergio Perez * MEX Sauber
* Wegen Getriebwechsel um fünf Plätze zurückversetzt

Qualifying

Ränge eins bis zehn:
1. Lewis Hamilton GBR McLaren 1:24,922
2. Jenson Button GBR McLaren 1:25,074
3. Romain Grosjean FRA Lotus 1:25,302
4. Michael Schumacher GER Mercedes 1:25,336
5. Mark Webber AUS Red Bull 1:25,651
6. Sebastian Vettel GER Red Bull 1:25,668
7. Nico Rosberg GER Mercedes 1:25,686
8. Pastor Maldonado VEN Williams 1:25,908
9. Nico Hülkenberg GER Force India 1:26,451
10. Daniel Ricciardo AUS Toro Rosso keine Zeit
Ränge elf bis 17: out in Q2
11. Jean Eric Vergne FRA Toro Rosso 1:26,239
12. Fernando Alonso ESP Ferrari 1:26,494
13. Kamui Kobayashi JPN Sauber 1:26,590
14. Bruno Senna BRA Williams 1:26,663
15. Paul di Resta GBR Force India 1:27,086
16. Felipe Massa BRA Ferrari 1:27,497
17. Sergio Perez MEX Sauber keine Zeit
Ränge 18 bis 24: out in Q1
18. Kimi Räikkönen FIN Lotus 1:27,758
19. Heikki Kovalainen FIN Caterham 1:28,679
20. Witali Petrow RUS Caterham 1:29.018
21. Timo Glock GER Marussia 1:30,923
22. Charles Pic FRA Marussia 1:31,670
23. Pedro de la Rosa ESP HRT 1:33,495 *
24. Narain Karthikeyan IND HRT 1:33,643 *
* Außerhalb der 107-%-Regel

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