„Ein großes Fest in Rot und Weiß“
Eine Stadt ist im Champions-League-Rausch. Wenige Tage vor dem großen Finale des FC Bayern München gegen den FC Chelsea laufen die Vorbereitungen in der bayerischen Metropole auf Hochtouren. Der Andrang auf Public-Viewing-Tickets, Lokale und Hotels ist enorm. Das gab es in München in diesem Ausmaß zuletzt bei der WM 2006 in Deutschland.
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Vor knapp einem Monat hatte UEFA-Präsident Michel Platini die Trophäe für den Champions-League-Sieger bereits an Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) überreicht. Am Mittwoch startet im Münchner Olympiapark nun das mehrtägige Champions-Festival 2012 mit einem bunten Unterhaltungsprogramm rund um den Ball. „Alle sind elektrisiert“, sagte Pressesprecher Tobias Kohler. „Wenn die Bayern nicht ins Finale gekommen wären, wäre der Hype natürlich ganz anders gewesen.“
München soll in Vereinsfarben erstrahlen
Auch die Marketingabteilung der Bayern hat sich für das „Finale dahoam“ etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Plakate, Hausfassaden, U-Bahn-Stationen - alles soll in den Vereinsfarben Rot und Weiß erstrahlen. „Wir wollen, dass der gesamte Tag, nicht nur das Spiel, ein großes Fest in Rot-Weiß wird“, sagte Andreas Jung. Der Marketingexperte des deutschen Rekordmeisters erklärte, die Kampagne „Mia san rot-weiß!“ werde spätestens von Mittwoch an im Großraum München präsent sein.

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Auch Bayern-Altstar Paul Breitner lässt sich von der Euphorie mitreißen
Einen Tag später sollen mittels Projektoren aufwändige Illuminationen starten: Mehrere Münchner Hotels, Plätze und Firmen sollen dann in Rot und Weiß erstrahlen. „Wir wollen damit unsere Mannschaft unterstützen und Emotionen aufbauen“, sagte Jung. „Es ist für uns ein besonderes und einzigartiges Finale.“
Bayern-Stars in Kampagne eingebunden
Zur Kampagne haben auch die Spieler beigetragen. Der Verein hat mit ihnen TV- und Radiospots produziert. Unisono rufen die Bayern-Stars: „Macht mit und lasst ganz München rot-weiß erstrahlen. Denkt rot-weiß! Lebt rot-weiß! Fühlt rot-weiß!“ Jung konkretisiert: „Ob die Leute sich rot-weiß kleiden, rot-weiße Bettlaken aus dem Fenster hängen oder ihrem Dackel ein rot-weißes Leibchen überziehen - jede Aktion in diese Richtung hilft.“
Feierlichkeiten im Falle eines Finalsieges wollen die Bayern im Gegensatz zu Chelsea allerdings nicht im Voraus planen. „Unser Fokus ist allein auf Samstag, 20.45 Uhr, gerichtet“, sagte Mediendirektor Markus Hörwick. „Wir fiebern alle nur auf das Spiel hin und wollen die Konzentration nicht davon wegnehmen. Außerdem sind wir erfahren genug, so etwas auch spontan zu organisieren.“
Stadion und Public Viewing längst ausverkauft
Während an der Feier nach der Partie die Fans ungehindert teilnehmen können, ist ein Ticket für das Stadion kaum zu erhalten. 62.500 Fans passen in die längst ausverkaufte Allianz Arena. Im offiziellen Verkauf kosteten die Tickets bis zu 370 Euro, im Internet muss man teilweise mehr als 1.000 Euro für eine personalisierte Karte bezahlen. Das Risiko, bei zufälligen Kontrollen erwischt zu werden und nicht reinzukommen, trägt der Käufer.

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Die Allianz Arena ist für den großen Showdown gerüstet
Selbst beim Public Viewing mussten die Münchner Fußballfans zuletzt schnell sein: Die größte Veranstaltung im Olympiastadion, wo 65.000 Menschen vor der Leinwand mitfiebern werden, war innerhalb weniger Tage ausverkauft. Auch die ersten Tickets für den zweiten Schauplatz, Theresienwiese, waren bald vergriffen. Kurzerhand erweiterten die Veranstalter das Angebot um weitere 5.000 Karten - wenige Stunden später waren auch diese weg.
Ansturm auf Wirtshäuser, Sportbars und Hotels
Viele Wirtshäuser und Sportbars, in denen das Spiel gezeigt wird, sind seit Wochen ausgebucht. Zahlreiche Fans reservierten ihren Tisch noch am selben Abend, als der FC Bayern sich im Halbfinale gegen Real Madrid durchsetzte. Ähnlich geht es den Hotels in München und Umgebung. „Ich glaube, dass noch einzelne Betten frei sind“, sagte der Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands München, Conrad Mayer. „Im Umland findet man aber sicherlich noch was.“
Nach Angaben des Verbands gibt es in München etwa 58.000 Hotelbetten. Am kommenden Wochenende müssen sich die Gäste jedoch auf höhere Preise einrichten. „Wenn die Nachfrage steigt, steigt automatisch auch der Preis“, erklärte Mayer. „Das ist vergleichbar mit einem Wiesn-Wochenende.“ Insgesamt rechnet der Hotelier mit rund 60.000 Besuchern in München, die meisten aus Deutschland, England und Spanien.
Umsteigen aufs Fahrrad empfohlen
Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) warnte angesichts des Ansturms auf die bayerische Landeshauptstadt bereits vor Engpässen und überfüllten U-Bahnen. 20 Extrazüge und 160 zusätzliche Mitarbeiter seien im Einsatz, teilte die MVG mit. „Wir geben alles, was wir haben und können, aber irgendwann ist das Ende der Fahnenstange erreicht“, sagte MVG-Chef Herbert König. Am Abend des großen Endspiels rät sein Unternehmen deshalb zum Umsteigen - aufs Fahrrad.
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