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„Etwas Einzigartiges“ erreicht

Gregor Schlierenzauer ist seit Sonntag endgültig der beste Skispringer aller Zeiten. Der 23-Jährige überflügelte mit seinen Siegen Nummer 47 und 48 beim Skifliegen in Harrachov den bisherigen Weltcup-Rekordhalter Matti Nykänen (46 Siege). „Ich glaube, ich bin jetzt eine Legende“, sagte Schlierenzauer, der als erster Springer überhaupt im Weltcup einen Doppelsieg an einem Tag feierte.

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Schlierenzauer hatte sich für diese Saison fest vorgenommen, den Allzeitrekord zu knacken. Das hat ihn stets angetrieben. „Natürlich wollte ich die Bestmarke knacken, weil ich schon vor der Saison knapp dran war. Das hat mich eigentlich immer wieder motiviert, dass ich ständig weiterarbeite und Gas gebe“, verriet der ÖSV-Star, der die neue alleinige Bestmarke auf den Tag genau 74 Monate nach seinem ersten Weltcup-Sieg am 3. Dezember 2006 in Lillehammer fixierte.

Gregor Schlierenzauer wird von seinen Mannschaftkollegen umjubelt

GEPA/Walter Luger

Das gesamte ÖSV-Team liegt Rekordmann Schlierenzauer zu Füßen

Rekorde kann man nicht planen

Druck von anderer Seite habe er nicht verspürt. „Druck habe ich mir wenn, dann nur selber gemacht“, betonte Schlierenzauer. Der Innsbrucker ist sich bewusst, „etwas Einzigartiges“ erreicht zu haben. „Solche Dinge kann man eh nicht planen, die passieren, und es ist natürlich genial, dass ich der Glückliche sein darf. Momentan ist es schon extrem geil für mich“, sagte ein hocherfreuter Schlierenzauer. „Richtig begreifen und genießen werde ich das alles aber erst in stillen Momenten“, ergänzte der 23-Jährige.

Im Springerzirkus hatte man fest damit gerechnet, dass Schlierenzauer einen neuen Siegrekord aufstellt. „Dass er den Rekord schafft, ist klar, es wird vor allem interessant, wie schwer er es dem nächsten macht, den Rekord zu übertreffen“, hatte Norwegens Trainer Alexander Stöckl schon nach der Tournee gesagt.

Wird Supersaison zur Traumsaison?

Für Schlierenzauer könnte aus einer Supersaison nun noch eine absolute Traumsaison werden. Die Vierschanzentournee hat er zum zweiten Mal in seiner Karriere nach 2011/12 gewonnen, im Gesamtweltcup scheint ihm der zweite Triumph nach 2008/09 nicht mehr zu nehmen zu sein, hält er doch schon bei 1.200 Punkten und damit einem Vorsprung von 443 Zählern auf Anders Bardal. Die Revanche für das Vorjahr dürfte damit gelingen, wo er dem Norweger knapp (um 58 Punkte) den Vortritt hatte lassen müssen.

Auch im Skiflug-Weltcup hat Schlierenzauer dank des Husarenstücks in Harrachov, „wo die Schanze kein Kindergeburtstag ist“, momentan die Nase vorne. Der Slowene Robert Kranjec hat 70 Zähler Rückstand. Die Bewerbe in Oberstdorf (1) und Planica (2) stehen noch aus, da kann Schlierenzauer seine Bilanz von derzeit 13 Karrieresiegen auf Flugschanzen weiter ausbauen. Mit der WM im Val di Fiemme (ab 20. Februar) steht ein weiteres Saisonhighlight bald vor der Türe, auch da gilt Österreichs Nummer eins als der große Gejagte.

Eigene Rekorde im Visier

Im weiteren Saisonverlauf könnte Österreichs „Superadler“ noch weitere Rekorde brechen, in deren Besitz er allerdings schon jetzt ist. Acht Saisonsiege (in 17 Bewerben) hat Schlierenzauer geschafft, der Rekord in einer Saison steht bei 13 Erfolgen. Fast unmöglich ist es, den Weltcup-Punkterekord zu knacken. Der liegt bei 2.083 Punkten und wurde ebenfalls in der Saison 2008/09 von ihm aufgestellt. Darauf fehlen 883 Zähler, es stehen allerdings nur mehr neun Weltcup-Springen auf dem Programm, die er dafür also allesamt gewinnen müsste.

Andreas Goldberger gratuliert Gregor Schlierenzauer

GEPA/Walter Luger

Selbst Andreas Goldberger kann vor Schlierenzauer nur den Hut ziehen

„Mir ist klar, dass es nicht immer so weiter gehen wird, aber ich bin einer, der von solchen Erfolgen sehr lange zehren kann“, sagte Schlierenzauer. Unabhängig von der laufenden Saison hat der Tiroler ein ganz großes Ziel fest im Visier. In Sotschi 2014 soll eine Olympia-Einzel-Goldmedaille her, die fehlt ihm nämlich noch in seiner Titelsammlung.

Pointner: „Ein würdiger Rekordhalter“

„Er ist in den letzten Jahren so gereift, dass ihm sicherlich auch in Zukunft die Ziele nicht ausgehen werden“, ist sich ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner sicher. Unter dem 42-jährigen Tiroler hat Schlierenzauer alle seine Siege gefeiert. „Ich bin sehr froh für den Gregor. Mit ihm hat ein würdiger Sportler den Rekord von Matti Nykänen übertroffen, der nicht nur sportlich die Grenzen sprengt, sondern auch menschlich wichtige Werte weitergibt“, sagte Pointner. Der Weltcup wird am Samstag (Team-Bewerb) und Sonntag (Einzel) mit zwei Springen in Willingen fortgesetzt.

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