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Neuer Trainer, alte Probleme

Am 11. Juni beginnt Peter Stöger offiziell seine zweite Ära als Austria-Trainer. „Die violette Familie heißt ihn schon jetzt herzlich willkommen“, heißt es auf der Website der Wiener. 2006 war es noch anders, der Wiener musste als Sportdirektor plötzlich den Posten räumen. General Manager damals war Thomas Parits. Die Vergangenheit holt Stöger ein.

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„Die Entscheidung, mich zum Trainer zu machen, ehrt mich, aber überrascht mich auch. Wir haben lange diskutiert, und die Meinung war eindeutig: Es besteht Handlungsbedarf“, sagte Stöger 2005, als der Wiener erstmals auf der violetten Trainerbank anheuerte. Das Zitat hat aber nichts an Aktualität eingebüßt. Denn von Vorgänger Ivica Vastic hat Stöger einige Baustellen geerbt.

Parits kommt, Stöger geht

Stöger weist nicht nur als Spieler (267 Partien in acht Saisonen, drei Meister- und drei Cuptitel), sondern auch als Trainer eine eindeutig violette Färbung auf. Gemeinsam mit Coach Frenkie Schinkels holte er 2006 das Double, danach wurde er zum Sportdirektor. Am 20. Oktober 2006 installierte dann Mäzen Frank Stronach zur Überraschung des Sportdirektors Thomas Parits als General Manager.

Austria-Generalmanager Thomas Parits

GEPA/Christian Ort

Thomas Parits ist seit 2006 Austrias mächtiger Mann

Aufgabe von Parits als General Manager war es laut Aussendung, „vernünftige und erfolgversprechende Zukunftskonzepte für die Austria zu entwickeln“. Stöger ließ das anfangs relativ kalt: „Ob ober, unter, über oder neben mir jemand arbeitet, ist kein Problem.“ Nur drei Tage später war nicht nur Schinkels, sondern auch Stöger weg. Stöger über diesen Paukenschlag damals: „Dazu will ich nichts sagen. Ich bin einfach nur traurig.“

Austria-Duo wieder vereint

Jetzt holte Parits Stöger wieder als Trainer an den Verteilerkreis. „Wir freuen uns alle sehr, dass es geklappt hat“, sagte der nunmehrige Sportvorstand, der von Sturm-Graz-Trainer Franco Foda einen Korb bekommen hatte. Allerdings hatte die Austria laut Parits schon zuvor bei Stöger angefragt.

„Peter Stöger hat sehr gut in unser Anforderungsprofil gepasst. Er kennt den Verein sehr gut, hat mit der Austria den bislang letzten Meistertitel geholt und hat eine lange, violette Vergangenheit. Er hat auch zuletzt in Wiener Neustadt einen sehr guten Job gemacht. Peter Stöger ist der Aufgabe aufgrund all dieser Tatsachen und seinen fachlichen Kompetenzen mit Sicherheit gewachsen“, so Parits.

„Traum geht in Erfüllung“

Für Stöger geht durch seine Rückkehr zur Austria „ein Traum in Erfüllung“: „Es ist schön, zurück zu sein!“ Der 46-Jährige verhandelte sogar persönlich mit seinem bisherigen Arbeitgeber Wr. Neustadt über seinen Ausstieg aus einem laufenden Vertrag. In Favoriten unterzeichnete er für zwei Jahre und bekam einen Kontrakt „ohne Wenn und Aber“.

Das Ziel ist aber dennoch unmissverständlich formuliert: Die Top Zwei müssen her, Austria gehört wieder auf die internationale Bühne. Unter Vorgänger Ivica Vastic haben die Wiener dieses Ziel in der letzten Runde verspielt. Stöger will es mit seiner gewachsenen Erfahrung - nach der Austria trainierte er noch den GAK, die Vienna und eben Wr. Neustadt - besser machen. „Ich habe viel gelernt seit damals. Ich will den Verein wieder dort zurückbringen, wo ihn viele Menschen erwarten.“

Alte Baustellen geerbt

Dazu muss der Neo-Trainer den Hebel erst einmal an den alten, von den Vorgängern geerbten Baustellen ansetzen. Vastic wollte die Defensive stärken, Resultat war, das offensiv kaum mehr etwas klappte. Die Abgänge von Zlatko Junuzovic und Nacer Barasite hatten in Favoriten ein tiefes Loch hinterlassen. Erste Hilfe könnte der neu verpflichtete slowenische Teamspieler Dare Vrsic leisten, der im Sommer von Olimpija Ljubljana kommt.

Bis zum offiziellen Arbeitsbeginn zum Trainingsstart am 11. Juni will sich Stöger ein detailliertes Bild über den Kader machen. Als Informant dient dabei Ex-Mitspieler Manfred Schmid, der weiter als Kotrainer fungieren wird. „Es ist wichtig zu erfahren, was allgemein nicht funktioniert hat. An sich ist die Qualität des Kaders so angesiedelt, dass es über die Europacup-Teilnahme keine Diskussionen hätte geben müssen“, erklärte Stöger.

Der Fall Roland Linz

Unruheherde wie die Situation um Roland Linz wolle er erst nach einer genauen Analyse der Lage beurteilen. Eines ist für Stöger aber klar: „Wenn ein Spieler der Mannschaft mehr schadet als hilft, kann er nicht Teil der Mannschaft sein.“

Genügend Erfahrung mit dem ehemaligen Teamstürmer hat der Trainer jedenfalls: Schon 2005, in der Ära „Stöger I“, beschwerte sich Linz über das violette Rotationsprinzip. Er sehe deshalb seine Teamkarriere in Gefahr. „Wir respektieren das, können seine Unzufriedenheit aber nicht ganz nachvollziehen“, sagte Sportdirektor Stöger damals. Ein Verkauf des Stürmers stand im Raum, im Juni 2006 verließ Linz dann den Club. Das Thema dürfte ein Dauerbrenner bleiben.

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