„Ich liebe diese hohen Erwartungen“
Alessandro del Piero hat vor wenigen Wochen das Abenteuer Australien in Angriff genommen. Der 37-Jährige wechselte von Juventus zum Sydney FC und wird dort seine große Karriere ausklingen lassen. „Ich weiß, dass man sehr hohe Erwartungen hat - und ich liebe das. In 19 Jahren mit Juve war das immer so“, ist sich Del Piero bewusst, was sich der Club und die Verantwortlichen der A-League von ihm erhoffen.
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Vor der nicht gerade einfachen Aufgabe, die in den letzten Jahren vor sich hin dümpelnde Liga und damit die tief schlummernde Fußballseele Australiens wach zu küssen, hat der italienische Weltmeister von 2006 jedenfalls keine Angst. „Es war letztlich eine sehr einfache Entscheidung, mich für Sydney zu entscheiden“, sagte Del Piero, der einige lukrativere und sportlich hochwertigere Angebote, u. a. vom Premier-League-Club Southampton, ausgeschlagen hatte. „Das Projekt hier ist sehr interessant, und Sydney ist im Moment der beste Platz für mich.“
Neuer Superstar, aber nicht Kapitän
Den positiven Einfluss, den der englische Superstar David Beckham seit Jahren auf die Major in den USA hat, soll Del Piero auf die Entwicklung der Zehnerliga in Australien ausüben. Neuen Glanz kann die A-League auch gut brauchen, denn in der vergangenen zwei Saisonen zogen sich gleich zwei Clubs aus finanziellen Gründen zurück. Sportliche Stagnation und sinkende Zuschauerzahlen bereiten den Verantwortlichen ebenfalls Kopfschmerzen. „Wir alle hoffen, dass die A-League mit jedem Tag wächst“, sprach ihnen Del Piero daher aus der Seele.

Reuters/Tim Wimborne
Hunderte Fans warteten auf dem Flughafen teilweise stundenlang auf Del Piero
Der neue Mittelfeldstar wird in den nächsten zwei Saisonen vier Millionen australische Dollar (rund 3,2 Mio. Euro) verdienen. Mannschaftskapitän bleibt aber der Ire Terry McFlynn, wie der englische Sydney-Manager Ian Crook bestätigte. Über Del Pieros Rolle im Team wolle man sich mit dem 91-fachen Internationalen in den nächsten Tagen in aller Ruhe unterhalten. „Natürlich ist er ein spezielles Mitglied unseres Kaders“, sagte Crook. „Aber wenn wir Erfolg haben wollen, können wir das nur als Gruppe schaffen.“
„Immer gespielt, um zu gewinnen“
Auf sein Debüt muss Del Piero noch ein paar Tage länger warten. Das für Samstag geplant gewesene Testspiel gegen Newcastle wurde abgesagt. Zur mit Spannung erwarteten Premiere soll es stattdessen gegen den A-League-Rivalen Central Coast kommen - allerdings hinter verschlossenen Türen. Die australische Meisterschaft beginnt für Sydney dann am 6. Oktober mit dem Match gegen Wellington Phoenix in Neuseeland. Bis dahin soll Del Piero voll in die Mannschaft integriert sein. Seine Ankunft wurde von den Spielern jedenfalls schon freudig begrüßt.
„In der Kabine hatte jeder ein Lächeln im Gesicht“, berichtete Mittelfeldspieler McFlynn von den Eindrücken beim ersten Training mit Del Piero. „Er ist ein Weltklassefußballer, der seit 20 Jahren auf einem hohen Level spielt. Es geht also eher darum, dass wir um ihn herum ein funktionierendes Team bilden.“ Auch Del Piero selbst blickt der Saison mit großer Zuversicht entgegen: „Ich habe mein ganzes Leben lang gespielt, um zu gewinnen. Und das wird hier nicht anders sein. Ich bin gekommen, weil ich an den Sieg mit diesem Club glaube.“
„Jeden Tag Kängurus“ für Del Piero junior
Der Präsident des Sydney FC, Tony Pignata, berichtete von bereits 2.000 Club-Mitgliedschaften, die seit Del Pieros Unterschrift vor zwei Wochen verkauft wurden. 15.000 Trikots mit der Nummer zehn des neuen Regisseurs wurden zunächst produziert. Bestellungen aus der ganzen Welt lassen darauf schließen, dass bald neue benötigt werden. Das erste Heimspiel im 45.000 Zuschauer fassenden Sydney Football Stadium steigt am 13. Oktober - man erwartet sich eine Rekordkulisse.
Gut für Sydney also, dass Del Piero seinen vierjährigen Sohn Tobias mit einem gefinkelten Versprechen vom Wechsel überzeugt hat. „Ich habe ihm gesagt, dass er in Australien jeden Tag Kängurus sehen kann“, scherzte der Italiener über den innerfamiliären Entscheidungsprozess. „Außerdem habe ich in der Serie A einige Male bei minus fünf oder sogar minus zehn Grad Kälte spielen müssen“, fügte Del Piero hinzu. „Das kann mir hier wohl kaum passieren.“
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