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Chelsea und Arsenal unter Druck

Die Bilanz ist für die erfolgsverwöhnten Londoner Spitzenclubs verheerend: Chelsea steht bereits seit sieben Ligaspielen ohne Sieg da, und Arsenal legte den schlechtesten Saisonstart in der 16-jährigen Ära von Trainerlegende Arsene Wenger hin. Angesichts der sich formierenden Fanproteste wird die Champions League zum letzten Rettungsanker der beiden kriselnden Topclubs.

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Auch der neue Trainer Rafael Benitez konnte das Ruder bei Chelsea nicht herumreißen. Nach der 1:3-Pleite am Wochenende bei West Ham ist der Spanier in seinen drei Spielen noch sieglos. „Es ist offiziell: Rafa ist Romans (Clubbesitzer Abramowitsch, Anm.) schlechtester Trainer“, ätzte das Boulevardblatt „Sun“. Benitez selbst räumte ein, sich seines Jobs „nicht 100-prozentig sicher“ zu sein.

„Du fliegst morgen früh“

Für die Chelsea-Fans kann der Rauswurf nicht früh genug kommen. Schon bei seinem Amtsantritt wurde der 52-Jährige an der Stamford Bridge unfreundlich empfangen, Anhänger hielten Plakate mit der Aufschrift „Rafa raus“ in die Höhe. Die jüngsten Ergebnisse unter Benitez und die Serie von sieben Ligaspielen in Folge ohne Sieg - die schlechteste Bilanz seit 1995 - sind natürlich Wasser auf den Mühlen der Kritiker. „Du fliegst morgen früh“, lauteten die Sprechchöre der Anhängerschaft nach der letzten Pleite gegen West Ham.

Chelsea-Fans halten ein "RAFA OUT"-Schild in die Höhe

APA/EPA/Kerim Okten

Für die Chelsea-Fans gibt es nur eine Lösung

Unwahrscheinlich ist das nicht, unter Abramowitsch geben einander die Trainer die Klinke in die Hand. Benitez’ Vorgänger Roberto di Matteo musste trotz des Gewinns der Champions League nach nur 262 Tagen im Amt die Koffer packen. „Bei Chelsea ist eine Trainerentlassung nur wie jeder andere Tag im Büro“, meinte Di Matteos Vorgänger Andre Villas-Boas, der selbst nach 256 Tagen gehen musste.

Da hilft Benitez weder der dritte Tabellenplatz in der Premier League (allerdings schon mit zehn Punkten Rückstand auf Leader Manchester United) noch seine bisherigen Erfolge wie der Sieg im UEFA-Cup und zwei spanische Meistertitel mit Valencia sowie der Gewinn der Champions League mit Liverpool. Der 52-Jährige kennt aber das Rezept, um seine Haut noch zu retten: „Wir müssen auf dem Feld besser spielen, um die Fans glücklich zu machen.“

In Champions League vor dem Aus

Die Gelegenheit dazu bietet sich am Mittwoch in der Champions League gegen Nordsjälland. „Wir haben erfahrene Spieler, die schon lange auf hohem Niveau spielen“, ist Benitez zuversichtlich. Doch selbst ein Sieg gegen den dänischen Meister, der nach fünf CL-Runden lediglich bei einem Punkt hält, könnte für die Londoner zu wenig sein: Ihr Schicksal liegt nicht mehr in den eigenen Händen.

Chelsea hält nach fünf Spielen bei sieben Punkten und ist damit Gruppendritter. Zum Aufstieg ins Achtelfinale müssen die Londoner nicht nur Nordsjälland schlagen, sondern gleichzeitig darauf hoffen, dass das zweitplatzierte Juventus (neun Punkte) beim ukrainischen Fixaufsteiger Schachtjor Donezk verliert. Ansonsten verabschiedet sich erstmals ein CL-Titelverteidiger schon in der Gruppenphase.

Arsenal-Coach Arsene Wenger

APA/EPA/Andy Rain

Wenger verzeichnete mit Arsenal seinen schlechtesten Saisonstart

Schlechtester Saisonstart für Arsenal

Komfortabler sieht es in der Champions League für Arsenal aus. Die Londoner haben in der Gruppe B bereits das Achtelfinal-Ticket gelöst. Sie treten am Dienstag bei Olympiakos Piräus an und kämpfen mit Tabellenführer Schalke (auswärts gegen Montpellier) noch im Fernduell um den Gruppensieg. Die Deutschen haben derzeit einen Punkt Vorsprung auf den Club von Wenger.

Bei Arsenal läuft es dafür in der Liga alles andere als rund: Die „Gunners“ stürzten in der Premier League nach der 0:2-Heimblamage gegen Swansea auf den zehnten Platz ab, 21 Punkte aus den ersten 15 Spielen und äußerst unbeständige Leistungen bedeuten den schlechtesten Saisonstart in der 16-jährigen Ära der Trainerikone.

Wenger bei Fans angezählt

Den Frust der Fans bekommt auch der französische Coach zu spüren. Ihm schlugen zuletzt lange Buh- und „Wenger raus“-Rufe entgegen. Schon vor dem Match gegen Swansea hatten einige hundert Mitglieder der Bewegung „Schwarzer Schal“ gegen Arsenals Clubführung demonstriert. Den Fans stoßen nicht nur die bereits sieben titellosen Jahre sauer auf, sondern auch, dass der Club trotz prallen Kontos bei den Transfers so knausrig ist und die größten Stars in schöner Regelmäßigkeit ziehen lässt.

Wenger lässt sich von den Protesten noch nicht aus der Ruhe bringen: „Ich weiß, dass es im Moment viel Unruhe gibt. Aber das ist eine gute Möglichkeit, zusammenzuhalten und zu zeigen, dass wir ein starker Club sind.“ An einen Rücktritt will der 63-Jährige nicht denken: „Überhaupt nicht. Man macht seine Bewertung am Ende der Saison.“

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