Hochzeit mit der Tournee
Am Tag nach Gregor Schlierenzauers erstem Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee feierte der Tiroler seinen erst 22. Geburtstag. Gewonnen hat er in seinen bisher sechs Jahren im Weltcup-Zirkus schon fast alles. Den am 6. Jänner in Bischofshofen zu Ende gegangenen Weg zum Tournee-Sieg bezeichnet Schlierenzauer als „einen meiner schönsten“. Der Weg zur Skisprung-Ikone scheint vorgezeichnet.
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„Momentan ist es ein Hochgefühl und auf der anderen Seite auch eine gewisse Leere, weil ich weiß, was ich schon erreicht habe“, sagte ein mit den Tränen kämpfender Schlierenzauer nach Platz drei beim im zweiten Durchgang abgebrochenen Abschlussbewerb, den Thomas Morgenstern für sich entschied. „Für mich ist es etwas ganz Besonderes, die Tournee gewonnen zu haben. Ich habe lange für mein großes Ziel gekämpft.“
Konkurrenz im eigenen Team beflügelt
Er sei mit der Tournee schon länger verlobt, nur die Hochzeit stehe noch aus - so hatte Schlierenzauer sein Verhältnis zur traditionsreichen Veranstaltung davor beschrieben. 2007 und 2008 hatte er den Gesamtsieg nach Halbzeitführung verpasst, im Vorjahr war er aufgrund seiner damaligen Verletzungsprobleme chancenlos gewesen. „Es war auch diesmal schwierig mit Wetterkapriolen und den Bedingungen. Diesmal hatte ich einmal das Glück auf meiner Seite“, resümierte er.

APA/Barbara Gindl
Gregor Schlierenzauers Sprung zum Tournee-Triumph
„Ich möchte der Konkurrenz, in diesem Falle den eigenen Teamkollegen, gratulieren“, verwies der Stubaier auf den Gesamtzweiten Morgenstern und den drittplatzierten Andreas Kofler. „Es ist nicht selbstverständlich, dass man so starke Konkurrenz im eigenen Team hat, die einen immer wieder anspornt. Die Konkurrenz war extrem stark.“ Die schwierigen Verhältnisse in Bischofshofen hatten auch ihm - zusätzlich zur nervlichen Belastung - alles abverlangt. „Es war extrem schwierig, ohne Probedurchgang war das eine besondere Challenge“, so Schlierenzauer.
„Einer der wichtigsten Sprünge meiner Karriere“
Sein erster und gleichzeitig einziger Sprung des Tages wäre einer der wichtigsten seiner Karriere gewesen. „Und auf den bin ich stolz“, betonte der 38-fache Weltcup-Einzel-Sieger, der in bisher sechs Saisonen eine Gesamtpodestplatzquote von unglaublichen 50 Prozent hält. „Ich war trotz der Unterbrechungen und Wartezeiten relaxt. Der Verlauf bei Kofler hat gezeigt, dass viel passieren kann. Es war zum Schluss dann zwar kein Sprung mehr, aber trotzdem unglaubliche Emotionen, die ich genossen habe.“
Nach Gold bei der Skiflug-WM 2008 und der WM in Oslo 2011 sowie dem Gesamtweltcup 2008/09 fehlt Schlierenzauer jetzt nur noch Olympia-Einzelgold, um nach Trophäen mit der finnischen Legende Matti Nykänen gleichzuziehen. Aufgrund seines Alters scheint es aber nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Schlierenzauer sämtliche Allzeitrekorde bricht und damit endgültig zur Skisprung-Ikone aufsteigt. Olympiagold, das er mit der Mannschaft schon 2010 in Vancouver gewann, kann und will er sich in Sotschi 2014 auch im Einzel-Bewerb holen.
Mental stärker als je zuvor
„Ich bin nach wie vor voller Freude im Spitzensport dabei. In so einem tollen Team erlebt man viele Emotionen, nicht nur durch Siege“, sagte Schlierenzauer nach seinem Tournee-Gipfelsieg. „Es zählt auch der Weg dorthin. Ich bin nach wie vor erfolgshungrig.“ Einige sportliche Rückschläge und vor allem die Knieverletzung im Vorjahr haben ihn laut ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner jedenfalls noch stärker gemacht. „Er hat einen großen Schritt gemacht, strahlt jetzt eine enorme Ruhe aus“, so Pointner. „Es ist nicht mehr so, dass er links und rechts neben sich niemanden leben lässt.“
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