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Tschechen wahren Viertelfinal-Chance

Nach der bitteren 1:4-Auftaktniederlage gegen Russland hat sich Tschechien am zweiten Spieltag der EM 2012 rehabilitiert. Das Team von Coach Michal Bilek setzte sich am Dienstag in Wroclaw (Breslau) gegen Griechenland mit 2:1 (2:0) durch und wahrte in Gruppe A mit dem ersten Sieg gegen die Hellenen seit 30 Jahren die Chancen auf den Aufstieg ins Viertelfinale.

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Zu verdanken haben die Tschechen diesen Umstand vor allem einem Blitzstart. Bereits nach sechs Minuten sorgten Tore von Petr Jiracek (3.) und Vaclav Pilar vor 38.000 Fans im Stadion Miejski für die am Ende entscheidende 2:0-Führung. Den Griechen gelang kurz nach der Pause durch „Joker“ Theofanis Gekas nur noch der Anschlusstreffer (53.). Der Europameister von 2004 war zwar danach überlegen, steht aber nach einer ideenlosen Vorstellung mit nur einem Punkt aus zwei Spielen wie schon bei der EM 2008 vor dem Aus in der Vorrunde.

Jubel der Tschechen

APA/EPA/Filip Singer

Am Ende der Partie hatte nur das Team aus Tschechien Grund zu jubeln

Tschechischer Doppelschlag

Bilek reagierte auf die schwache Abwehrleistung gegen Russland und brachte David Limbersky statt Roman Hubnik. Fernando Santos musste wegen der Sperre von Sokratis Papastathopoulos und der Verletzung von Avraam Papadopoulos die komplette Innenverteidigung der Griechen neu formieren. Zum Einsatz kam Kyriakos Papadopoulos, Konstantinos Katsouranis wurde aus dem Mittelfeld zurückgezogen.

Abstimmungsprobleme waren programmiert und wurden von den Tschechen auch gleich schonungslos aufgedeckt. Tomas Hübschmann bediente mit einem idealen Lochpass Jiracek, der Goalie Konstantinos Chalkias bereits nach 133 Sekunden mit dem drittschnellsten Tor der EM-Geschichte zum 1:0 bezwang. Nur drei Minuten danach folgte der nächste Streich. Theodor Gebre Selassie brachte von rechts einen Stanglpass zur Mitte. Vassilios Torosidis und Katsouranis standen sich im Weg, und Pilar bugsierte den Ball mit dem Knie über die Linie (6.).

Petr Jiracek (CZE) setzt zum Torschuss an

AP/Anja Niedringhaus

Jiracek versetzte den griechischen Ambitionen einen schnellen Dämpfer

Wenige Chancen nach Blitzstart

Nach dem zweiten EM-Tor des 23-Jährigen und der schnellsten 2:0-Führung in der EM-Geschichte im Rücken gingen es die Tschechen etwas ruhiger an. Die Griechen waren sichtlich konsterniert und versuchten, mit hohen Bällen auf Stürmer Georgios Samaras ins Spiel zu finden. Damit konnten sie allerdings nicht einmal Teilerfolge verbuchen. Zu allem Überfluss ließ sich auch noch Tormann Chalkias in der 23. Minute auswechseln und anschließend am Oberschenkel behandeln. Für ihn kam Michail Sifakis.

In der 29. Minute wurde der Ersatzgoalie bei einem Schuss von Tomas Rosicky erstmals geprüft. Auf der Gegenseite verbrachte Tschechiens Schlussmann Petr Cech einen recht geruhsamen Arbeitstag. Die Griechen mussten das Spiel gestalten, was allerdings nicht unbedingt ihrem Stil entspricht. Kurz vor der Pause gab es dann doch noch einmal Aufregung, als ein Kopftor von Georgios Fotakis aberkannt wurde (41.). Der Saloniki-Spieler stand nach Meinung des französischen Assistenten hauchdünn im Abseits.

Griechischer „Joker“ sticht mit Cechs Hilfe

Bei den Tschechen blieb nach der Pause der angeschlagene Rosicky in der Kabine. Der Regisseur wurde von Daniel Kolar ersetzt. Bei den Griechen versuchte Santos mit der Einwechslung von Gekas frischen Wind in das griechische Angriffsspiel zu bringen, und der „Joker“ stach mit kräftiger Mithilfe von Cech umgehend. Ein wenig irritiert von Tomas Sivok ließ der Chelsea-Goalie einen leichten Ball aus den Händen gleiten, Gekas brauchte nur noch ins leere Tor zu treffen (53.).

Fanis Gekas (GRE) erzielt den Anschlusstreffer, Tschechiens Goalie Czech wird durch einen Mitspieler verhindert

Reuters/Kacper Pempel

Der Anschlusstreffer war für Gekas eine leichte Übung

Tschechen verteidigen Vorsprung

Die Griechen witterten Morgenluft und übernahmen das Kommando. Die Tschechen verloren mit dem vermeidbaren Anschlusstreffer ihre Sicherheit, das Spiel nach vorne gelang ohne Rosicky überhaupt nicht mehr. Bilek reagierte und brachte mit Tomas Pekhart für den farblosen Milan Baros einen neuen Stürmer. Die Griechen versuchten ihrerseits mit der Brechstange zu Chancen zu kommen. Eine Vielzahl von hohen Bällen fanden im tschechischen Strafraum allerdings keinen Abnehmer.

In der Schlussphase verteidigten die Tschechen mit Mann und Maus. Die Griechen fanden weiter keine kreatives Mittel den Abwehrriegel zu knacken, was der Qualität des Spiels nicht unbedingt zuträglich war. Einzig aus dem Spielstand ergab sich die nötige Spannung. Am Ende brachte Tschechien allerdings den knappen Vorsprung über die Zeit.

Christian Wagner, ORF.at

Gruppe A, zweiter Spieltag

Dienstag:

Griechenland - Tschechien 1:2 (0:2)

Wroclaw (Breslau), Stadion Miejski, 38.000 Zuschauer, SR Lannoy (FRA)

Torfolge:
0:1 Jiracek (3.)
0:2 Pilar (6.)
1:2 Gekas (53.)

Griechenland: Chalkias (23./Sifakis) - Torosidis, K. Papadopoulos, Katsouranis, Holebas - Fotakis (46./Gekas), Maniatis, Karagounis - Salpingidis, Samaras, Fortounis (71./Mitroglou)

Tschechien: Cech - Gebre Selassie, Sivok, M. Kadlec, Limbersky - Hübschmann, Plasil - Jiracek, Rosicky (46./Kolar, 90./Rajtoral), Pilar - Baros (64./Pekhart)

Gelbe Karten: Torosidis, K. Papadopoulos, Salpingidis bzw. Rosicky, Jiracek, Kolar

Statistik zum Spiel:

Griechenland Tschechien
5 Torschüsse 3
7 Schüsse 8
14 Fouls 26
1 Eckbälle 4
6 Abseits 0
54 % Ballbesitz 46 %

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