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Historischer Triumph in München

Nach einer wahren Galavorstellung gegen den FC Barcelona steht der FC Bayern München mit David Alaba vor dem neuerlichen Einzug ins Finale der Champions League. Ein in dieser Höhe sensationelles, aber nicht unverdientes 4:0 über das katalanische Starensemble verschaffte dem deutschen Meister eine hervorragende Ausgangsposition für das Rückspiel am 1. Mai im Camp Nou. Für Messi und Co. war das erste Semifinale in München eine einzige Demütigung.

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0:4 hatte Barcelona in der Champions League zum bisher letzten Mal im Jahr 1997 gegen Dynamo Kiew verloren. Vor 68.000 Zuschauern in der Allianz Arena waren Thomas Müller mit einem Doppelpack (25., 82.), Mario Gomez (49.) und Arjen Robben (73.) mit ihren Toren hauptverantwortlich für den Triumph der Bayern. Der zweite Müller-Treffer wurde von Alaba mustergültig vorbereitet. Lionel Messi war wie viele seiner Teamkollegen ein Schatten seiner selbst, nach einer Oberschenkelverletzung aber auch noch nicht hundertprozentig fit.

David Alaba (Bayern) gegen Lionel Messi und Daniel Alves (Barcelona)

APA/EPA/DPA/Marc Müller

David Alaba erlebte gegen Lionel Messi und Co. eine Bayern-Sternstunde

Messi dabei, aber Bayern vom Start weg besser

Die Spannung war schon vor dem Spiel buchstäblich zum Greifen gewesen. Als Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der in den letzten Tagen als Steuersünder die Schlagzeilen dominiert hatte, seinen Platz in der ausverkauften Allianz-Arena einnahm, waren unzählige Objektive auf ihn gerichtet. Dass Alaba bei den Münchnern auf der linken Abwehrseite begann, war klar gewesen. Um den Einsatz des zuletzt angeschlagenen Barca-Stars Lionel Messi hatte es ein groß inszeniertes Rätselraten gegeben. Wie zu erwarten war, stand der Argentinier aber in der Startelf.

Nicht einmal zwei Minuten nach dem Anpfiff - Barcelona hatte gerade die erste Ballstafette beenden müssen - wäre dem FC Bayern beinahe der erhoffte Blitzstart in das Duell der Giganten gelungen. Arjen Robben stürmte per Doppelpass mit Javi Martinez in den Strafraum, zog aus zehn Metern ab und zwang Barca-Keeper Victor Valdes mit einem Flachschuss zur ersten Glanzparade. Die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes kam also in der Anfangsphase sofort in die Gänge, auch wenn Messi und Co. wie immer sehr oft und lange am Ball waren.

Müller eröffnet Bayern-Torreigen

Als Thomas Müller (16.) den Ball direkt in die Arme von Valdes feuerte, hatte Schiedsrichter Viktor Kassai aus Ungarn unmittelbar davor schon die erste brenzlige Situation zu überstehen gehabt. Bayern-Kapitän Philipp Lahm hatte vom Sechzehner aus geschossen und Gerard Pique am Unterarm getroffen. Da dieser nicht am Körper angelegt war, wäre es ein strenger, aber argumentierbarer Elfmeterpfiff gewesen. Er blieb aus, was die Bayern aber kaum hadern ließ. Sie attackierten Barca weiterhin konsequent früh und schalteten schnell in die Offensive um.

Thomas Müller (Bayern) jubelt

APA/AP/Kerstin Joensson

Thomas Müller war der Mann des Spiels

Der fünfte Eckball der Gastgeber leitete in der 25. Minute die erste ganz große Szene im Semifinale ein. Der Ball gelangte aus der Mitte wieder zu Robben auf der rechten Seite. Der Niederländer flankte auf Dante, der Brasilianer köpfelte in Richtung rechter langer Ecke, und dort kam Müller angerauscht, um aus kurzer Distanz per Kopf auf 1:0 zu stellen. Barca hatte sich schon davor schwergetan, gefährlich in den Strafraum zu kommen. Das Gegentor machte das nicht gerade besser. Bayern hatte die Partie, Alaba auf seiner Seite ebenfalls alles im Griff.

Nach einer halben Stunde hatte das Team von Coach Tito Vilanova erstmals so etwas wie eine Torchance, doch Messi kam bei einer Hereingabe von Pedro zu spät. Viel gefährlicher wurde es, wenn Robben, Franck Ribery und Müller vorstießen. Als der Ball Sergio Busquets bei einem Sprungduell mit Dante an die Hand flog (32.), gab Kassai erneut keinen Elfer. Die Münchner hatten keine Mühe, die Führung in die Pause zu bringen. Spaniens designierter Meister konnte vielmehr froh sein, nicht höher in Rückstand geraten zu sein.

Gomez erwischt Barca eiskalt

Personell unverändert nahmen die Kontrahenten dann die zweite Hälfte in Angriff. Wer wacher und frischer aus der Kabine kam, wurde bereits in der 52. Minute beantwortet. Wieder war es Robben, der die Aktion mit einem Eckball von rechts eröffnete. Müller stieg an der zweiten Stange hoch, köpfelte den Ball in die Mitte, wo Mario Gomez aus schwer abseitsverdächtiger Position volley zum 2:0 traf. Das erfolgsverwöhnte Barca-Ensemble wusste nicht, wie ihm geschah. Messi, Andres Iniesta und Xavi waren über weite Strecken abgemeldet.

Mario Gomez (Bayern) erzielt das 2:0

Reuters/Michaela Rehle

Auch als Vorbereiter glänzte Müller - Gomez stand, wo ein Stürmer stehen muss

Verantwortlich dafür waren Bastian Schweinsteiger und Javi Martinez, die im defensiven Mittelfeld der Bayern eine sensationelle Leistung boten. Dass Messi nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war, machte es für die Gäste noch härter. Alaba hatte links gemeinsam mit Ribery den sonst brandgefährlichen Dani Alves sicher im Griff. Der 20-jährige Österreicher leistete sich keine Unkonzentriertheiten, agierte taktisch hochdiszipliniert und stand seinen Kollegen in Sachen Spritzigkeit um nichts nach.

Robben nutzt Fehlentscheidung eiskalt aus

Müller (52.) und Ribery (55.) verfehlten das Tor jeweils knapp. Bis zur ersten Schrecksekunde der Bayern in der zweiten Hälfte vergingen 25 Minuten. Busquets strahlte beim zu zentralen Schuss direkt auf Bayern-Goalie Manuel Neuer all die Harmlosigkeit aus, mit der Barcelona an diesem Tag agierte. Vier Minuten später schlugen die Bayern dann umso effektiver zu, obwohl ihr drittes Tor äußerst umstritten war. Als Robben (73.) nämlich von rechts einen seiner bekannten Haken nach innen ansetzte, räumte Müller den mitgeeilten Jordi Alba per Bodycheck geradezu weg - eine klare Regelwidrigkeit, die ungeahndet blieb.

Robben nutzte die Situation eiskalt aus, zog mit links ab und traf genau in die linke Ecke zum 3:0. Barca hatte längst gewankt, nun waren Messi und Co. dabei, zu fallen. Nachdem Marc Bartra (76.) plötzlich alleine vor Neuer aufgetaucht war und kläglich vergeben hatte, drängte Bayern nun sogar auf das vierte Tor. Es sollte nicht lange dauern - und diesmal hatte der defensiv mehr als überzeugende Alaba auch vorne seine Beine im Spiel. Von seiner linken Seite pfiff der ÖFB-Teamspieler bei einem Konter in den Strafraum und spielte einen idealen Querpass auf Müller, der nur noch zum 4:0 (82.) einschieben musste.

Harald Hofstetter, ORF.at

UEFA Champions League, Semifinal-Hinspiel

Dienstag:

Bayern München - FC Barcelona 4:0 (1:0)

Allianz Arena, 68.000 Zuschauer, SR Kassai (HUN)

Torfolge:
1:0 Müller (25.)
2:0 Gomez (49.)
3:0 Robben (73.)
4:0 Müller (82.)

Bayern: Neuer - Lahm, Boateng, Dante, Alaba - Schweinsteiger, Martinez - Robben, Müller (83./Pizarro), Ribery (88./Shaqiri) - Gomez (71./Gustavo)

Barcelona: Valdes - Alves, Bartra, Pique, Alba - Xavi, Busquets, Iniesta - Sanchez, Messi, Pedro (83./Villa)

Gelbe Karten: Gomez, Martinez, Schweinsteiger bzw. Bartra, Sanchez, Alba (im Rückspiel gesperrt), Iniesta

Die Besten: Müller, Robben, Martinez bzw. Alves

Rückspiel am 1. Mai

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