„Ein Traum nach vielen Enttäuschungen“
Beim 2:1-Finalsieg der Bayern gegen Dortmund wurde auch ein ganz persönliches Fußballmärchen geschrieben. Vor einem Jahr noch war Arjen Robben das Sinnbild der geprügelten Bayern, die in Meisterschaft, Cup und im „Finale dahoam“ dreimal mit Platz zwei vorlieb nehmen mussten. Im Londoner Wembley-Stadion avancierte nun ausgerechnet der Niederländer vom größten Deppen zum umjubelten Helden.
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Mit dem Assist zum 1:0 und dem Last-Minute-Siegestor rehabilitierte sich Robben eindrucksvoll für seine in der letzten Saison erlittene Schmach. Im vorentscheidenden Meisterduell in Dortmund hatte der 29-Jährige einen Penalty vergeben. Ein paar Wochen später versagten Robben neuerlich die Nerven, als er im CL-Finale in der Allianz Arena in der 95. Minute beim Stand von 1:1 mit einem Elfmeter an Chelsea-Goalie Petr Cech scheiterte. Am Ende schlichen die Bayern als große Verlierer im Elferschießen vom Platz.
Die Fans präsentierten ihm dafür wenige Tage danach die Rechnung: Beim Spiel der Bayern gegen das niederländische Nationalteam wurde Robben gnadenlos ausgepfiffen. Während die Anhänger zwölf Monate später alles vergeben haben, blieb Robben die vielleicht schwierigste Zeit seiner Karriere nachhaltig in Erinnerung. „Das vergisst man nicht, was letztes Jahr passiert ist. Das kommt alles hoch“, schilderte Robben seine Gefühle. „Das ist ein Traum nach vielen großen Enttäuschungen. Du willst am Ende nicht der Loser sein, du willst mal was gewinnen.“

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Eine Foto mit dem CL-Pokal sehnte Arjen Robben lange herbei
Ende eines persönlichen Finaltraumas
Und das hat Robben nun auch auf internationaler Ebene geschafft. Mit dem Sieg über Dortmund beendete der Offensivspieler sein persönliches Finaltrauma, hatte er doch nicht nur in den CL-Endspielen 2010 und 2012, sondern auch im WM-Endspiel 2010 mit den Niederlanden gegen Spanien den Kürzeren gezogen. Entsprechend ausgelassen fiel auch Robbens Jubel aus. Nachdem er Mats Hummels stehen ließ und Goalie Roman Weidenfeller verlud, schrie er sich die Seele aus dem Leib.
Von den Bayern-Fans hallten ihm „Arjen Robben“-Rufe entgegen, die Medien feierten ihn als Matchwinner. „Robben reißt Dortmund aus allen Träumen. Das ist die Krönung einer wahnsinnigen Saison, das ist der verdiente Lohn für eine außergewöhnliche Mannschaft. Mit einem Helden, dem diese Rolle wohl kaum noch jemand zugetraut hätte“, schrieb etwa die „B.Z.“. Die „Gazzetta dello Sport“ titelte: „Robben-Triumph in Wembley. Was für ein Wahnsinn.“

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Mit viel Übersicht beim Siegestor verewigte sich Robben in den Bayern-Annalen
„Das sind so viele Emotionen“
Dabei schien Robben neuerlich zum „Chancentod“ zu avancieren, scheiterte er doch gleich mehrmals in aussichtsreicher Position an Goalie Weidenfeller. „Ich habe vieles vorgehabt heute, ich hatte in den Wochen vor dem Finale so oft gehört, Arjen, du schießt das Tor. Dann gebe ich die wichtige 1:0-Vorlage und schieße ein Tor, das ist ein Traum. Das sind so viele Emotionen, unglaublich“, erzählte der 29-Jährige freudestrahlend. „Der Champions-League-Sieg ist das Größte, was du auf Clubebene erreichen kannst, wir haben lange darauf gewartet.“
Nach der Pokalübergabe gab Robben den Einpeitscher auf der Bande, er setzte sich den Pokal auf den Kopf, küsste ihn, ließ sich feiern und nahm als Erinnerung ein Stück des Netzes jenes Tores mit, in das er zuvor getroffen hatte. Robben wurde auch völlig zurecht als Mann des Spiels ausgezeichnet und dafür von Manchester Uniteds scheidendem Erfolgstrainer Alex Ferguson geehrt. „Es ist eine große Ehre von einer Legende diesen Preis überreicht zu bekommen“, sagte der Niederländer, der auch nach dem Spiel den Ton angab.

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Statt tiefer Trauer war diesmal bei Robben Feierstimmung angesagt
Robben wird zum Partytiger
Coach Jupp Heynckes hatte nach dem großen Erfolg nichts mehr zu melden. „Das ganze Jahr haben wir unserem Trainer sehr gut zugehört, jetzt dürfen wir entscheiden“, verkündete der Niederländer forsch und setzte kurzerhand alle Partyvorgaben seines Chefs Richtung DFB-Cupfinale gegen den VfB Stuttgart am Samstag außer Kraft. „Wenn wir jetzt zwei, drei Tage feiern, glauben Sie, dann werden wir in Berlin nicht gut sein?“, fragte der Offensivspieler und gab die Antwort breit grinsend gleich selbst: „Ich glaube das nicht!“
Bei der Siegerparty der Münchner war Robben nicht zu bremsen. Völlig losgelöst stand er im Festsaal des „Grosvenor House“ auf einem Stuhl, schwenkte tanzend eine Vase mit roten Rosen in der einen und eine Bierflasche in der anderen Hand. Innig umarmte und küsste er danach seine Frau Bernadien. Alles nach einem Spiel, das dem polarisierenden Star auf ewig einen Ehrenplatz in den Geschichtsbüchern des deutschen Rekordmeisters sichern wird.
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