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„Synonym für Juve“

Traurig, leise und mit gesenktem Kopf ist Alessandro del Piero am Sonntag aus dem Olympiastadion in Rom gegangen. Schwer wie Blei hing die wertlose Medaille für den Verlierer im Cupfinale an seinem Hals. Nach dem frenetisch gefeierten Meistertitel blieb „Mr. Juve“ zum Abschied gegen den SSC Napoli das Double als Krönung verwehrt.

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In seinem letzten Spiel für Juventus Turin musste der Kapitän mitansehen, wie der SSC Napoli mit 2:0 gewann und sich den Cup sicherte. „Die Kirsche obendrauf hat gefehlt, aber wir haben doch die Torte gegessen“, meinte Del Piero und tröstete sich mit der Erinnerung an die gewonnene Meisterschaft. Auch wenn die Karriere des 37-Jährigen am Sonntagabend mit einer unerwarteten Niederlage endete, feierten ihn die Fans mit langanhaltendem Applaus.

Ein echter Signore

„Er bleibt immer die Nummer eins, ein Mythos, eine Legende“, titelte die „Gazzetta dello Sport“ am Montag. Italiens Fußball verneigte sich vor einem seiner größten Fußballer: „Addio, Alessandro!“ Auch Italiens Verbandspräsident Giancarlo Abete zollte Del Piero Respekt. „Er ist ein ganz Großer“, sagte der Verbandsboss über den nur 1,73 Meter großen Stürmer. Genauso beeindruckend wie seine spielerische Klasse, sein Torriecher und seine Erfolge war sein tadelloses Auftreten. In 19 Jahren bekam Del Piero nur zwei Rote Karten.

Juventus-Spieler mit dem Pokal

AP/Massimo Pinca

Vor wenigen Tagen durfte Del Piero noch einmal den „Scudetto“ stemmen

Selbst als Clubboss Andrea Agnelli ihn vor Monaten öffentlich zum Auslaufmodell erklärte, zeigte sich Del Piero als echter Signore. Souverän sah der Weltmeister von 2006 über die stillose Aktion des Präsidenten hinweg, die niemand verstand. „Ich weiß nicht, was da passiert ist“, meinte auch Juves früherer Erfolgstrainer Marcello Lippi. Del Piero sei schließlich weltweit zum „Synonym für Juve“ geworden, betonte der Weltmeistercoach von 2006.

Keine Flucht nach Zwangsabstieg

Spätestens seit dem Zwangsabstieg im Zuge des Ligamanipulationsskandals 2006 war Del Piero für die Juve-Fans unsterblich geworden. Während andere frischgebackene Weltmeister anderswo millionenschwere Verträge unterschrieben, ließ er die „Vecchia Signora“ („Alte Dame“) nicht im Stich. „Ein Kavalier verlässt seine Dame nicht“, sagte der Familienvater. Er ging mit Juve in die Serie B und schoss die Turiner mit seinen Toren sofort zurück in die erste Liga.

Agnelli dankte es ihm nicht. Del Piero wäre gern noch geblieben. „Niemand hat mich gefragt“, gab er in Rom zu Protokoll. Deshalb ist für Juves Rekordspieler (705 Einsätze) und Rekordtorschützen (289 Tore) nun endgültig Schluss. Nach sechs Meistertiteln (zwei wurden aberkannt), einem italienischem Cupsieg und einem Champions-League-Triumph verabschiedete sich Del Piero.

Del Piero zu Red Bull?

„Jetzt mache ich Urlaub und dann schlage ich ein neues Kapitel auf“, sagte der Routinier. Aller Wahrscheinlichkeit nach wechselt Del Piero in die Major League Soccer nach Nordamerika. Die New York Red Bulls und Los Angeles Galaxy buhlen um den Weltmeister von 2006. Diese Tatsache nehmen viele Fans und Medien mit Bedauern zur Kenntnis. „Mit Del Pieros Abschied endet eine Ära bei Juve“, schrieb die „Gazzetta“.

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