Traum vom ersten Titel lebt
Cristiano Ronaldo hat sich bei der EM 2012 innerhalb weniger Tage vom Buhmann zum Nationalhelden verwandelt. Nach seinen schlechten Leistungen in den ersten beiden Partien noch als Flop abqualifiziert, führte Ronaldo die Portugiesen im Viertelfinale am Donnerstag zum 1:0-Sieg über Tschechien und damit in die Runde der letzten vier.
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Bereits im letzten Gruppenspiel gegen die Niederlande war Ronaldo mit einem Doppelpack der gefeierte Held. Mit seinen bisher drei Treffern hat der teuerste Kicker der Welt, der bisher im Turnier außerdem viermal an Aluminium scheiterte, gute Chancen auf die Torjägerkrone. Dieser Titel ist für Ronaldo aber nur sekundär. „Mein Ziel ist es nicht, Torschützenkönig zu werden, sondern mit Portugal so weit wie möglich zu kommen.“
Ronaldo gibt Lob weiter
Mit seinem Kopfballtreffer in der 79. Minute rührte der in der Heimat zum „Superonaldo“ geadelte Offensivmann nicht nur Portugals 70-jährige Fußballlegende Eusebio zu Tränen. „Ich glaube, diese Mannschaft kann Europameister werden“, sagte der Torschützenkönig der WM 1966. Auch die Tschechen zogen vor der Leistung Ronaldos den Hut. „So einen wie ihn haben wir halt nicht. Er ist mit Messi der beste Spieler der Welt“, sagte Tomas Sivok. In Portugal ließ Ronaldo mit seinem Treffer die aktuelle schwierige wirtschaftliche Lage vergessen.

dapd/Ronald Wittek
Eusebio (l.) und Luis Figo drückten Portugal gegen Tschechien die Daumen
Die Medien überschlugen sich vor Euphorie. „Wir sind mächtig“, titelte „Jornal de Noticias“. Und auch die restlichen Zeitungen des Landes waren voll des Lobes - vor allem für Ronaldo. „CR7 ist aus Gold“, kommentierte das Massenblatt „Correio da Manha“, „Diario de Noticias“ taufte den Stürmer in „Superonaldo“ um. Die Euphorie übertrug sich auf Präsident Anibal Cavaco. Der Erfolg sei ein Beweis dafür, „dass die Portugiesen in schwierigen Zeiten über sich hinauswachsen“, kommentierte er in einem Glückwunschschreiben.
„Chancen stehen 50:50“
Der 27-jährige „Man of the Match“ war trotz seines starken Auftritts gegen die Tschechen aber bemüht, die Mannschaftsleistung in den Mittelpunkt zu stellen. „Wir haben uns als Einheit präsentiert. Wir haben das Spiel kontrolliert und hatten genügend Chancen, die Tschechen keine einzige. Außer in den ersten 20 Minuten war es ein perfektes Match von uns“, sagte Ronaldo. Dass er gegen Tschechien ebenso wie gegen die Niederlande zweimal an Aluminium scheiterte, nahm Ronaldo gelassen. „Wenn ich in jedem Spiel, in dem ich an die Stange schieße, nachher ins Tor treffe, soll es mir recht sein.“
Nach dem Aufstieg in das Halbfinale hält Ronaldo seine Mannschaft für gut genug, auch den Titel zu holen. „Wir wissen, dass es schwierig wird, egal ob wir gegen Spanien oder Frankreich spielen. Aber wir sind bereit und reif fürs Finale. Unsere Chancen stehen 50:50“, beteuerte der Real-Madrid-Star. Auch sein Teamchef Paulo Bento träumt bereits vom ersten großen Titel für Portugal. „In einem EM-Semifinale trifft man auf jeden Fall auf einen großartigen Gegner mit starken Spielern und guter Organisation. Aber wir haben unsere Chancen.“
Der Sieg über Tschechien sei das Resultat von erhöhter Risikobereitschaft nach der Pause gewesen. „In der Pause haben wir gesagt, wir ändern unsere Taktik und spielen offensiver. Das hat sich ausgezahlt.“ Auf überschwängliches Lob für Ronaldo verzichtete Bento. Stattdessen verwies der Coach auf andere Qualitäten seines Kaders. Schließlich hat Portugal mehr zu bieten als nur seinen Kapitän. Dank Stars wie Nani, Raul Meireles, Pepe und Fabio Coentrao scheint ein Sieg im Halbfinale am 27. Juni in Donezk gegen Titelverteidiger Spanien oder Frankreich alles andere als ausgeschlossen.
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