Kopfsprung ins Fettnäpfchen
Mit Aussagen über die Denkfähigkeit erfolgreicher Spitzensportler wie Ex-Skistar Hermann Maier hat Markus Rogan bei den Olympischen Sommerspielen in London noch vor seinem ersten Einsatz wieder einmal für Aufsehen gesorgt. Das eine Woche davor aufgezeichnete Ö3-Interview in der Sendung „Frühstück bei mir“ löste in Österreichs Medien Ende Juli eine Welle der Empörung aus.
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Österreichs erfolgreichster Schwimmer der Gegenwart, der zwei Tage später im Halbfinale über 200 m Lagen, seinem wohl letzten internationalen Rennen, wegen eines Wendefehlers disqualifiziert wurde, machte sich dabei mit seiner Einschätzung - wonach man als „weniger denkfähiger“ Sportler mehr erreichen könne - wohl wenige Freunde.

APA/Helmut Fohringer
Bei der Eröffnung in London trug Rogan die österreichische Fahne
Rogans Theorie über Maiers Siege
„Ich glaube, es ist ein Riesenvorteil, wenn du weniger denkfähig bist. Es gibt einen guten Grund, warum die richtig guten Sportler nicht viel im Kopf haben, weil da ist der Kopf nicht im Weg“, sagte Rogan und stellte im Anschluss die Frage: „Warum hat der Armin (vermutlich Assinger, Anm.), der relativ schlau ist, nur vier Rennen gewonnen und der Hermann (Maier, Anm.) 50?“
Die „Kronen Zeitung“ titelte daraufhin mit: „Rogan ‚ätzt‘ gegen Hermann Maier“ und zitierte Rogans Ex-Sponsor Leo Pruschak. Der Geschäftsführer der zentralen Raiffeisen-Werbung meinte in der „Krone“: „Wäre Markus so intelligent, wie er glaubt, würde er nicht so einen Unsinn verzapfen.“ Auch der „Kurier“ widmete der „verbalen Entgleisung“ von Rogan im Ö3-Interview einen ausführlichen Bericht.
Auf die Frage von Claudia Stöckl, ob Hermann Maier das nicht als Beleidigung empfinden könne, antwortete der 30-Jährige: „Nein, überhaupt nicht. Er hat genau das richtige Gehirnschmalz, um sportlich erfolgreich zu sein. Ich glaube, wenn man zu viel hat, dann steht man sich im Weg.“
Über seine eigenen Erfolge - immerhin zweimal Olympiasilber 2004, Kurzbahn-WM-Gold 2008, insgesamt neun EM-Titel und zahlreiche weitere internationale Medaillen sowie zwei Weltrekorde - äußerte sich Rogan in dem Zusammenhang nicht.
ÖOC-Präsident „äußerst verärgert“
Verärgert über das Ö3-Interview war Karl Stoss, der Präsident des Österreichischen Olympischen Comites (ÖOC). Das sei „äußerst ärgerlich“, sagte Stoss in einem ORF-Interview und nannte die Aussagen Rogans „nötig wie einen Kropf“. Der ÖOC-Chef kündigte ein Gespräch mit dem österreichischen Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier in London an und begründete das damit, dass zu einem Sportler auch Charakter und Anstand gehörten. Abschließend meinte Stoss zu Rogans Aussagen: „Was da im Kopf vorgeht, weiß ich beim besten Willen nicht.“
Relativ locker nahm die Angelegenheit hingegen Peter Schröcksnadel, der Präsident des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV). Maiers langjähriger Mentor glaube, das sei eine „Dummheit“ von Rogan gewesen. Für Schröcksnadel steht jedenfalls fest, dass sowohl Sportler, die sehr, aber auch solche, die weniger intelligent sind, zu großen Leistungen imstande seien. Maier sei jedenfalls ein Sportler, der sicher nicht erfolgreich gewesen sei, weil er dumm wäre: „Er mag vielleicht hölzern aussehen, aber da ist sehr viel im Kopf.“
Manager Leitgeb entschuldigt sich
Während Rogan zunächst auf Tauchstation ging, nahm sein Manager Ronald Leitgeb zu den Aussagen seines Schützlings Stellung. „Ich habe ihm eigentlich dazu geraten, sich bis zu den Olympischen Spielen in seiner persönlichen Öffentlichkeitsarbeit ein bisschen zurückzuhalten - und dachte, dass mir das gelungen ist. Leider ist der alte Rogan mit ihm wieder durchgegangen. Das finde ich schade“, meinte Leitgeb, der einst Wegbereiter für Tennisass Thomas Muster war.
„Ich glaube aber,“ so Leitgeb weiter, „den Markus so gut zu kennen, um zu wissen, dass es sicher nicht seine Absicht war, ihn in irgendeiner Form zu beleidigen und kann mich nur, auch stellvertretend für Markus, bei Hermann entschuldigen. Ich verstehe es nicht. Und es war auch nicht notwendig, so etwas zu sagen.“
Maier verspürt „Mitleid“ für Rogan
Maier, der übrigens nicht wie von Rogan geglaubt 50 sondern sogar 54 Weltcup-Siege gefeiert hat, zeigte sich unbeeindruckt. „Die Sache wurde aufgebauscht. Ich selbst habe mich da nicht so hineingesteigert. Mich lässt das kalt“, erklärte der frühere Skistar bei einem Besuch im Österreich-Haus in London. „Wenn das jemand sagt, der mir nahesteht, aus meinem unmittelbaren Freundeskreis, dann mache ich mir meine Gedanken. So aber denke ich nicht einmal darüber nach. Es zahlt sich gar nicht aus. Das geht an mir vorbei, es ist mir egal.“ Persönlichen Kontakt mit Rogan habe es nicht gegeben.

GEPA/M. Hoermandinger
Hermann Maier denkt „nicht einmal darüber nach“
„Ich kenne ihn zwar, aber wir haben keinen Kontakt und auch keine Freundschaft“, sagte Maier, der für sportliche Erfolge ebenfalls eine Erklärung parat hatte. „Ein Sportler hält dem Druck mehr stand, ein anderer eben weniger. So ist das, ganz einfach. Wenn sich jemand so viel Druck auferlegt, macht das die Sache für ihn nicht leichter. Von daher verspüre ich für Rogan eher Mitleid, weil sein sportlicher Traum nicht in Erfüllung ging. Da wird er sich im Nachhinein vielleicht auch gedacht haben, dass seine Aussagen unnötig waren.“
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