Im Training geht bereits die Post ab
Der große Ärger über das erste Abfahrtstraining bei weichen Verhältnissen hat sich ebenso verzogen wie die Nebelbänke. Die Pistenarbeiter haben großartige Arbeit geleistet und die entstandenen Löcher aufgefüllt und vereist. Die niedrigen Temperaturen in Kitzbühel trugen das Restliche dazu bei, weshalb die Streif am Mittwoch nicht wiederzuerkennen war und sich abschnittsweise von ihrer brutalen Seite zeigte.
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Speziell bei der Steilhangausfahrt und in der Traverse vor dem Zielhang ging aufgrund einiger Schläge beim zweiten Training die Post ab. Die Läufer selbst haben damit allerdings kein Problem. Max Franz, der noch um eines der zwei WM-Tickets kämpft und sich von Lauf zu Lauf näher ans Limit herantastet, fand für die ruppigen Verhältnisse nur ein Wort: „Party!“ Leichtsinnig wird deshalb aber keiner. Zu gefährlich ist die Streif, von der man jederzeit schmerzhaft abgeworfen werden kann.

GEPA/Christian Walgram
Einmal aus dem Starthaus katapultiert, gibt es auf der Streif kein Zurück mehr
„Da schlagen dir die Ski um die Ohrwaschel“
Hannes Reichelt, der am Mittwoch mit dem exakt gleichen Rückstand von 0,25 Sekunden auf den neuerlich Trainingsschnellsten - den Norweger Aksel Lund Svindal - Zweiter wurde, warnte eindringlich davor, die Streif zu unterschätzen. „Ich habe allerhöchsten Respekt vor dieser Strecke. In der Traverse und Ausfahrt Steilhang ist es brutal unruhig, da geht es zur Sache, da schlagen dir die Ski um die Ohrwaschel“, sagte Reichelt.
Klaus Kröll als Fünfter mit 0,76 Sekunden Rückstand auf Svindal zweitbester ÖSV-Läufer erklärte: „Die Sprünge sind sehr gut gebaut, die Schläge machen es aber natürlich nicht einfacher. Ich bin bereit, aber es wird schwer.“ Der Trainingssechste Florian Scheiber (+ 0,79) war hingegen glücklich über die perfekten Wetterbedingungen: „Ich habe mich heute zum ersten Mal in Kitz am Start brutal gefreut, ich war im Kopf bereit. Gute Sicht macht extrem viel aus.“
Versöhnliche Töne von Kritiker Kröll
Die Angst, dass die Piste im ersten Training irreparablen Schaden genommen hätte, bestätigten sich nicht. Kröll, der als einer der größten Kritiker auftrat und vehement für eine Absage plädiert hatte, fand am Mittwoch ruhigere Töne. „Es ist unruhig, aber sie haben Schadensbegrenzung gemacht. Es ist soweit okay“, zeigte sich der Steirer versöhnlich. Auch Reichelt lobte die Pistenkommandos: „Sie haben gute Arbeit geleistet, es ist nicht so schlimm wie befürchtet.“

APA/Robert Jäger
Nach dem ärgerlichen ersten Training war Kröll wieder voll bei der Sache
Svindal will eine Legende werden
Einem waren die Verhältnisse bisher egal. Ob weich oder eisig - Svindal hinterließ einen starken Eindruck und schickt sich an, Nachfolger des zurückgetretenen Vorjahressieger Didier Cuche zu werden. „Leichter zu fahren ist für mich hier der Super-G, aber wer die Streif gewinnt, ist eine Legende“, schickte der 30-Jährige, dem in seiner erfolgreichen Karriere noch ein Sieg in Kitzbühel fehlt, schon Tage vor dem Showdown auch eine verbale Kampfansage an die Konkurrenz.
Die Karten ganz auf den Tisch möchte Svindal aber noch nicht legen. Der Zweite im Gesamtweltcup überlegt einen Startverzicht im Abschlusstraining, hinterfragt aber noch die Sinnhaftigkeit. „Ein richtiger Ruhetag ist das ja auch nicht, wenn man im Hotelzimmer liegt, während die anderen auf der Strecke sind. Da ist man ja auch immer mit dem Kopf dabei“, gab Svindal zu bedenken.
ÖSV-Läufer noch in der Testphase
Die ÖSV-Läufer wollen indes durchwegs das dritte Training am Donnerstag bestreiten. Schließlich gilt es für das Rennen am Samstag noch die eine oder andere Passage zu testen. „In der Traverse bin ich noch nicht so hundertprozentig auf dem Ski draufgeblieben, fürs Gewinnen muss man da schon noch mehr riskieren“, sagte Scheiber. Georg Streitberger (7.) überprüfte, wie weit die Mausefalle geht: „Ich habe sie voll genommen und das bei der Landung schon gespürt.“
Auch Joachim Puchner ist nach Platz 40 im zweiten Training noch auf der Suche: „Von oben bis unten vermurkst. Es taugt mir nicht so, ich habe mich nicht wohlgefühlt. Ich muss noch gescheit drauflegen.“ Reichelt will indes vielleicht einen Gang zurückschalten, macht er sich doch Sorgen, sein Pulver bereits im Training zu verschießen. „Ich mache mir ein wenig Sorgen, dass ich im Training so schnell bin. Aber es ist ein schönes Gefühl“, erklärte der Bormio-Sieger.
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