Hirscher als Alleinunterhalter
Mit Ausnahme des überragenden Marcel Hirscher sind Österreichs Herren sehr verhalten in den WM-Winter gestartet. Die ÖSV-Herren fuhren in den 13 vorweihnachtlichen Rennen elf Podestplätze heraus. Allein sieben davon holte allerdings Hirscher. ÖSV-Cheftrainer Mathias Berthold sah im Gespräch mit der APA aber keinen Grund zur Panik.
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Nicht einmal 50 Tage vor dem Startschuss der Heim-WM in Schladming bleibt der 47-Jährige aber noch gelassen. „Ich sehe die bisherigen Ergebnisse nicht mit Besorgnis. Die Mannschaft braucht Zeit, um richtig in Schwung zu kommen. Und die kriegt sie auch“, sagte der Vorarlberger, der betonte, dass der seit ein, zwei Jahren laufende Umbruch des Herren-Teams noch voll im Gange sei.
„Ich stelle mich vor diese Truppe. Weil ich jeden Tag sehe, wie sich die Jungs den Hintern aufreißen, um alles super perfekt zu machen und eine noch perfektere Linie zu fahren. Bis jetzt ist es leider noch nicht so oft belohnt worden. Teilweise ist mit ein bisschen Pech eine schlechte Optik entstanden“, sagte Berthold, der auch hinzufügte: „Im Jänner geht es dann richtig los. Da müssen dann alle da sein, keine Frage.“

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Auch Raich zählt noch zu den Sorgenkindern von Chefcoach Berthold
Chefcoach und Präsident uneins
Dass der Kampf um die WM-Quali ein möglicher Hemmschuh sein könnte, glaubt Berthold nicht: „Das ist doch wurscht, ob WM-Winter oder kein WM-Winter. Wir wollen doch immer gut fahren.“ ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sah das in einem ORF-Interview etwas anders: „Unsere Athleten sind wegen des WM-Kampfes nervös, eine Heim-WM ist ja etwas Besonderes. Die Qualifikation bremst im Hinterkopf.“
Einzig Hirscher scheint das nicht zu kümmern. Der Salzburger holte bisher zwei Siege, drei zweite und zwei dritte Plätze. „Marcel ist einfach ein Wahnsinn“, so Berthold über seinen Erfolgsgaranten. Der zweite Durchgang am Dienstagabend in Madonna hat auch den Chef schwer beeindruckt: „So etwas habe ich von ihm bisher nur im Training gesehen. Das war eine unglaubliche Leistung.“
Unterschiedliche Probleme als Grund
Der Rest des Teams hält bei einem zweiten (Max Franz) und drei dritten Rängen (Klaus Kröll, Joachim Puchner, Hannes Reichelt). Als Hauptgrund für das hinter Hirscher klaffende Loch sieht Berthold die - teilweise gesundheitlich bedingten - Probleme einiger Athleten. Kröll (Fußwurzelbruch), Romed Baumann (Materialwechsel) und Matthias Mayer (Gelenkserkrankung) hätten ja schließlich erst im Oktober mit dem Training beginnen können.
Trotzdem sieht Berthold schnellen Aufholbedarf. „Da brennt schön langsam der Hut“, sagte der Chefcoach etwa über Baumann, der weit unter Normalform fährt. Auch Benjamin Raich hinkt den selbst hoch gesteckten Speed-Erwartungen weit hinterher, in den Technikbewerben läuft es ebenfalls noch nicht nach Wunsch. „Beim Benni ist wichtig, dass er sich jetzt auf die technischen Disziplinen konzentriert und richtig Gas gibt“, sagte Berthold.

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In Schladming holen sich die Speed-Herren den Schliff für kommende Aufgaben
Nächste Chance in Bormio
Im Gesamtweltcup kann daher auch nur Hirscher ein Wörtchen an der Spitze mitreden. Als zweitbester Österreicher rangiert Reichelt mit 425 Punkten Rückstand auf den führenden Norweger Aksel Lund Svindal auf Rang elf. Laut Berthold hat Reichelt aber „leider 14 richtig schlechte Tage“ hinter sich. Georg Streitberger zeige immer wieder mit guten Teilzeiten auf, bringe aber leider keinen rundum gelungen Lauf ins Ziel.
Die nächste Chance dazu bietet sich in Bormio, wo schon am 29. Dezember eine der schwierigsten Abfahrten des Weltcups auf dem Programm steht. Noch vor Weihnachten absolvieren die ÖSV-Herren einen Trainingsblock auf der Schladminger WM-Piste. Am Mittwoch präsentierte sich allerdings die Planai, auf der von 4. bis 17. Februar die Medaillen vergeben werden, noch in relativ weichem Zustand.
Speed-Sieg „so schnell wie möglich“
Am zweiten Tag sollen auch die Bedingungen deutlich besser, sprich härter sein. „Heute war es bei Temperaturen um null Grad schwierig. Aber die Läufe drei und vier waren in Ordnung“, berichtete Speed-Chef Burkhard Schaffer vom Super-G-Training. Schaffer wollte dem Training auf der Planai aber nicht vorrangig Bedeutung für die spätere Heim-WM beimessen.
„Wir hätten diese Woche sowieso trainiert, und die Planai bot sich an. Es ist in erster Linie eine Vorbereitung auf Bormio. Den Hang hier kennt sowieso fast jeder“, erklärte der Steirer. Schaffers Team ist in der WM-Saison noch sieglos, das kann sich frühestens in Bormio ändern. Wann seine Truppe wieder einen Sieger stellen wird, beantwortet Schaffer so: „So schnell wie möglich.“
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