Von Beckham bis Shilton
Fortgeschrittenes Alter schützt vor Profifußball nicht. In Zeiten des Jugendwahns sind sie die Aushängeschilder einer eigentlich bereits abgelösten Generation: Spieler jenseits der 35er-Marke. Geboren in den 70er Jahren, prägten sie den Spitzenfußball mehr als eineinhalb Dekaden lang und sind noch immer aktiv (mit einer Ausnahme). Die prominentesten „Senioren“ im ORF.at-Check, Teil zwei.
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Der Schöne und Reiche: David Beckham, 37
Er gehörte mit Ryan Giggs und Paul Scholes zur goldenen Generation von Manchester United, die 1999 das Triple (Meisterschaft, FA Cup, Champions League) gewinnen konnte. Nach zehn Titeln mit den „Red Devils“ und der Schuh-Affäre mit United-Coach Alex Ferguson - dieser hatte einen Fußballschuh durch die Kabine gekickt und Beckham damit verletzt - wechselte Beckham zu Real Madrid. Erst im vierten und letzten Jahr bei den „Galaktischen“ gelang Beckham die Meisterschaft, schon zuvor hatte er einen Fünfjahresvertrag bei L.A. Galaxy in den USA unterzeichnet.

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Paris, die Frisur hält: David Beckham bei seiner Präsentation
Was Real von Beckham blieb: Merchandise-Umsätze in Millionenhöhe und - Gattin Victoria sei dank - stete Präsenz in den Society-Gazetten. In Los Angeles gelang ihm in der fünften Saison endlich der Titel in der Major League Soccer. Nach zwei zwischenzeitlichen Leihen zum AC Milan (2009 und 2010) unterzeichnete er im Jänner einen Vertrag bis Ende Mai 2013 bei Paris Saint-Germain. Dass er noch immer fit ist, führt Beckham auf Ex-Mentor Ferguson zurück: „Er hat uns beigebracht, das Spiel und unsere Körper zu respektieren. Und er hat uns beigebracht zu lieben, was wir tun.“
Der Kavalier: Alessandro Del Piero, 38
Italien, 2006: Rekordmeister Juventus Turin wurde nach dem Auffliegen des in der Saison 2004/05 ermogelten Meistertitels zwangsrelegiert. Die Topstars der „Alten Dame“ wanderten ab, einer von ihnen blieb: Alessandro Del Piero. „Ein Kavalier verlässt seine Dame nicht“, sagte der Stürmer, wurde mit Italien Weltmeister, schoss Juventus später zum direkten Wiederaufstieg und setzte sich in der piemontesischen Hauptstadt damit ein Denkmal.

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Alessandro Del Piero blieb der „Alten Dame“ auch in der Serie B treu
Auf 513 Spiele und 208 Tore brachte es Del Piero für die „Bianconeri“. Nach sechs Meisterschaften (ohne die zwei aberkannten Titel), einem Champions-League-Triumph sowie einem Sieg in der Coppa Italia verließ Del Piero seine Dame doch noch, suchte sich dabei aber das am weitesten entfernte Ziel aus: Australien. Ab September 2012 lief er für den Sydney FC auf und stellte sich mit elf Toren in 17 Spielen bestens bei den Australiern ein.
Der Champions-League-Champ: Clarence Seedorf, 36
Der gebürtige Surinamer ist Rekordsieger in der Champions League: Kein anderer Spieler konnte die „Königsklasse“ viermal gewinnen. Seedorf gelang es mit drei unterschiedlichen Vereinen: Ajax Amsterdam (1995), Real Madrid (1998) und dem AC Milan (2003, 2007). 2011 wurde er für seine Leistungen und sein soziales Engagement von der niederländischen Königin Beatrix zum „Ritter des Ordens von Oranje-Nassau“ geschlagen.

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Clarence Seedorf: Ein vierfacher CL-Sieger im Dress von Botofago
In der niederländischen Nationalmannschaft blieb ihm der große Erfolg versagt - ein vierter Platz bei der WM 1998 sowie zwei EM-Halbfinale (2000, 2004), mehr war Seedorf nicht vergönnt. Anfang der letzten Saison läutete Milan den großen personellen Umbruch ein - Seedorf wechselte zu Botofago nach Brasilien, dem Heimatland seiner Frau. „Nach zehn Jahren bei Milan war es eine riesige Motivation für mich. Etwas, das mir geholfen hat, jeden Morgen aufzustehen und zum Training zu gehen.“ Mit Erfolg: In der abgelaufenen Herbstmeisterschaft schoss Seedorf acht Tore und bereitete vier Treffer vor.
Der Unerreichbare: Peter Shilton, 63
Im Frühjahr 1997 kündigte der damalige englische Drittligaclub Leyton Orient eine lebende Legende - und das mit origineller Begründung: „Wir brauchen einen Keeper, dessen Bälle bis in den gegnerischen Strafraum fliegen“, rechtfertigte Leytons Manager Tommy Taylor die Vertragsauflösung mit dem zu schwachen Ausschuss des heute 63-Jährigen. Bis dahin stellte Shilton wohl einen Rekord für die Ewigkeit auf: 1.387 Spiele absolvierte der 125-fache Nationaltorhüter von 1966 bis 1997. Eine von Titeln und Trophäen gekrönte Laufbahn.

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Bisher unerreicht: Peter Shilton beendete seine Karriere im zarten Alter von 47
Mit Nottingham gewann Shilton die Meisterschaft sowie je zweimal den Ligacup und den Europapokal der Meister (1979, 1980). 1978 wurde er von den englischen Profis zum „Spieler des Jahres“ gewählt. Doch er lernte auch die Schattenseiten des Ruhms - Spielsucht, Alkoholeskapaden, Eheprobleme - kennen. „Ich fühle mich so fit wie ehedem und will wieder regelmäßig spielen“, betonte Shilton noch im Winter 1996 - er war damals 47.
Mario Wally, ORF.at
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