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Träume platzen, Tränen fließen

Während die siegreichen Bayern mit 2.000 geladenen Gästen im Festsaal des „Grosvenor House“ in London die Nacht zum Tag gemacht haben, können die Dortmunder die Enttäuschung über ihre knappe Niederlage im Champions-League-Finale nicht so recht verbergen. Bei allem Stolz auf ihre Leistung überwog am Ende der Frust.

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„Es fühlt sich immer noch ein bisschen scheiße an“, sagte Joachim Watzke, der Borussia-Geschäftsführer, auch Stunden nach dem 1:2 (0:0) gegen die Bayern im Wembley-Stadion, wo der BVB vor 86.000 Zuschauern am Samstag trotz starker Gegenwehr die große Chance verspielt hatte, zum zweiten Mal nach 1997 den europäischen Thron zu besteigen.

Klopp: „Das tut weh“

Auch Frohnatur Jürgen Klopp tat sich schwer, wieder in Stimmung zu kommen. „Ich brauche einen Moment, dass ich wieder den Stolz fühle, der irgendwo in mir schlummert auf meine Mannschaft“, kommentierte der BVB-Trainer. „Wenn man sich was so sehr wünscht und es dann nicht bekommt, dann tut das weh. Aber ich finde, dass die Mannschaft ein großes Spiel gemacht hat. So offen hat selten eine Mannschaft gegen Bayern in dieser Saison ein Spiel gestaltet.“

Tatsächlich konnten die Dortmunder für sich in Anspruch nehmen, den in dieser Saison überragenden FC Bayern München wie kaum ein anderer Verein gefordert und sich auch als würdiger CL-Finalgegner präsentiert zu haben. Dennoch oder gerade deshalb flossen bei vielen Spielern nach dem Schlusspfiff die Tränen. Tormann Roman Weidenfellner befürchtet, dass eine so große Chance auf Ruhm und Ehre so schnell vermutlich nicht wiederkommt. „Jeder weiß doch, dass man nicht jedes Jahr die Möglichkeit hat, so ein tolles Finale spielen zu können“, sagte er.

Roman Weidenfeller

Reuters/Stefan Wermuth

Weidenfellner trauerte einer vergebenen Chance nach

Keine Zukunftssorgen

Sorgen, dass sich Dortmund damit vorerst aus dem illustren Kreis der Topclubs verabschiedet haben könnte, wollten jedoch weder Spieler noch Geschäftsführer Watzke aufkommen lassen, der sich ungeachtet des feststehenden Abschieds von Jungstar Mario Götze zu den Bayern und des drohenden Verlustes von Torjäger Robert Lewandowski kämpferisch gab. „Eines verspreche ich: Wir werden in der kommenden Saison eine Mannschaft haben, die mindestens genauso gut ist und die wieder angreifen wird“, sagte Watzke.

Das wird jedenfalls davon abhängen, wie viel Geschick Dortmund beim Auffüllen des vermutlich dezimierten Kaders beweist. Die überraschend offene Andeutung des siegreichen Bayern-Trainers Jupp Heynckes, dass auch Lewandowskis Wechsel zu den Münchnern „nicht mehr lange auf sich warten“ lässt, verheißt für den BVB wenig Gutes - demnach steht der Verlust eines weiteren Leistungsträgers unmittelbar bevor. Goalie Weidenfellner erläuterte mit Verweis auf Real Madrid: „Man sieht es an solchen Vereinen, die einen unglaublichen Etat haben und es dennoch nicht schaffen.“

„Ergebnis war Scheiße“

Klopp wollte sich über die Personalplanungen im Moment der bittersten Niederlage konkret noch nicht äußern. „Es ist zu früh. Nächste Woche bin ich im Urlaub und dann bin ich irgendwann zurück, dann kaufen wir ein paar Spieler. Erst dann kann ich dazu etwas sagen“, so Klopp, um seine Mannschaft zugleich aufzumuntern: „In zwei Jahren ist das Finale in Berlin. Das wäre vielleicht ein guter Platz, um in ein weiteres Champions-League-Finale einzuziehen.“

Der Stachel vom verlorenen Endspiel in London saß tief, wenngleich er das Positive herausstrich. „Wir haben es verdient, in diesem Finale zu sein. Das haben wir bewiesen. Unsere Fans waren toll, die Atmosphäre war toll. Das Event war großartig, nur das Ergebnis war so Scheiße.“ BVB-Kapitän Sebastian Kehl: „Wir haben uns der Welt wahnsinnig gut präsentiert und können stolz sein.“ Auch Klopp gab sich letztlich als sympathischer, fairer Verlierer und sprach von einem würdigen Sieger. „Herzlichen Glückwunsch an Bayern und vor allem an Jupp Heynckes, dem ich diesen Titel wirklich gönne.“

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