„Als wäre ich irgendwo anders“
Passend zur derzeit laufenden Fußball-EM wählte Lukas Rosol für seinen Wimbledon-Coup gegen Rafael Nadal einen Vergleich aus dem Mannschaftssport. „Dieser Sieg ist genau so, als ob die tschechischen Junioren Real Madrid im Fußball besiegt hätten.“
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Der Weltranglisten-100. nannte seinen Fünfsatzsieg am Donnerstag in der zweiten Runde auf dem „heiligen Rasen“ von Wimbledon verblüfft - „ein Wunder, Rafael Nadal ist schließlich ein Superstar“.
Der Spanier hat das berühmteste Tennisturnier der Welt zweimal gewonnen und hatte zuletzt bei den French Open zum bereits siebenten Mal triumphiert. Umso überraschender kam sein frühes Aus - zuletzt war er 2005 in Wimbledon bei einem Grand-Slam-Turnier so früh gescheitert. Dazu kommt, dass die Nummer zwei der Tenniswelt gegen einen so nieder gereihten Spieler bei einem der vier Topevents zuvor noch nie verloren hatte. „The Times“ reihte Nadals 7:6 (11/9) 4:6 4:6 6:2 4:6-Niederlage daher auch in die Liste der „Schockabschiede“ in der 126-jährigen Geschichte der All England Championchips ein.

AP/Anja Niedringhaus
Nadal musste sich so früh wie schon lange nicht mehr verabschieden
Bodycheck beim Seitenwechsel
„Du spielst gegen einen inspirierten Gegner und du bist draußen. Es ist keine Tragödie - nur ein Tennismatch“, sagte der Spanier nach der Niederlage lapidar. Zuvor auf dem Platz war er am späten Donnerstagabend immerhin so verzweifelt gewesen, dass er bei einem Seitenwechsel seinen Gegner mit der Schulter anrempelte.
Viele Zuschauer und auch Rosol deuteten das als Psychotrick des sonst so fairen Sportsmanns. „Er wollte mir die Konzentration nehmen. Ich wusste, dass er irgendetwas probiert. Aber ich war überrascht, dass er so etwas auf dem Centre Court von Wimbledon macht“, sagte Rosol. „Ich bin aber konzentriert geblieben.“
Schlagzeilen für „tschechischen Krieger“
Und das gelang ihm sehr gut. Der 26-jährige Tscheche war nicht mehr wiederzuerkennen. Bei seinen bisherigen fünf Anläufen beim wichtigsten Rasentennisturnier der Welt war er immer in der ersten Qualifikationsrunde gescheitert. Vor dem fünften Satz wurde das Dach wegen Dunkelheit geschlossen und das Flutlicht aufgedreht - und während Nadal mit der rund 40-minütigen Pause haderte, kam Rosol nach einer entspannenden Dusche wie berauscht aus der Kabine: „Es war, als wäre ich irgendwo anders.“ Die „Daily Mail“ nannte seinen fünften Satz „Blitzkrieg-Tennis“.
Auch die Presse in Rosols Heimat jubelte. „Der tschechische Krieger hat den heiligen Rasen erobert“, schrieb die Zeitung „dnes“ martialisch. Das Boulevardblatt „Blesk“ titelte schlicht „Ein tschechischer Held“. Und der ist wie Wimbledon-Siegerin Jana Novotna in Brünn geboren.
„Nur nicht 0:6 1:6 1:6 verlieren“
Rosol selbst betonte bescheiden: „Ich wollte nur nicht 0:6 1:6 1:6 verlieren.“ Immerhin hatte er bei den Australian Open eine denkwürdige 0:6 0:6 2:6-Pleite gegen den Deutschen Philipp Petzschner erlebt. In der dritten Runde bekommt es Rosol mit dessen Landsmann Philipp Kohlschreiber zu tun. Man wird sehen, ob Rosol ein „One-Hit-Wonder“ bleibt oder sein Siegeszug weitergeht.
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