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„Wir werden nun alle Bayern-Fans“

Dass alle Bayern-Fans ihrem Team im Champions-League-Finale die Daumen drücken, ist klar. Dass Deutschland hinter den Münchnern steht, ist auch verständlich. Dass aber ein englisches Team auf einen Triumph der Bayern am 19. Mai gegen Chelsea hofft, ist wohl etwas Neues in der Geschichte der „Königsklasse“.

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Der neue Fanclub des deutschen Rekordmeisters heißt Tottenham Hotspur. Der Grund für die neue Liebe der Nord-Londoner liegt auf der Hand: Verlieren die Bayern ihr Heimfinale in der Allianz Arena, schnappt der FC Chelsea für die kommende Saison Tottenham das vierte Ticket für die Champions League weg. Obwohl in der Liga auf Platz vier, müssten die Spurs dann mit der Europa League vorlieb nehmen und den sechstplatzierten „Blues“ als CL-Titelverteidiger den Vortritt lassen.

Tottenham-Trainer Harry Redknapp applaudiert

APA/EPA/Kerim Okten

Mit der Chance auf die CL hätte sich Redknapps Saisonziel erfüllt

Nach dem letzten Saisonspiel gegen den FC Fulham (2:0) rief Spurs-Coach Harry Redknapp den Anhängern zu: „Wir werden nun alle Bayern-Fans.“ Von den Rängen an der White Hart Lane schallte ein „Es gibt nur ein Bayern München“ zurück.

Kein Problem mit Neffe Frank Lampard

Redknapp kündigte an, zum Finale in die Allianz Arena zu reisen: „Es wird hart, dort zu sein, aber es wäre noch schlimmer, das zu Hause zu verfolgen.“ Auch familiäre Bande zählen dann nichts mehr, denn Chelsea-Routinier Frank Lampard ist sein Neffe. „Frank weiß, dass unsere Liebe deswegen nicht verloren geht“, sagte Redknapp.

„Tottenhams Schicksal in deutschen Händen“, titelte die „Times“ am Montag. Der „Daily Telegraph“ schrieb „Spurs bitten die Bayern um einen Gefallen“ und lieferte gleich einen „Anfängerguide für Bayern-Fans“ mit einem Crash-Kurs in deutscher Sprache („Wie viel für eine Bratwurst und ein Bier?“) mit.

Bayern-Pleite lässt Di Matteo kalt

Chelsea-Trainer Roberto Di Matteo ist freilich egal, wer wem die Daumen drückt. Der Interimscoach verordnete seinen Spielern am Montag einen Ruhetag und beschäftigte sich weiter mit der Analyse des Gegners. Die 2:5-Pleite der Bayern im DFB-Pokal-Finale gegen Dortmund wollte der 41-Jährige nicht überbewerten. „Es spielt keine Rolle, wie viele Gegentore sie zuletzt kassiert haben“, betonte Di Matteo.

„Es sind zwei große Clubs mit zwei großen Mannschaften. Ich denke, ein Endspiel der Champions League ist ein 50:50-Spiel“, sagte Di Matteo, der bereits am Konzept seines Teams für das Finale feilt. „Es war sehr interessant, das Spiel zu sehen, und ich war sehr beeindruckt von Borussia Dortmund. Ich habe ein paar interessante Ideen“, orakelte der Italiener, der die Partie im Berliner Olympiastadion verfolgte.

Personalsorgen in der Abwehr

Er muss sich auch etwas einfallen lassen. Vor allem die Personallage in der Abwehr dürfte ihm Kopfzerbrechen bereiten. Ob sich die beiden Innenverteidiger Gary Cahill und David Luiz noch rechtzeitig von ihren Oberschenkelverletzungen erholen, bleibt offen. Zu allem Überfluss musste am Sonntag beim 2:1-Sieg im letzten Ligaspiel gegen die bereits abgestiegenen Blackburn Rovers auch noch Florent Malouda ebenfalls wegen Oberschenkelproblemen vorzeitig vom Platz.

Kapitän und Abwehrchef John Terry, Branislav Ivanovic, Raul Meireles und Ramires fehlen Di Matteo bei der Mission auf den erstmaligen Gewinn der Champions League ja sowieso - das Quartett ist gesperrt. „Wir glauben an uns“, bekräftigte der Übergangscoach aber noch einmal: „Wir haben die Spieler, und wir werden uns so gut, wie wir können, vorbereiten.“

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