Partie mehrmals am Rande des Abbruchs
Die Geschichte der französischen Liga ist seit Sonntag um ein Kapitel reicher. 93 Jahre nach seiner Gründung durften die Anhänger von Montpellier HSC die erste Meisterschaft in der Ligue 1 bejubeln. Ein 2:1 über Absteiger AJ Auxerre sicherte den Südfranzosen den Titel. Für Montpellier war es eine Premiere im Chaos, denn das letzte Spiel der Saison stand mehrmals am Rande des Abbruchs.
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Der Nigerianer John Utaka wurde mit seinen zwei Treffern zum Mann des Spiels für die Gäste aus Montpellier, nachdem Olivier Kapo Auxerre in Führung gebracht hatte. Utakas Treffer hielten Paris Saint-Germain, das Lorient mit 2:1 besiegt hatte, in der Tabelle mit drei Punkten auf Distanz und sorgten für den ersten Titel des bereits 1919 als Stade Olympique Montpellierain gegründeten Vereins.
Auxerre-Fans randalieren
Dabei taten vor allem die Fans von Auxerre alles, um den Gästen die Meisterparty zu vermiesen. Die enttäuschten Anhänger des Absteigers bombardierten das Feld mit Leuchtraketen, Paradaisern und Toilettenpapier und sorgten für drei Spielunterbrechungen. Referee Said Ennjimi pfiff die zweite Hälfte mit fünfminütiger Verspätung an, schickte die Spieler aber schon nach wenigen Minuten zurück in die Kabine.

AP/Thibault Camus
Nicht nur auf den Tribünen in Auxerre ging es heiß her
In der 70. Minute musste die Polizei einschreiten und Teile des Sektors mit den randaliernden Auxerre-Fans räumen. Fast zweieinhalb Stunden nach dem Anpfiff konnte die Partie beendet werden und erlaubte den mitgereisten Fans von Montpellier, mit ihrer Mannschaft den ersten ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte zu feiern. „Es ist unglaublich, ich kann es gar nicht in Worte fassen“, sagte Torhüter Geoffrey Jourdren, „ich werde es richtig genießen, denn es ist wahrscheinlich das einzige Mal, dass ich das erleben darf.“
Junges Team behält Nerven
„Wir spielen Fußball, um solche Momente zu erleben. Es ist herausragend, einfach großartig“, sagte auch Trainer Rene Girard, der seit 2009 bei Montpellier am Ruder steht. Der 58-jährige ehemalige Teamspieler formte in nur drei Jahren den Außenseiter zur Meistermannschaft. Erst in der Saison 2008/09 schaffte Montpellier den Sprung zurück ins Oberhaus. Bereits in der ersten Saison zurück in der Ligue 1 gelang den Südfranzosen mit Platz fünf und der Qualifikation für die Europa League eine erste Überraschung.
Girard lobte in der Stunde des Erfolgs den Teamgeist seiner jungen Mannschaft. „Ich bin auf meine Burschen sehr stolz“, sagte der Trainer, „wir haben uns den Titel verdient. Die Burschen sind noch sehr jung, aber sie haben die Nerven bewahrt.“ Nur kurz hatte Girard am Titel gezweifelt. „Nach dem Führungstor von Auxerre waren wir etwas nervös, aber wir haben das Spiel am Ende kontrolliert“, sagte der Trainer. Als Belohnung für eine laut Girard „Saison, an die man sich erinnern wird“, wartet nun die erstmalige Teilnahme an der Champions League.

AP/Thibault Camus
Kapos (l.) Führungstreffer ließ Montpellier noch einmal kurz zittern
PSG helfen Millionen nichts
Montpelliers Erfolg bestätigte einmal mehr, dass Geld alleine keine Titel bringt. Paris Saint-Germain verpasste trotz der Millionen aus Katar erneut die Meisterkrone. Seit 1994 muss der Hauptstadtclub auf einen Titel warten. Selbst Spielerkäufe um mehr als 80 Mio. Euro waren für PSG zu wenig. „Wir haben eine gute Saison gespielt“, sagte Carlo Ancelotti, der zur Mitte der Saison Antoine Kombouare als Trainer trotz Führung in der Tabelle ersetzt hatte, „es hat nur ein kleines Stück zum Titel gefehlt.“
PSG darf sich mit dem zweiten Champions-League-Startplatz neben Montpellier trösten. Der enttrohnte Titelverteidiger OSC Lille schaffte es als Dritter immerhin in die Qualifikation zur Königsklasse. Bei Lille verabschiedete sich Stürmerstar Eden Hazard mit einer Galavorstellung. Der Torjäger erzielte beim 4:1 über Nancy einen Hattrick. Hazard hatte bereits vor dem Spiel seinen Abschied verkündet. Der belgische Teamspieler wird mit den englischen Spitzenclubs Manchester City, Manchester United und Chelsea in Verbindung gebracht.
38. und letzte Runde
Sonntag, 20. Mai: |
Auxerre |
Montpellier |
1:2 |
Lorient |
Paris SG |
1:2 |
Lille |
Nancy |
4:1 |
Lyon |
Nizza |
3:4 |
Rennes |
Dijon |
5:0 |
St. Etienne |
Bordeaux |
2:3 |
Toulouse |
Ajaccio |
0:2 |
Evian |
Brest |
0:1 |
Sochaux |
Marseille |
1:0 |
Valenciennes |
Caen |
3:1 |
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