Hauptaugenmerk auf Individualförderung
Die Strukturänderung des österreichischen Sports wird frühestens bis zu den übernächsten Olympischen Spielen 2020 greifen. Damit sich aber die „ernüchternde Bilanz“ von London 2012 in vier Jahren nicht wiederholt, richtete SPÖ-Sportminister Norbert Darabos für die nächsten Sommerspiele das „Projekt Rio 2016“ ein. Es stehen insgesamt 20 Millionen Euro zur Verfügung.
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Die Mittel werden für Individualförderung, für Technologie und Forschung sowie für gezielte Infrastrukturförderung bereitgestellt. Der Förderkader, über dessen Zusammensetzung wie bei der Spitzensportförderung im heimischen Team ein fünfköpfiges Gremium unter Vorsitz von Hans Holdhaus entscheidet, soll rund 70 Athletinnen und Athleten umfassen. Unter ihnen werden auch 20 bis 30 Aktive mit Behinderung mit Blickrichtung auf die Paralympics 2016 sein.

GEPA/Wolfgang Grebien
Gemeinsam mit ÖOC-Boss Stoss will Darabos 2016 Medaillen sehen
Nach Gesprächen mit den Verbänden und auf Wunsch von Darabos auch unter Einbeziehung des ÖOC werden bis Dezember ein Elitekader (realistische Medaillenchance) und ein Hoffnungskader (Chance auf Top-Ten-Platzierung) erstellt. „Wir wollen eine deutliche Leistungssteigerung in Richtung Rio 2016 gewährleisten, am Geld soll es nicht scheitern“, so der Sportminister. „Bei diesem Individualprojekt wird die erfolgreiche Zelle, also Aktiver und Trainer, im Mittelpunkt stehen.“
Vertrauen und Sicherheit für Athleten
Athletinnen und Athleten kommen damit erstmals in Österreich in den Genuss eines mehrjährigen, projektbezogenen Förderprogramms. Voraussetzung für die Aufnahme ist laut Holdhaus ein klares Bekenntnis zum Ziel und auch die Unterzeichnung eines Anti-Doping-Vertrags. Corinna Kuhnle, die zweifache Kanu-Slalom-Weltmeisterin, begrüßte das neue Modell. „Das gibt Sicherheit, wenn einem das Vertrauen ausgesprochen wird. Man braucht nach einem schlechten Wettkampf keine Angst zu haben, die Förderung zu verlieren“, sagte die Niederösterreicherin bei der Vorstellung des Projekts am Freitag.
Der junge Leichtathlet Lukas Weißhaidinger, U20-Europameister 2011 mit dem Diskus, erhofft sich dank des Projekts auch bessere Trainingsbedingungen. „In Linz ist es schwierig mit geregelten Trainingszeiten, ich habe schon bei drei Grad unter null trainiert, nun kann ich nach Wien oder Deutschland ausweichen“, so der Oberösterreicher. Für Aktive wird es auch noch die Möglichkeit eines Einstiegs während der Vierjahresperiode geben.
Auch Jukic ein Kandidat
Das Budget für das Projekt Rio 2016 kommt aus der allgemeinen Sportförderung. „Einige Projekte laufen aus, und die Mittel, die frei werden, werden für Rio genützt“, so Darabos. Ansuchen für die Aufnahme sollen nach Worten des Politikers „im Idealfall“ aus den Verbänden kommen. „Wir haben aber nichts dagegen, wenn sich jemand direkt an uns wendet“, sagte Darabos im Hinblick auf vergangene Nominierungsdifferenzen in einzelnen Verbänden.
Auch der derzeit gesperrte Schwimmer Dinko Jukic sei natürlich ein Kandidat, versicherte Holdhaus. Er habe bereits Gespräche mit Verbänden geführt und dabei eine Aufbruchsstimmung geortet. Man habe jetzt eine historische Chance. Begleitend zum Projekt Rio wird eine wissenschaftliche Studie durchgeführt. Damit hat man ein Modell für den Spitzensport in Österreich zur Verfügung.
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