Duell auf Augenhöhe
Bei der 39. Auflage des Ryder Cups von Freitag bis Sonntag in Medinah/Illinois dürfen sich die Fans auf einen ganz besonderen Leckerbissen freuen: Der prestigeträchtige Vergleich zwischen den besten Golfern der USA und Europas ist so gut besetzt wie noch nie zuvor.
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Der am schlechtesten gereihte Golfer unter den 24 Spielern ist der Belgier Nicolas Colsaerts - er ist aktuell die Nummer 35 der Welt. Der Titelverteidiger aus Europa stellt dafür erstmals seit zwei Dekaden auch wieder die Nummer eins. Der Nordire Rory McIlroy, der im August die PGA Championship mit acht Schlägen Vorsprung gewonnen hat, ist laut US-Veteran Jim Furyk derzeit der „Tiger Woods der Gegenwart“.

David J. Phillip
McIlroy soll Europa auch auswärts zum Sieg führen
Neben dem zweifachen Major-Gewinner McIlroy können die Gäste aber auch auf weitere acht Spieler aus den Top 30 zurückgreifen, darunter auf die Engländer Luke Donald (Weltranglistendritter), Lee Westwood (4.) und Justin Rose (5.). Die USA halten dafür gleich mit elf Spielern aus den Top 20 dagegen. Angeführt wird das Aufgebot von dem wiedererstarkten Woods (2.) - dazu kommen Bubba Watson (7.), Webb Simpson (8.), Jason Dufner (9.) oder Brandt Snedeker (10.), der frischgebackene Gewinner des millionenschweren FedExCups.
Weltranglistenplatz der Spieler
USA |
Europa |
2 Tiger Woods |
1 Rory McIlroy (NIR) |
7 Bubba Watson |
3 Luke Donald (ENG) |
8 Webb Simpson |
4 Lee Westwood (ENG) |
9 Jason Dufner |
5 Justin Rose (ENG) |
10 Brandt Snedeker |
18 Graeme McDowell (NIR) |
12 Steve Stricker |
19 Sergio Garcia (ESP) |
13 Dustin Johnson |
25 Peter Hanson (SWE) |
14 Keegan Bradley |
26 Ian Poulter (ENG) |
15 Matt Kuchar |
28 Paul Lawrie (SCO) |
16 Phil Mickelson |
31 Francesco Molinari (ITA) |
17 Zach Johnson |
32 Martin Kaymer (GER) |
23 Jim Furyk |
35 Nicolas Colsaerts (BEL) |
Heimvorteil nicht zu unterschätzen
„Das ist wirklich sagenhaft - 24 Spieler aus den Top 35, das ist einfach irre“, zeigte sich Furyk vor seinem achten Ryder Cup begeistert. „Wir sind mit unserem Team sehr zufrieden, es ist wirklich sehr stark. Aber die andere Seite ist ebenfalls stark, und wir werden ihnen hart zusetzen müssen.“ Europa hat bei den 13 vergangenen Vergleichen achtmal triumphiert, doch auf US-Boden gab es für die Gäste seit 1927 nur dreimal Grund zum Jubeln.
Olazabal: „Sehe keinen Favoriten“
Das ist auch Europa-Kapitän Jose Maria Olazabal bewusst. „Wir müssen auswärts spielen und sie haben den Heimvorteil. Außerdem werden sie den Kurs nach ihrem Geschmack herrichten“, so der Spanier. „Am Ende werden wir sehr, sehr gut spielen müssen, wenn wir eine Chance auf den Sieg haben wollen.“
Trotzdem erwartet sich Olazabal ein enges Match. „Ich habe immer gesagt, dass ich bei diesem Ryder Cup keinen Favoriten sehe, beide Teams spielen sehr stark. Die USA sind immer stark und haben heuer toll gespielt. Sie haben das Masters gewonnen (Watson, Anm.), die US Open (Simpson) und einen Haufen anderer Turniere. Ich sehe keinen Favoriten.“
„Das Zusehen wird Spaß machen“
Die Gastgeber wollen den Heimvorteil - wie bei ihrem letzten Sieg 2008 - in Valhalla auch diesmal mit einer perfekten Platzpräparierung nutzen. Damals hatte Kapitän Paul Azinger das kraftvolle Spiel seiner Golfer mit wenigen Roughs und schnellen Greens unterstützt. Der aktuelle Kapitän, Davis Love III, hat auf dem Kurs Nummer drei im Medinah Country Club Ähnliches vor.
„Wir wollen beim Ryder Cup keine Spieler sehen, die aus dem Rough chippen und für Par putten“, erklärte der sechsfache Ryder-Cup-Teilnehmer. „Wir möchten Birdies sehen und andere aufregende Dinge. Wir haben den Platz so hergerichtet, wie es uns gefällt: Wir sind ein Team für weite Schläge - eines, dem zuzusehen den Fans Spaß macht. Und ich glaube, das Zusehen wird Spaß machen.“
Sportlicher Wettkampf, aber kein Krieg
Beide Kapitäne glauben auch, dass die gehässigen Duelle beim Ryder Cup der Vergangenheit angehören. Zeiten wie 1991, als der Vergleichskampf zum „War on the Shore“ („Krieg am Ufer“) ausgerufen wurde, oder der „Battle of Brookline“ („Schlacht von Brookline“) von 1999 sollen sich nicht wiederholen. „Ich habe diese Titel nie gemocht“, so Love. „Das ist kein Krieg. Es ist ein Golfmatch. Es ist ein Freundschaftsspiel, das seit seinem Beginn ein bisschen gewachsen ist. Aber es bleibt ein Freundschaftsspiel.“
Beruhigend auf das Temperament der Spieler dürfte sich auch auswirken, dass sie in viel engerem Kontakt stehen als in früheren Zeiten. Zahlreiche Europäer spielen auf der US-Tour und haben sich in den USA angesiedelt. Das zeigte sich auch bei der Ankunft des europäischen Teams: Als Olazabal mit der Ryder-Cup-Trophäe aus dem Flugzeug stieg, wurde er nur von drei Spielern begleitet. Alle anderen waren schon da.
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